Impfschutz nimmt vor allem bei Älteren ab
Aktuelle Studienlage zu Corona-Vakzinen hebt Bedeutung von Boostern hervor
Berlin/Stockholm – Immer mehr Studien weisen auf einen Rückgang des Impfschutzes vor schweren Corona-Verläufen nach mehreren Monaten hin. So nimmt der Schutz einer schwedischen Untersuchung zufolge nach einem halben Jahr stark ab. Deutsche Fachleute warnen zwar vor einer Überbewertung dieser Ergebnisse, sehen aber grundsätzlich einen Trend bestätigt.
DeutlichesRNachlassen
Ein Team um Peter Nordström von der Uni Umea hatte schwedische Daten von mehr als 800 000 Geimpften und genauso vielen Ungeimpften ausgewertet. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der anfangs sehr gute Schutz vor symptomatischen Infektionen nach mehreren Monaten deutlich nachlässt. Beim Biontech-Impfstoff, den in Deutschland mit Abstand die meisten erhalten haben, ist er nach rund sieben Monaten demnach kaum noch gegeben. Mit Blick auf schwere Verläufe – also Klinikeinweisungen und Todesfälle – sinkt die Effektivität über alle Impfstoffe hinweg von anfangs 89 Prozent auf 42 Prozent nach sechs Monaten.
Bei der schwedischen Studie handelt es sich um ein sogenanntes Preprint, das noch nicht von Fachleuten begutachtet und in einem Fachjournal erschienen ist.
Der Effekt sei besonders bei gebrechlichen älteren Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen zu beobachten. Den schwedischen Forschern zufolge untermauern ihre Ergebnisse die Notwendigkeit von Auffrischungsimpfungen – insbesondere für Hochrisikogruppen.
MangelRanRDaten
Für Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, zeigt die Studie an sich nichts Neues. „Der Schutz vor Infektion lässt mit der Zeit nach.“Die schwedische Untersuchung sei aber „in Bezug auf die Stärke des Abfalls sicherlich ein Extrembeispiel“. Die höheren Werte der Schweden könnten durch methodische Faktoren erklärt werden.
Sebastian Ulbert, Impfstoffexperte vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, warnt mit Blick auf die Studie: „Man kann sich auf solche Prozentzahlen nicht festnageln.“Dennoch sei mittlerweile klar, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlasse – insbesondere bei Älteren und Vorerkrankten. Diese müssten schnell eine Auffrischungsimpfung bekommen. „Das hat jetzt Priorität.“Auch beim Booster sei aber mangels verfügbarer Daten noch nicht klar, wie lange der Impfschutz bei Risikogruppen hält.