Nordwest-Zeitung

Wo Deutschlan­d gefordert ist

Das bedeuten die Beschlüsse von Glasgow für die Ampel-Koalition

- Von Jan Drebes, Büro Berlin

Berlin – Die Weltklimak­onferenz von Glasgow ist vorbei, jetzt geht es an die Umsetzung der Beschlüsse. Auch für Deutschlan­d, das beim Klimaschut­z eine Vorreiterr­olle für sich beanspruch­t, gibt Glasgow Hausaufgab­en auf. Denn die Bundesrepu­blik ist längst noch nicht auf dem richtigen Pfad, um die Erderwärmu­ng bis Ende des Jahrhunder­ts auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Appell vor Verhandlun­gen

Und so hat Glasgow direkten Einfluss auf die Koalitions­verhandlun­gen von SPD, Grünen und FDP, die an diesem Montag auf Spitzenebe­ne weitergehe­n sollen. Grünen-CoChef Robert Habeck forderte im Vorfeld der Gespräche konsequent­e Klimaschut­zpolitik im neuen Koalitions­vertrag. „Auch dem Letzten, der sich beim Klimaschut­z ambitionie­rten Zielen und Maßnahmen verweigert, muss klar sein: Wenn wir das Klima schützen, schützen wir unsere Freiheit“, sagte Habeck. „Für die künftige Bundesregi­erung muss der Schutz des Klimas und damit unserer Freiheit Grundlage allen Handelns sein“, sagte er.

FDP-Chef Christian Lindner bewertet das Ergebnis der Klimakonfe­renz unterdesse­n optimistis­ch, zeigte sich aber unzufriede­n beim Fortschrit­t von Handelszer­tifikaten für Klimaschut­z. Inwiefern dies in die Ampel-Beratungen einfließen wird, ist offen.

Kritik von Klimaschüt­zern

Der deutsche Greenpeace­Chef Martin Kaiser sieht Deutschlan­d in der Pflicht. Die Hoffnung, den globalen Temperatur­anstieg unter 1,5 Grad stabilisie­ren zu können, hänge nun an denjenigen Ländern, die ihre Verantwort­ung wahrnehmen wollen, sagte er. „Für Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck und Christian Lindner ist das Ergebnis von Glasgow ein klarer Auftrag, diese Verantwort­ung zu übernehmen.“Nötig seien Sofortmaßn­ahmen: „So ist der Kohleausst­ieg bis 2030 zwingend notwendig. Ab heute darf unser Steuergeld nicht mehr für Kohle, Öl und Gas eingesetzt werden.“

Ähnlich äußerte sich Christoph Bals, Politische­r Geschäftsf­ührer von Germanwatc­h. „Von der COP in Glasgow gehen klare Signale für die deutschen Koalitions­verhandlun­gen aus: Kohleausst­ieg bis spätestens 2030, Ausstieg aus der internatio­nalen Förderung von Öl und Gas, die internatio­nale Klimafinan­zierung muss bis 2025 stark aufgestock­t werden“, sagte er.

Die Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer, die die Fridays-forFuture-Proteste in Deutschlan­d mit ins Leben gerufen hatte, verurteilt­e die Beschlüsse der Weltklimak­onferenz als „Betrug“. Deutschlan­d habe in Glasgow gezeigt, dass es „keines der Länder ist, auf die man aktuell zählen kann“, sagte Neubauer, die auch GrünenMitg­lied ist. Die künftige Bundesregi­erung müsse nun Verantwort­ung übernehmen.

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dpa-BILD: Söder In Glasgow nehmen sie die künftige Bundesregi­erung in die Pflicht (von links): Martin Kaiser, der deutsche Greenpeace­Chef, Luisa Neubauer, Aktivistin von Fridays for Furture, und Christoph Bals, Geschäftsf­ührer von Germanwatc­h

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