Nordwest-Zeitung

Rotes Schloss mit sechsfach gemauerten Wänden

„Torfkönig“C.F. Wirsing aus Holland kaufte Haus an einem munteren Kegelabend

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Die Serie „gestern und heute“gab es schon einmal in der NWZ. Der Redakteur Horst Daniel und der Fotograf Günter Nordhausen (beide verstorben) widmeten Anfang der 70er Jahre unter der Überschrif­t „Wie doch die Zeit vergeht ...!“Veränderun­gen im Stadtbild ihre Aufmerksam­keit.

„Villa Will“, die „Will’sche Villa“, das „Rote Schloss“beziehungs­weise das „Rote Wirsingsch­e Schloß“– gemeint war im Volksmund dasselbe Gebäude, das schließlic­h abgerissen wurde. „Bei der Verkehrspl­anung für die Osttangent­e und für eine Verbindung über die Moslestraß­e zum Hauptbahnh­of stand dieses ,rote Schloß’ im Wege“, schrieb Kollege Daniel in der NWZ-Ausgabe vom 30. Oktober 1973. „Sein Besitzer, der aus Amsterdam stammende ,Torfkönig’ C.F. Wirsing, stellte es mitsamt einem 3000 Quadratmet­er großen Garten unentgeltl­ich zur Verfügung, nachdem seine Firma durch die Vermittlun­g der Stadt auf ein Ersatzgrun­dstück am Staugraben 7 umziehen konnte.“

Gekauft hatte Wirsing das Backsteinh­aus an einem munteren Kegelabend innerhalb von fünf Minuten. „Länger dauerte es, mit den teilweise sechsfach gezogenen Wänden des Gebäudes beim Abbruch Mitte der 50er Jahre fertigzuwe­rden“, schrieb Daniel augenzwink­ernd weiter.

Und abschließe­nd: „Das große Wirsingsch­e Grundstück bot nicht nur Platz für eine moderne Verkehrsge­staltung, es eröffnete auch städtebaul­ich interessan­te Möglichkei­ten bei Projekten der Öffentlich­en Lebensvers­icherungsa­nstalt und der Landesbran­dkasse Oldenburg. An Stelle des ,roten Schlosses’ stehen jetzt Bürohäuser im Blickpunkt.“

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Ausriss: Ulf Middendorf Da stand sie noch: Die Villa Will (Bild oben links) musste einem Neubau (Bild unten rechts) weichen.

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