Wenn das Wasser nicht mehr abfließen kann
Überschwemmungsgefahr bei Starkregen im Getreideviertel Ofenerdiek – Stadt will Förderprogramm starten
Oldenburg – Den besorgten Blick nach draußen bei Regen kennen die Anwohner des Getreideviertels in Ofenerdiek schon lange. „Dann hat das Wasser hier schon immer auf den Straßen gestanden“, erinnert sich Joachim Hirsch, der hier aufgewachsen ist. „Es war allerdings auch immer schnell wieder weg.“
Was er im Frühsommer diesen Jahres erlebt hat, war neu. Nach einem Starkregen standen im Getreideviertel am 5. Juni ganze Straßenzüge unter Wasser. „Es lief über Stunden nicht ab. Bei uns im Haferweg musste die Feuerwehr kommen und abpumpen“, erzählt er. Auch im benachbarten Gersteweg stand das Wasser stundenlang.
Anwohnerin Ursula Gött ist besorgt über diese Entwicklung. „In unserer Straße wurden jetzt noch zwei neue Gebäude gebaut. Auf einem Grundstück, wo früher nur ein Doppelhaus war, stehen jetzt drei Häuser. Das Wasser kann also noch schlechter ablaufen“, befürchtet sie. Die Nachverdichtung in der Siedlung hat sie in einem Straßenplan dargestellt. „Überall, wo rote Punkte kleben, wurden neue Gebäude gebaut“, erklärt sie. „75 Häuser sind seit den 80erJahren dazugekommen. Dafür
Vor Ort im Überschwemmungsgebiet in Ofenerdiek: Robert Sprenger und Karola Pietsch von der Stadt Oldenburg und Joachim Hirsch, Ursula Gött und Ralph Schmidt (v. links).BILD:
wurden natürlich auch Zufahrten gepflastert. An die Entwässerung wurde nicht gedacht.“
Geologisch ungünstig
Dass die Flächenversiegelung das Überschwemmungsproblem im Viertel noch verschärft, bestätigte auch Robert Sprenger, Fachdienstleiter für Umweltschutz und Bauordnung. Er traf sich in dieser Woche mit Anwohnern des Getreideviertels
in Ofenerdiek, um die Probleme vor Ort zu besprechen. „Ofenerdiek liegt geologisch ungünstig auf einem Lehmboden“, erklärte Robert Sprenger. „Die Entwässerung war hier immer schon schwierig. Die Versiegelung ist nicht schuld an den Überschwemmungen, hat das Problem aber möglicherweise noch verstärkt.“
Die Entwässerung des Stadtteils funktioniert über ein System von Gräben, die an
den Grundstücken entlang laufen und das Wasser in größere Gewässer ableiten sollen, im Getreideviertel in die Wahnbäke. Das funktioniert heute nicht mehr überall. „Das Problem ist, dass viele dieser Gräben verstopft sind“, erklärt Ursula Gött. Sie müssen von den Anwohnern – auch im Eigeninteresse – gepflegt werden. „Wenn ein Teil des Netzes nicht funktioniert, staut sich das Wasser. Es müssen alle mitmachen“, so Gött.
Die Gräben an den Grundstücksgrenzen müssen von den Eigentümern unterhalten und gereinigt werden.
Förderprogramm
Die Stadt hat seit der Überschwemmung die Anwohner schriftlich aufgefordert, die Gräben zu reinigen. Außerdem soll anhand von Bebauungsplänen ermittelt werden, wo die alten Entwässerungskanäle verlaufen und welche noch bestehen, erklärte Robert Sprenger. Er rät dazu, die Gräben an den Grundstücken regelmäßig von Laub zu reinigen und die Breite zu überprüfen.
Die Stadt werde im kommenden Jahr ein Programm auflegen, dass die Grundstückseigentümer bei der Wiederöffnung von Grenzgräben finanziell unterstützt. Auch andere Maßnahmen, die helfen, das Wasser zurückzuhalten, werden dann gefördert. Um mehr Rückhaltevolumen zu schaffen, könnten die Anwohner Regentonnen aufstellen, Flächen wasserdurchlässig pflastern, Zisternen anlegen oder Dächer begrünen.