Senioren müssen mit der Baustelle leben
Komplett-Renovierung im Amarita in Ohmstede – Nur das Grundgerüst bleibt stehen
Oldenburg – Von irgendwo im Haus ist Baulärm zu hören – Bohrgeräusche. Die brummen auch bis ins Büro von Raisa Bechtold. „Von 12 bis 15 Uhr ist aber Mittagsruhe“, betont die Leiterin der Amarita-Senioren-Pflegeeinrichtung in Ohmstede. Zurzeit müssen die 58 Bewohnerinnen und Bewohner mit einer Baustelle leben. Da soll der übliche Tagesablauf zusätzlich möglichst wenig verändert werden.
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Der Umzug
Im Stockwerk über dem Verwaltungstrakt haben die Handwerker begonnen. Dort werden seit Oktober die ersten Zimmer von Grund auf renoviert. Deren Bewohnern mussten auf die andere Seiten des Hauses umziehen. „Wir haben die Belegung der Zimmer so organisiert, dass die Bewohner nicht mit der Baustelle in Kontakt kommen“, erklärt Bechtold und fügt hinzu: „Logistisch müssen alle mitspielen.“Allein ein Umzug sei für betagte und demenziell erkrankte Menschen speziell. „Auf dem Angehörigenabend haben wir deshalb um Unterstützung gebeten.“Auch der Heimbeirat, ein Gremium der Bewohner, sei über den Ablauf der Arbeiten informiert.
Auf der Baustelle im ersten Stock: Raisa Bechtold zeigt die neuen Fliesen für die Bäder.
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Die Renovierung
„Das wird eine Komplett-Renovierung. Eigentlich bleibt ja nur das Grundgerüst des Hauses stehen“, erzählt Raisa Bechtold. Wände, Böden, Bäder, Schränke, Türen, Mobiliar, Speisesaal, Flure, Treppenhäuser, Büros: alles wird neu gemacht. Materialien und Farben habe sie mit aussuchen dürfen. Nicht nur das ist für die 32-Jährige eine besondere Verbindung zu diesem Haus. Die Renovierung fällt auch in die Anfangszeit ihrer Tätigkeit. Seit dem 1. August arbeitet Bechtold hier.
Die Planungen für die Renovierung der 21 Jahre alten Pflegeeinrichtung existierten
schon länger, weiß sie. Der Vermieter und der Träger (Emvia Living Gruppe; entstanden durch den Verkauf von 46 stationären Pflegeeinrichtungen aus der MK-Kliniken AG in Hamburg, vorher Marseille Kliniken) würden dafür mehrere Millionen Euro ausgeben. „In einem Jahr soll alles fertig sein“, sagt Raisa Bechtold.
Alle 92 Zimmer (darunter ein Doppelzimmer) werden renoviert. Schon vor der Corona-Pandemie hätten – trotz Nachfrage – nicht alle Zimmer belegt werden können, weiß die neue Leiterin. „Zu wenig Personal. Der Fachkräfteschlüssel ließ eine Belegung von etwa 60 Betten zu.“Im Moment leben laut Bechtold
Platz für Bauschutt: Ein Container steht vor der Pflegeeinrichtung in Ohmstede. Im linken Trakt wird zurzeit renoviert.
56 Langzeitbewohner und zwei zur Kurzzeitpflege hier. Dass dem Amarita Pflegefachkräfte fehlen, zeigt schon ein Transparent vor dem Gebäude, gleich neben dem Container für den Bauschutt.
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Die neue Leiterin
Die ersten drei Monate in Oldenburg seien „sehr intensiv“gewesen, sagt die 32-Jährige, die von ihrem Beruf schwärmt. „Altenpflegerin wollte ich schon immer werden.“Sie sei in Russland geboren worden, aber schon als Dreijährige mit der Familie nach Deutschland gekommen. Nach Hessen. Konsequent hat Raisa Bechtold ihren Karriereweg
in der Altenpflege verfolgt, der im Alter von 16 Jahren begann: Der Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin folgten Weiterbildungen zur Wohnbereichsleitung sowie zur Pflegedienstleitung und schließlich der Abschluss zur geprüften Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen.
Der Liebe wegen sei sie vor sechs Jahren in den Norden gekommen, verrät Bechtold, die auch Mutter eines Sohnes ist. In Weyhe hat sie gearbeitet, in Elsfleth wohnt sie mit der Familie. Sie habe einen kürzeren Weg zur Arbeit gesucht und ihn glücklicherweise mit der Stelle in Ohmstede gefunden.