Moslestraße endete als Sackgasse
Fußgängerbrücke wurde erst im Zweiten Weltkrieg gebaut – Villa und Kasino abgerissen
Oldenburg – Manchmal fällt einem die Orientierung beim Betrachten historischer Fotos schwer. Das gilt insbesondere dann, wenn sich die Örtlichkeit derart radikal verändert hat, dass kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist, Häuser abgerissen und alte schmale Wege durch breite mehrspurige Straßen ersetzt worden sind. An der Ecke Staugraben/(Moslestraße ist das der Fall.
Bis zum Bau der Straße Am Stadtmuseum beziehungsweise dem Neubau der Öffentlichen Versicherung standen dort die „Villa Will“(heute Parkplatz neben dem Stadtmuseum) und das Offizierskasino der Infanterie (heute Versicherungsgebäude). „Ich erinnere mich, dass ich als Kleinkind (ich bin 1946 geboren) immer die britischen Ambulanzfahrzeuge wegen des aufgemalten Roten Kreuzes „bewundert“hatte, die in der Moslestraße parkten. Daher meine Vermutung, dass das Offizierskasino nach Kriegsende von den Besatzern beschlagnahmt war“, berichtet Edo Wübbenhorst, der damals in einem ebenfalls für den Straßenbau geopferten Haus an der Haaren aufgewachsen ist.
„DermheiligemLöffel“
Später diente das Kasino der evangelisch-lutherischen Kirche als eine Art Kantine, die von den Angestellten der umliegenden Verwaltungsbauten gerne frequentiert wurde, so Wübbenhorst weiter.
Der Spitzname dieser Einrichtung war „der heilige Löffel“– wohl eine Anspielung auf das katholische Pendant „Hotel Haus Niedersachsen“in der Grünen Straße (Fam. Lameyer), das als „katholischer Bahnhof“bezeichnet wurde. Und das deshalb, weil die Katholiken auf dem Weg vom Bahnhof zum Pius-Hospital beziehungsweise zurück dort gern Station machten.
Die Moslestraße war eine kleine unbedeutende Sackgasse, die erst später mit einer Fußgängerbrücke über die Haaren mit der Innenstadt verbunden wurde.
Wübbenhorst: „Ich vermute, dass die Brücke im Zweiten Weltkrieg erbaut wurde, um eine direkte fußläufige Verbindung zwischen der Innenstadt („Am Lappan“) zum Hochbunker Raiffeisenstraße/Bahn herzustellen – und umgekehrt. Denn in den Anlagen zwischen der Haaren und der Staulinie befand sich ein weiterer Bunker, der um 1965 entfernt wurde (ähnlich wie der Bunker am Heiligengeistwall gegenüber der heutigen Polizei).
Richtfest für das Offizierskasino war im August 1896, ein Jahr später wurde die Einweihung gefeiert.
„RotesmSchloss“
Mit Blick Richtung Bahnhof stand also an der Kreuzung Staugraben/Moslestraße rechter Hand das ehemalige Offizierskasino und links auf der gegenüberliegenden Seite der Moslestraße die „Villa Will“, vom Volksmund auch „rotes Wirsingsches Schloss“genannt. Nach dem Krieg hatte die Torf(abbau)firma Wirsing im Hochparterre dort ihren Sitz, im Obergeschoss wohnte der (pensionierte) Ministerialrat Ostendorf, ehemals „ein ,hohes Tier’ der ehem. Oldenburgischen Verwaltung bzw. Regierung“, so Wübbenhorst.