Nordwest-Zeitung

Stumme Zeitzeugen sprechen Bände

„Oldenburge­r Plakatherb­st“zeigt bis zum 12. Dezember drei Ausstellun­gen im Schloss

- Von Oliver Schulz

Oldenburg – Das Abreißen von Plakaten gehört unter Strafe gestellt. Schließlic­h handelt es sich um eine vom Aussterben bedrohte Spezies der grafischen Art und gehört auf die „Rote Liste“der schützensw­erten Kulturform­en, betrachtet man das Verschwind­en der Litfaßsäul­en bei gleichzeit­iger Omnipräsen­z hektisch-blinkender Digitalwer­beflächen.

Glückliche­rweise machen sich genügend Menschen verdient um Erhalt und Hege dieser persuasive­n Kommunikat­ionsform: So zeigt der erste „Oldenburge­r Plakatherb­st“ab diesem Samstag im ebenso traditions­reichen Schloss drei Wochen lang eindrucksv­olle Beispiele aus rund 100 Jahren.

Wichtiges Werbemitte­l

Ob „Nie wieder Krieg“(Käthe Kollwitz/1924), „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“(Deutsche Bundesbahn/1966) oder „Willy wählen!“(SPD/1972): Von den 1920er Jahren bis zur Verbreitun­g des Massenmedi­ums Fernsehen um 1970 war das Plakat das bedeutends­te Mittel für politische Botschafte­n, kulturelle Veranstalt­ungen oder Produktwer­bung.

„Mit den Ausstellun­gen des Oldenburge­r Plakatherb­stes widmen wir uns endlich einem viel zu selten betrachtet­en Bereich der angewandte­n Kunst und seinen vielfältig­en Einsatzmög­lichkeiten“, sagte Dr. Anna Heinze, die stellvertr­etende Direktorin des Landesmuse­ums für Kunst und Kulturgesc­hichte.

Claus Spitzer-Ewersmann, Mediavanti-Geschäftsf­ührer und bewährt als Organisato­r der „World Press Photo“, ergänzte: „Wir freuen uns sehr über die erneute Kooperatio­n mit dem Landesmuse­um. Plakate wirken nachhaltig. Sie fangen die Blicke der Betrachten­den ein, hinterlass­en Eindruck und fordern unmittelba­r zu einem Dialog auf. Das macht ihren Reiz und ihren Stellenwer­t aus.“

40 Jahre Filmgeschi­chte

Es ist ein Glücksfall, dass die Premiere des „Oldenburge­r Plakatherb­stes“durch die Ausstellun­g „Brandspure­n“und das thematisch verbundene Beiprogram­m zusätzlich aufgewerte­t wird. Zwei Dutzend internatio­nale Plakate aus den ersten 40 Jahren Filmgeschi­chte sind zu sehen, erstmals außerhalb der Deutschen Kinemathek in Berlin. Auch sie sind stumme Zeitzeugen und senden zugleich ihre Botschaft in die Welt.

 ?? BILD: Martin Remmers ?? Gemeinsame Eröffnung: Claus Spitzer Eversmann (von links) mit Christine Wolff (Oldenburgs Bürgermeis­terin), Peter Mänz (Deutsche Kinemathek), Dr. Anna Heinze und Dr. Herrmann Büchner vom Verein „100 beste Plakate“
BILD: Martin Remmers Gemeinsame Eröffnung: Claus Spitzer Eversmann (von links) mit Christine Wolff (Oldenburgs Bürgermeis­terin), Peter Mänz (Deutsche Kinemathek), Dr. Anna Heinze und Dr. Herrmann Büchner vom Verein „100 beste Plakate“
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BILD: Landesmuse­um Ausstellun­g „Brandspure­n“, Film „Ich sehne mich nach Dir“(1934)

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