Dramatische Appelle angesichts vierter Corona-Welle
3000 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen – Täglich Verlegungen zwischen Kliniken
Berlin – Die sich zuspitzende Corona-Lage droht das Gesundheitssystem in Deutschland nach Einschätzung von Medizinern zu überfordern. Die mögliche Ampel-Koalition will mit der Neufassung des Infektionsgesetzes dagegenhalten.
Doch die Abstimmung im Bundestag am Donnerstag wird zur ersten großen Bewährungsprobe für das angestrebte Bündnis von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Denn SPD, Grüne und FDP wollen gegen den Willen auch mehrerer Grünen-Gesundheitsminister der Länder die epidemische Lage nationaler Tragweite am 25. November auslaufen lassen und durch einen eingeschenleben.
schränkteren Maßnahmenkatalog im Infektionsschutzgesetz ersetzen. Das Auslaufenlassen der Pandemielage sei ein Fehler, rief beispielsweise Verdi-Chef Frank Werneke am Sonntag die Ampel zur Korrektur auf.
Am Wochenende machten Mahnrufe die Dramatik der Situation deutlich. „Jeder Tag des Abwartens kostet MenDas Infektionsgeschehen breitet sich unkontrolliert aus. Das Gesundheitssystem läuft Gefahr, zusammenzubrechen“, heißt es in einem gemeinsamen Appell von 35 führenden Medizinern und anderen Fachleuten. „Ich habe mir noch nie in der Pandemie so große Sorgen gemacht wie jetzt“, sagte die Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna, den Funke-Zeitungen. „Uns rennt im Moment wirklich die Zeit davon“, sagte Intensivmediziner Christian Karagiannidis dem RBB.
Die Lage in den Krankenhäusern verschärft sich bundesweit: Am Sonntag stieg die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten auf über 3000, rund 1000 mehr als vor zwei Wochen.
Besonders kritisch ist laut Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) die Situation in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Aber auch auf Niedersachsens Intensivstationen ist die Lage angespannt, hier vermeldeten am Sonntag etwa die Stadt Delmenhorst und der Kreis Wittmund eine vollständige Auslastung.
Einem vertraulichen Bericht der Länder zufolge gibt es in Bayern und Baden-Württemberg bereits „täglich Verlegungen zwischen Kliniken zum Erhalt der Funktionsfähigkeit“. „Im Norden gibt es noch Kapazitäten, im Süden sind sie praktisch aufgebraucht“, heißt es darin laut den Funke-Zeitungen.