Stumme Zeitzeugen sprechen Bände
„Oldenburger Plakatherbst“zeigt bis zum 12. Dezember drei Ausstellungen im Schloss
Oldenburg – Das Abreißen von Plakaten gehört unter Strafe gestellt. Schließlich handelt es sich um eine vom Aussterben bedrohte Spezies der grafischen Art und gehört auf die „Rote Liste“der schützenswerten Kulturformen, betrachtet man das Verschwinden der Litfaßsäulen bei gleichzeitiger Omnipräsenz hektisch-blinkender Digitalwerbeflächen.
Glücklicherweise machen sich genügend Menschen verdient um Erhalt und Hege dieser persuasiven Kommunikationsform: So zeigt der erste „Oldenburger Plakatherbst“ab diesem Samstag im ebenso traditionsreichen Schloss drei Wochen lang eindrucksvolle Beispiele aus rund 100 Jahren.
Wichtiges Werbemittel
Ob „Nie wieder Krieg“(Käthe Kollwitz/1924), „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“(Deutsche Bundesbahn/1966) oder „Willy wählen!“(SPD/1972): Von den 1920er Jahren bis zur Verbreitung des Massenmediums Fernsehen um 1970 war das Plakat das bedeutendste Mittel für politische Botschaften, kulturelle Veranstaltungen oder Produktwerbung.
„Mit den Ausstellungen des Oldenburger Plakatherbstes widmen wir uns endlich einem viel zu selten betrachteten Bereich der angewandten Kunst und seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten“, sagte Dr. Anna Heinze, die stellvertretende Direktorin des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte.
Claus Spitzer-Ewersmann, Mediavanti-Geschäftsführer und bewährt als Organisator der „World Press Photo“, ergänzte: „Wir freuen uns sehr über die erneute Kooperation mit dem Landesmuseum. Plakate wirken nachhaltig. Sie fangen die Blicke der Betrachtenden ein, hinterlassen Eindruck und fordern unmittelbar zu einem Dialog auf. Das macht ihren Reiz und ihren Stellenwert aus.“
40 Jahre Filmgeschichte
Es ist ein Glücksfall, dass die Premiere des „Oldenburger Plakatherbstes“durch die Ausstellung „Brandspuren“und das thematisch verbundene Beiprogramm zusätzlich aufgewertet wird. Zwei Dutzend internationale Plakate aus den ersten 40 Jahren Filmgeschichte sind zu sehen, erstmals außerhalb der Deutschen Kinemathek in Berlin. Auch sie sind stumme Zeitzeugen und senden zugleich ihre Botschaft in die Welt.