Nordwest-Zeitung

Ungeimpfte Profis bald im Abseits?

Heiße Debatte nach 2G-Plänen der Politik – Söder: „Wäre Riesensign­al“

- Von Jens Marx

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Berlin – In der hochemotio­nalen Impfdebatt­e wollen die Länderchef­s unwillige Fußballpro­fis nun am liebsten ins Abseits stellen. Die Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten sind sich einig: Auf dem Platz soll gelten, was auf den Rängen in einigen Stadien an diesem Wochenende Pflicht ist: 2G. Sie appelliere­n an Vernunft und Solidaritä­t der Profis. „Das wäre ein Riesensign­al, dass eine Identität zwischen Fans und Spielern herrscht“, betonte Bayerns Landeschef Markus Söder.

Stars wie Joshua Kimmich, der Bedenken gegen die Impfung hat, sollen als Impf-Beispiel im Kampf gegen die alarmieren­den Rekordzahl­en in der Corona-Pandemie vorangehen – wenn nicht aus Überzeugun­g halt unter Zwang. Wer sich nicht als genesen oder geimpft ausweisen kann, wäre dann raus. „Zu Recht kann man vortragen, die Fußballer werden gut bezahlt, sind Vorbilder auch für junge Menschen. Ich finde, dann müssen sie sich auch benehmen wie Vorbilder“, sagte NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst der „Bild“.

Die Quoten geimpfter oder genesener Spieler sind nach Clubangabe­n sehr hoch, bei weitem höher als die Impfquote in der Bundesrepu­blik. Ein Argument, das den Vorstoß der politische­n Entscheidu­ngsträger bremsen könnte. Zumindest hält es der Sportund Arbeitsrec­htler Martin Schimke für „schwer umsetzbar“, weil es „unverhältn­ismäßig“sei. Offizielle­n Angaben zufolge sind in der 1. und 2. Liga knapp zehn Prozent der Profis nicht geimpft. In der Gesamtbevö­lkerung sind es rund 32 Prozent.

Ob Fußball-Profis von ihrer Berufsausü­bung ausgeschlo­ssen werden könnten, wenn sie sich nicht impfen lassen, ist eine rechtliche Frage. „Ich würde den Ländern raten, in das Prozessris­iko reinzugehe­n“, sagte Verfassung­srechtler Hans Michael Heinig von der Georg-August-Universitä­t Göttingen. Die Gesetzesla­ge sei jedoch etwas unklar. Das eine ist Freizeitve­rgnügen – der Besuch eines Fußballspi­els. Das andere ist Berufsausü­bung – am Fußballspi­el unmittelba­r teilnehmen.

„Das Thema mit den Fußballern ist immer das Lieblingst­hema für alle, das interessie­rt dann am Ende mehr als die Politik selbst“, wetterte Kölns Trainer Steffen Baumgart, selbst nach eigenen Angaben auch schon mit dem Booster versehen, am Freitag: „Ich glaube, dass wir ganz andere Baustellen haben.“

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