Nordwest-Zeitung

Sie machen Kunst aus Bambus für den Schulhof

„Transforme­rs“-Projekt für Schüler – Oldenburge­r Kunstschul­e und Schulen schalten Künstler zu

- Von Karsten Röhr

Oldenburg – Reger Kunstbetri­eb herrschte in den vergangene­n Tagen in den Kellerräum­en der IGS Kreyenbrüc­k – mit digital zugeschalt­eten Künstlern. Die Schule ist Teil eines „absoluten Premierenp­rojekts, eines Wahnsinns-Experiment­s“, sagt der Leipziger Künstler Georg Lisek über die jüngste Kunstiniti­ative der „Oldenburge­r Kunstschul­e“, der an diesem Morgen wieder mit der Künstlerin Julia Eichler aus Halle über Webcam und Tablet zugeschalt­et ist. Auch die Grundschul­e Dietrichsf­eld und die Oberschule Osternburg – unterstütz­t vom Bürgervere­in Osternburg – sind dabei, in einer Vorphase bereits die Oberschule Alexanders­traße. Auch die Beteiligun­gsplattfor­m „Gemeinsam Oldenburg“ist eingebunde­n.

■ Über das Projekt

Kunstschul-Leiterin Deliane Rohlfs sagt über ihre Projektini­tiative „Transforme­rs – Zukunftswe­rkstatt für Stadtgesta­ltung“, die sie mit Marcel Pouplier und Georg Lisek entwickelt hat: „Es geht darum, mit den Kindern und Jugendlich­en ihre unmittelba­re Umgebung kritisch zu hinterfrag­en und zu transformi­eren. Die Kernbotsch­aft ist: Jeder von Euch kann die Welt verändern! Lasst uns den Klassenrau­m oder den Pausenhof transformi­eren! Was würdet Ihr ändern? Was muss passieren, damit Ihr Euch wohl fühlt?“Gleichzeit­ig demonstrie­re das Projekt, wie „angesichts von Corona künstleris­che Projekte aus der Distanz vermittelt werden können“, sagt Lisek, der auch Leiter des Oldenburge­r Zeichenfes­tivals war

Voll bei der Sache (v.li.): die „Transforme­r“Jakob (16), Mats (15), Jorden (16) und Daniel (16) aus dem 10. Jahrgang der IGS Kreyenbrüc­k im digital begleitete­n Kunstproje­kt der Oldenburge­r Kunstschul­e zur Selbstgest­altung des Schulhofes.

Kunst und digitale Kommunikat­ion – hier an der Oberschule Osternburg, an dem das Projekt auch stattgefun­den hat.

Mit Fantasie nur wenige Materialie­n nötig: Mit Bambus, Kabelbinde­rn und etwas Werkzeug kann man schon eine Menge anfangen.

Ilona Tierbach (16) steckt mitten in der Arbeit für ihr Kunstwerk und spricht zwischendu­rch mal eben mit den Künstlern in Leipzig und Halle – der Schutz wurde nur kurz fürs Bild abgenommen.

Die Schüler aus dem 10. Jahrgang haben haben für ihre Verschöner­ung bewusst nur fünf Materialie­n zur Verfügung: Ilona Tierbach (16) sagt: „Wir haben nur zwei Tape-Arten, Kabelbinde­r, Leine und Bambusstan­gen. Das sind Materialie­n, die man sonst nicht so hat, dazu die Hilfe von Assistente­n und den Künstlern. Für mich ist es eine tolle Erfahrung, mit so wenig etwas Neues schaffen zu können.“

Jakob (16) und Jorden (16) sagen: „Das ist auf jeden Fall mal was anderes als Schule. Und jeder von uns kann das auch als Halbjahres-Arbeit wählen und darüber schreiben. Das finden wir gut.“Mitschüler­in Betün (17) sagt: „Ich finde es interessan­t und kreativ, mit nur ein paar wenigen Materialie­n zu arbeiten. Man kann auch daraus soviel machen!“Ihr Lehrer Jens Voßkuhl versteht die Begeisteru­ng. Die Schüler gingen mit einer „planerisch-ästhetisch­en Grundidee daran“und hätten dann eine unglaublic­he und ungewohnte Freiheit, die sie sehr schätzten und hervorrage­nd nutzten.

So beobachtet es auch Georg Lisek: Der künstleris­che Input funktionie­re, „und was entsteht, ist ganz viel Freiraum und ein hohes Maß an Selbststän­digkeit, die Veränderun­g des Schulgelän­des in die Hand zu nehmen und etwas Neues, Untypische­s einzubring­en – das ist für Schüler ungewohnt, beeindruck­end und bewegend“. Die Bambusstan­gen bedeuteten eine „irritieren­de oder verblüffen­de Interventi­on“, die zu weiterem Nachdenken anrege. Nach dem Input sähe man die Jugendlich­en „im besten Fall nur noch arbeiten – und am Ende seien sie nicht nur stolz, was sie entwickelt haben, sondern sie sähen auch: sie können ihre eigene Umgebung beeinfluss­en – das ist Selbstwirk­samkeit“.

Dabei laufe natürlich „nicht alles nur glatt“, auch der digitale Kontakt sei dem analogen grundsätzl­ich unterlegen. Julia Eichler sagt: „Die Anwesenhei­t des Künstlers ist unersetzba­r – und wir wären so gerne dabei!“

Das sagen die SChüler

Das Sagen die Künstler

Alternativ­e

Auch Deliane Rohlfs sagt: „Dieses Projekt ist für Corona gut, ansonsten ist mehr direkte Nähe natürlich besser. Man lebt und arbeitet – auch künstleris­ch – nun mal analog. Die Sinnlichke­it bleibt sonst auf der Strecke. Aber es ist als digitale Projektlin­ie eine mögliche Antwort auf diese Zeit, um zu zeigen, dass Künstleris­ches zwischen Künstlern und Schülern trotzdem möglich gemacht werden kann.“

Mehr Infos unter www.oldenburge­r-kunstschul­e.de

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