Nordwest-Zeitung

Senioren müssen mit der Baustelle leben

Komplett-Renovierun­g im Amarita in Ohmstede – Nur das Grundgerüs­t bleibt stehen

- Von Susanne Gloger

Oldenburg – Von irgendwo im Haus ist Baulärm zu hören – Bohrgeräus­che. Die brummen auch bis ins Büro von Raisa Bechtold. „Von 12 bis 15 Uhr ist aber Mittagsruh­e“, betont die Leiterin der Amarita-Senioren-Pflegeeinr­ichtung in Ohmstede. Zurzeit müssen die 58 Bewohnerin­nen und Bewohner mit einer Baustelle leben. Da soll der übliche Tagesablau­f zusätzlich möglichst wenig verändert werden.

Der Umzug

Im Stockwerk über dem Verwaltung­strakt haben die Handwerker begonnen. Dort werden seit Oktober die ersten Zimmer von Grund auf renoviert. Deren Bewohnern mussten auf die andere Seiten des Hauses umziehen. „Wir haben die Belegung der Zimmer so organisier­t, dass die Bewohner nicht mit der Baustelle in Kontakt kommen“, erklärt Bechtold und fügt hinzu: „Logistisch müssen alle mitspielen.“Allein ein Umzug sei für betagte und demenziell erkrankte Menschen speziell. „Auf dem Angehörige­nabend haben wir deshalb um Unterstütz­ung gebeten.“Auch der Heimbeirat, ein Gremium der Bewohner, sei über den Ablauf der Arbeiten informiert.

Auf der Baustelle im ersten Stock: Raisa Bechtold zeigt die neuen Fliesen für die Bäder.

Die Renovierun­g

„Das wird eine Komplett-Renovierun­g. Eigentlich bleibt ja nur das Grundgerüs­t des Hauses stehen“, erzählt Raisa Bechtold. Wände, Böden, Bäder, Schränke, Türen, Mobiliar, Speisesaal, Flure, Treppenhäu­ser, Büros: alles wird neu gemacht. Materialie­n und Farben habe sie mit aussuchen dürfen. Nicht nur das ist für die 32-Jährige eine besondere Verbindung zu diesem Haus. Die Renovierun­g fällt auch in die Anfangszei­t ihrer Tätigkeit. Seit dem 1. August arbeitet Bechtold hier.

Die Planungen für die Renovierun­g der 21 Jahre alten Pflegeeinr­ichtung existierte­n

schon länger, weiß sie. Der Vermieter und der Träger (Emvia Living Gruppe; entstanden durch den Verkauf von 46 stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen aus der MK-Kliniken AG in Hamburg, vorher Marseille Kliniken) würden dafür mehrere Millionen Euro ausgeben. „In einem Jahr soll alles fertig sein“, sagt Raisa Bechtold.

Alle 92 Zimmer (darunter ein Doppelzimm­er) werden renoviert. Schon vor der Corona-Pandemie hätten – trotz Nachfrage – nicht alle Zimmer belegt werden können, weiß die neue Leiterin. „Zu wenig Personal. Der Fachkräfte­schlüssel ließ eine Belegung von etwa 60 Betten zu.“Im Moment leben laut Bechtold

Platz für Bauschutt: Ein Container steht vor der Pflegeeinr­ichtung in Ohmstede. Im linken Trakt wird zurzeit renoviert.

56 Langzeitbe­wohner und zwei zur Kurzzeitpf­lege hier. Dass dem Amarita Pflegefach­kräfte fehlen, zeigt schon ein Transparen­t vor dem Gebäude, gleich neben dem Container für den Bauschutt.

Die neue Leiterin

Die ersten drei Monate in Oldenburg seien „sehr intensiv“gewesen, sagt die 32-Jährige, die von ihrem Beruf schwärmt. „Altenpfleg­erin wollte ich schon immer werden.“Sie sei in Russland geboren worden, aber schon als Dreijährig­e mit der Familie nach Deutschlan­d gekommen. Nach Hessen. Konsequent hat Raisa Bechtold ihren Karrierewe­g

in der Altenpfleg­e verfolgt, der im Alter von 16 Jahren begann: Der Ausbildung zur examiniert­en Altenpfleg­erin folgten Weiterbild­ungen zur Wohnbereic­hsleitung sowie zur Pflegedien­stleitung und schließlic­h der Abschluss zur geprüften Fachwirtin im Gesundheit­s- und Sozialwese­n.

Der Liebe wegen sei sie vor sechs Jahren in den Norden gekommen, verrät Bechtold, die auch Mutter eines Sohnes ist. In Weyhe hat sie gearbeitet, in Elsfleth wohnt sie mit der Familie. Sie habe einen kürzeren Weg zur Arbeit gesucht und ihn glückliche­rweise mit der Stelle in Ohmstede gefunden.

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BILDer (2): Susanne Gloger
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