Rotes Schloss mit sechsfach gemauerten Wänden
„Torfkönig“C.F. Wirsing aus Holland kaufte Haus an einem munteren Kegelabend
Oldenburg – Die Serie „gestern und heute“gab es schon einmal in der NWZ. Der Redakteur Horst Daniel und der Fotograf Günter Nordhausen (beide verstorben) widmeten Anfang der 70er Jahre unter der Überschrift „Wie doch die Zeit vergeht ...!“Veränderungen im Stadtbild ihre Aufmerksamkeit.
„Villa Will“, die „Will’sche Villa“, das „Rote Schloss“beziehungsweise das „Rote Wirsingsche Schloß“– gemeint war im Volksmund dasselbe Gebäude, das schließlich abgerissen wurde. „Bei der Verkehrsplanung für die Osttangente und für eine Verbindung über die Moslestraße zum Hauptbahnhof stand dieses ,rote Schloß’ im Wege“, schrieb Kollege Daniel in der NWZ-Ausgabe vom 30. Oktober 1973. „Sein Besitzer, der aus Amsterdam stammende ,Torfkönig’ C.F. Wirsing, stellte es mitsamt einem 3000 Quadratmeter großen Garten unentgeltlich zur Verfügung, nachdem seine Firma durch die Vermittlung der Stadt auf ein Ersatzgrundstück am Staugraben 7 umziehen konnte.“
Gekauft hatte Wirsing das Backsteinhaus an einem munteren Kegelabend innerhalb von fünf Minuten. „Länger dauerte es, mit den teilweise sechsfach gezogenen Wänden des Gebäudes beim Abbruch Mitte der 50er Jahre fertigzuwerden“, schrieb Daniel augenzwinkernd weiter.
Und abschließend: „Das große Wirsingsche Grundstück bot nicht nur Platz für eine moderne Verkehrsgestaltung, es eröffnete auch städtebaulich interessante Möglichkeiten bei Projekten der Öffentlichen Lebensversicherungsanstalt und der Landesbrandkasse Oldenburg. An Stelle des ,roten Schlosses’ stehen jetzt Bürohäuser im Blickpunkt.“