Mit Vorsicht und Angriffslust
Wie Kim Lea Müller in Moskau ihr EM-Ziel realisiert hat
Oldenburg – Buchstäblich gut gefahren ist BMX-Sportlerin Kim Lea Müller bei ihrem ersten EM-Start mit einem Mix aus Vorsicht und Angriffslust. Die in Oldenburg lebende und trainierende 19-Jährige vom Backyard e.V. schaffte es bei den Titelkämpfen im BMX Freestyle Park in Moskau gleich in die europäische Spitze. „Mein Ziel war es, ins Finale zu kommen“, erzählt die gebürtige Remscheiderin: „Dass es ein fünfter Platz werden würde, damit habe ich absolut nicht gerechnet.“
■ Mega talentiert
„Kim Lea ist eine der talentiertesten Fahrerinnen des Landes“, meint Petra Bohlen von Backyard über Müller, die vor fünf Jahren in den BMX-Sport eingestiegen war und vor zweieinhalb Jahren ihren ersten Wettkampf bestritten hatte. Schon 2020 war sie ins Team Deutschland berufen worden. Die Corona-Krise hatte aber dafür gesorgt, dass sie lange auf ihr Debüt bei einer internationalen Meisterschaft warten musste. Erst im Juni 2021 ging es zur WM. Im französischen Montpellier verpasste sie als 17. zwar das Finale, sammelte aber wertvolle Erfahrungen. „Ich wusste vorher nicht, dass man in der Qualifikation nicht alles riskiert, und habe deshalb einen Back Flip versucht. Bei dem bin ich gestürzt und hatte deshalb keine Chance mehr aufs Finale“, erzählt Müller.
■ Mega rasant
„Der BMX Freestyle Park ist eine bereits olympische Disziplin, die sich in den letzten Jahren in Bezug auf die Anzahl der Praktizierenden, insbesondere der jungen Leute, rasant entwickelt hat“, erklärt Bohlen. Müller startete nach der WM bei Events in Kroatien und Frankreich, um Ranglistenpunkte zu sammeln, da sie noch nicht sicher sein konnte, in Moskau mit dabei zu sein. „Das habe ich erst knapp einen Monat vorher vom Bundestrainer erfahren“, erzählt die 19-Jährige, die vor gut einer Woche mit einem negativen PCR-Test im Gepäck in den Flieger stieg. „Außerdem gab es jeden Tag einen Schnelltest“, berichtet Müller, die mit allen Teilnehmern in einem Hotel wohnte und den Trip auch dazu nutzte, touristische Highlights zu besuchen.
■ Mega krass
Am vergangenen Samstag fand im Music Media Dom in Moskau vor 500 Fans die Qualifikationen statt. „Eine ganz krasse Atmosphäre“, schwärmt Müller, die mit dem Schnitt aus den zwei zu absolvierenden einminütigen Läufen auf Rang vier landete und damit das Finalticket löste. „Da ich es bei der WM durch zu viel Risiko selbst verpatzt habe, bin ich es diesmal etwas vorsichtiger angegangen“, betont die Oldenburgerin.
■ Mega Nervös
Im Finale ging es eine Platzierung nach hinten, aber das war nicht mehr so wichtig. „Ich war mega nervös und musste auch einmal mit dem Fuß auf den Boden, was mich einige Punkte gekostet hat“, erzählt Müller. „Aber ich bin trotzdem echt zufrieden und einfach nur froh, es ins Finale geschafft zu haben“, sagt die sympathische Athletin, die vor lauter Aufregung erst ganz vergessen hatte, nach ihrem letzten Run auf die Leinwand zu schauen. Das Tableau zeigte knapp fünf Punkte Rückstand auf die drittplatzierte Spanierin Teresa Fernandez. Silber holte Teamkollegin Lara Lessmann aus Berlin hinter der überragenden Olympia-Dritten und WM-Zweiten Nikita Ducarroz aus der Schweiz.