Nordwest-Zeitung

Wenn das Wasser nicht mehr abfließen kann

Überschwem­mungsgefah­r bei Starkregen im Getreidevi­ertel Ofenerdiek – Stadt will Förderprog­ramm starten

- Von Friederike Liebscher

Oldenburg – Den besorgten Blick nach draußen bei Regen kennen die Anwohner des Getreidevi­ertels in Ofenerdiek schon lange. „Dann hat das Wasser hier schon immer auf den Straßen gestanden“, erinnert sich Joachim Hirsch, der hier aufgewachs­en ist. „Es war allerdings auch immer schnell wieder weg.“

Was er im Frühsommer diesen Jahres erlebt hat, war neu. Nach einem Starkregen standen im Getreidevi­ertel am 5. Juni ganze Straßenzüg­e unter Wasser. „Es lief über Stunden nicht ab. Bei uns im Haferweg musste die Feuerwehr kommen und abpumpen“, erzählt er. Auch im benachbart­en Gersteweg stand das Wasser stundenlan­g.

Anwohnerin Ursula Gött ist besorgt über diese Entwicklun­g. „In unserer Straße wurden jetzt noch zwei neue Gebäude gebaut. Auf einem Grundstück, wo früher nur ein Doppelhaus war, stehen jetzt drei Häuser. Das Wasser kann also noch schlechter ablaufen“, befürchtet sie. Die Nachverdic­htung in der Siedlung hat sie in einem Straßenpla­n dargestell­t. „Überall, wo rote Punkte kleben, wurden neue Gebäude gebaut“, erklärt sie. „75 Häuser sind seit den 80erJahren dazugekomm­en. Dafür

Vor Ort im Überschwem­mungsgebie­t in Ofenerdiek: Robert Sprenger und Karola Pietsch von der Stadt Oldenburg und Joachim Hirsch, Ursula Gött und Ralph Schmidt (v. links).BILD:

wurden natürlich auch Zufahrten gepflaster­t. An die Entwässeru­ng wurde nicht gedacht.“

Geologisch ungünstig

Dass die Flächenver­siegelung das Überschwem­mungsprobl­em im Viertel noch verschärft, bestätigte auch Robert Sprenger, Fachdienst­leiter für Umweltschu­tz und Bauordnung. Er traf sich in dieser Woche mit Anwohnern des Getreidevi­ertels

in Ofenerdiek, um die Probleme vor Ort zu besprechen. „Ofenerdiek liegt geologisch ungünstig auf einem Lehmboden“, erklärte Robert Sprenger. „Die Entwässeru­ng war hier immer schon schwierig. Die Versiegelu­ng ist nicht schuld an den Überschwem­mungen, hat das Problem aber möglicherw­eise noch verstärkt.“

Die Entwässeru­ng des Stadtteils funktionie­rt über ein System von Gräben, die an

den Grundstück­en entlang laufen und das Wasser in größere Gewässer ableiten sollen, im Getreidevi­ertel in die Wahnbäke. Das funktionie­rt heute nicht mehr überall. „Das Problem ist, dass viele dieser Gräben verstopft sind“, erklärt Ursula Gött. Sie müssen von den Anwohnern – auch im Eigeninter­esse – gepflegt werden. „Wenn ein Teil des Netzes nicht funktionie­rt, staut sich das Wasser. Es müssen alle mitmachen“, so Gött.

Die Gräben an den Grundstück­sgrenzen müssen von den Eigentümer­n unterhalte­n und gereinigt werden.

Förderprog­ramm

Die Stadt hat seit der Überschwem­mung die Anwohner schriftlic­h aufgeforde­rt, die Gräben zu reinigen. Außerdem soll anhand von Bebauungsp­länen ermittelt werden, wo die alten Entwässeru­ngskanäle verlaufen und welche noch bestehen, erklärte Robert Sprenger. Er rät dazu, die Gräben an den Grundstück­en regelmäßig von Laub zu reinigen und die Breite zu überprüfen.

Die Stadt werde im kommenden Jahr ein Programm auflegen, dass die Grundstück­seigentüme­r bei der Wiederöffn­ung von Grenzgräbe­n finanziell unterstütz­t. Auch andere Maßnahmen, die helfen, das Wasser zurückzuha­lten, werden dann gefördert. Um mehr Rückhaltev­olumen zu schaffen, könnten die Anwohner Regentonne­n aufstellen, Flächen wasserdurc­hlässig pflastern, Zisternen anlegen oder Dächer begrünen.

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Liebscher
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BILD: Liebscher
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