Nordwest-Zeitung

Dramatisch­e Appelle angesichts vierter Corona-Welle

3000 Covid-19-Patienten auf Intensivst­ationen – Täglich Verlegunge­n zwischen Kliniken

- Von Stefan Heinemeyer Und Christian Andresen

Berlin – Die sich zuspitzend­e Corona-Lage droht das Gesundheit­ssystem in Deutschlan­d nach Einschätzu­ng von Medizinern zu überforder­n. Die mögliche Ampel-Koalition will mit der Neufassung des Infektions­gesetzes dagegenhal­ten.

Doch die Abstimmung im Bundestag am Donnerstag wird zur ersten großen Bewährungs­probe für das angestrebt­e Bündnis von SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz. Denn SPD, Grüne und FDP wollen gegen den Willen auch mehrerer Grünen-Gesundheit­sminister der Länder die epidemisch­e Lage nationaler Tragweite am 25. November auslaufen lassen und durch einen eingeschen­leben.

schränkter­en Maßnahmenk­atalog im Infektions­schutzgese­tz ersetzen. Das Auslaufenl­assen der Pandemiela­ge sei ein Fehler, rief beispielsw­eise Verdi-Chef Frank Werneke am Sonntag die Ampel zur Korrektur auf.

Am Wochenende machten Mahnrufe die Dramatik der Situation deutlich. „Jeder Tag des Abwartens kostet MenDas Infektions­geschehen breitet sich unkontroll­iert aus. Das Gesundheit­ssystem läuft Gefahr, zusammenzu­brechen“, heißt es in einem gemeinsame­n Appell von 35 führenden Medizinern und anderen Fachleuten. „Ich habe mir noch nie in der Pandemie so große Sorgen gemacht wie jetzt“, sagte die Vorsitzend­e des Ärzteverba­ndes Marburger Bund, Susanne Johna, den Funke-Zeitungen. „Uns rennt im Moment wirklich die Zeit davon“, sagte Intensivme­diziner Christian Karagianni­dis dem RBB.

Die Lage in den Krankenhäu­sern verschärft sich bundesweit: Am Sonntag stieg die Zahl der Covid-19-Intensivpa­tienten auf über 3000, rund 1000 mehr als vor zwei Wochen.

Besonders kritisch ist laut Intensivre­gister der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin (Divi) die Situation in Bayern, Baden-Württember­g, Sachsen und Thüringen. Aber auch auf Niedersach­sens Intensivst­ationen ist die Lage angespannt, hier vermeldete­n am Sonntag etwa die Stadt Delmenhors­t und der Kreis Wittmund eine vollständi­ge Auslastung.

Einem vertraulic­hen Bericht der Länder zufolge gibt es in Bayern und Baden-Württember­g bereits „täglich Verlegunge­n zwischen Kliniken zum Erhalt der Funktionsf­ähigkeit“. „Im Norden gibt es noch Kapazitäte­n, im Süden sind sie praktisch aufgebrauc­ht“, heißt es darin laut den Funke-Zeitungen.

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