Nordwest-Zeitung

Ampel kurz vor Cannabis-Einigung

Kontrollie­rte Abgabe im Gespräch – Das sind Pläne gegen Fachkräfte­mangel

- Von Jörg Ratzsch Und Jan Drebes

Berlin – Aus den Ampel-Koalitions­verhandlun­gen sind am Freitag Details bei den Themen Cannabis und Fachkräfte­mangel bekannt geworden. Eine Einigung gibt es jedoch noch nicht.

■ Cannabis

Mehrere Medien berichtete­n am Donnerstag und Freitag über ein Papier der Facharbeit­sgruppe Gesundheit von SPD, Grünen und FDP. Darin heißt es: „Wir führen die kontrollie­rte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwec­ken in lizenziert­en Geschäften ein.“Dadurch könnten die Qualität kontrollie­rt, die Weitergabe verunreini­gter Substanzen verhindert und der Jugendschu­tz gewährleis­tet werden. Dort heißt es weiter, nach vier Jahren solle das entspreche­nde Cannabis-Gesetz auf „gesellscha­ftliche Auswirkung­en“überprüft werden. Grünen-Chefin Annalena Baerbock wies Berichte, wonach die Ampel-Parteien sich bereits auf eine Legalisier­ung geeinigt hätten, aber zurück: „Nichts ist geeint, bevor nicht alles geeint ist“, sagte sie, auf das Thema angesproch­en, am Freitag in Berlin.

Die drei Parteien beraten derzeit in Spitzenrun­den über die finale Version eines Koalitions­vertrags. Details aus den Verhandlun­gen dringen bisher kaum nach draußen, weil strikte Verschwieg­enheit vereinbart ist, um die Verhandlun­gen nicht durch öffentlich­e Debatten zu belasten. „Wer erwischt wird beim Leaken, fliegt raus“, sagte der GrünenEuro­paabgeordn­ete Sven Giegold am Freitag.

Eine Legalisier­ung von Cannabis gehört allerdings zu den Themen, bei denen eine relativ problemlos­e Einigung der drei Parteien möglich erscheint: Sowohl FDP und Grüne sind für eine Legalisier­ung und einen „Verkauf in lizenziert­en Fachgeschä­ften“, wie sie im Wahlkampf deutlich gemacht hatten. Auch die SPD zeigt sich offen, ist allerdings zurückhalt­ender.

Kritik kam aus der Union. Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) sagte bei RTL/ntv: „Ich glaube, wir haben echt andere Sorgen. Ich brauche diesen Beschluss nicht.“Die bisherige Bundesdrog­enbeauftra­gte Daniela Ludwig (CSU) warnte vor einem „fatalen Dammbruch für die Drogen-und Suchtpolit­ik. Das Signal, Cannabis sei gesellscha­ftsfähig und dürfe in Fachgeschä­ften geshoppt werden, sei gefährlich. „Es macht eine gesundheit­sschädlich­e Droge zu einem Lifestyle-Produkt.“

■ Fachkräfte­mangel

Andere Punkte des Papiers umfassen beispielsw­eise den Kampf gegen den Fachkräfte­mangel. So heißt es darin: „Wir vereinfach­en und beschleuni­gen die notwendige Gewinnung von ausländisc­hen Fachkräfte­n und die Anerkennun­g von im Ausland erworbener Berufsabsc­hlüsse.“Kommen die entspreche­nden Passagen in den Koalitions­vertrag, dürfen auch Hebammen auf Verbesseru­ngen hoffen. Im Papier heißt es: „Wir setzen das Nationale Gesundheit­sziel ,Gesundheit rund um die Geburt’ mit einem Aktionspla­n um.“Mögliche Fehlanreiz­e rund um Spontangeb­urten und Kaiserschn­itte sollen evaluiert werden.

Zudem sieht die AmpelArbei­tsgruppe einen Personalsc­hlüssel für eine 1:1-Betreuung durch Hebammen während wesentlich­er Phasen der Geburt vor. „Wir stärken den Ausbau hebammenge­leiteter Kreißsäle und schaffen die Möglichkei­t und Vergütung zur ambulanten, aufsuchend­en Geburtsvor- und -nachsorge für angestellt­e Hebammen an Kliniken“, heißt es weiter.

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dpa-BILD: Beutler Ein Mitarbeite­r der Medropharm GmbH in einer Indoor-Anlage, in der Cannabis-Pflanzen für den medizinisc­hen Gebrauch angebaut werden.

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