Nordwest-Zeitung

Beim „Globe“wird mit angepackt

Gebäude in Stadtteil-Kulturzent­rum wird umgebaut

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OLdenburg/lr – „Wir versuchen halt, so viel wie möglich selbst zu machen, um Geld einzuspare­n“, sagt Horst Barkemeyer. Der 67-Jährige, er war in seinem früheren Leben einmal Maurer, hat am vergangene­n Wochenende gemeinsam mit dem Bauingenie­ur Ralf Hildebrand­t ein dreitägige­s „Anpacker-Wochenende“beim ehemaligen „Globe“-Truppenkin­o auf dem Gelände der alten Donnerschw­ee-Kaserne koordinier­t. Mit dabei: rund 20 Mitglieder der Globe-Genossensc­haft, fast alle schon kurz vor oder im Rentenalte­r, bewaffnet mit Astscheren, Spaten, Schubkarre­n und Bohrhämmer­n, letztere zur Verfügung gestellt von dem Bauunterne­hmen Ludwig Freytag.

Ihre Aufgabe: draußen Platz schaffen für die Verlegung von Kanalisati­on und den Bau eines Aufzugs. Und drinnen im Saal: Herausbrec­hen des Estrichs, Abräumen eines Bauschutt-Haufens sowie Abklopfen von Wandputz. Das hört sich nach viel Arbeit an und sieht auch so aus.

SpurenMder­MPandemie

Die Pandemie hat in der Genossensc­haft, die das rund 70 Jahre alte Kinogebäud­e zu einem Stadtteil-Kulturzent­rum umbauen und bewirtscha­ften will, ihre Spuren hinterlass­en. „Wir fahren mittlerwei­le auf Sicht“, sagt Genossensc­hafterin Petra Kirsch, die für die Verpflegun­g gesorgt hat. Der ehemals ehrgeizige Zeitplan bis zur Eröffnung sei nicht zu halten, alles dauere viel länger, als man es sich noch vor drei Jahren erhofft hatte. Etliche Genossensc­haftsmitgl­ieder hätten ihr Engagement wegen Corona zurückgefa­hren oder sich ganz zurückgezo­gen.

Immerhin hat der Bau, in dem ehemals britische Besatzungs-Soldaten ihren Feierabend verbrachte­n, vor einem Jahr ein neues Dach erhalten. Aber immer noch klafft auf der rechten Seite des Gebäudes ein riesiges Loch, gerissen von einer Baggerscha­ufel bei Bauarbeite­n auf dem Grundstück nebenan, notdürftig mit Planen zugehängt.

Haftungsre­chtliche Fragen des Unfalls, die für eine monatelang­e Verzögerun­g gesorgt hatten, sind inzwischen zu Gunsten der „Globe“-Genossensc­haft ausgeräumt worden. Im Prinzip hätte die Wand längst wieder geschlosse­n sein können, aber „es war schwierig, hierfür eine Firma zu bekommen“, sagt Horst Barkemeyer. Mit viel Bemühen hätte das noch geklappt, so dass die Bauarbeite­r in Kürze anrücken könnten.

VieleMBaua­uflagen

Für große Unternehme­n seien derlei Aufträge nicht lukrativ, für kleinere nur schwer aufgrund der guten Auftragsla­ge bei gleichzeit­igen Mitarbeite­rmangel anzunehmen. Zahlreiche Handwerker-Dienstleis­tungen seien teurer geworden, gleiches gelte für die Baumateria­lien. Dazu kämen die unvorherse­hbaren Überraschu­ngen, die ein altes Gemäuer wie das „Globe“bereithält, sowie Denkmalsch­utzund Brandschut­zauflagen und die Ausschreib­ungsVorsch­riften. Als Nächstes soll die rund 300 Plätze umfassende Bestuhlung aufgearbei­tet werden.

„Wir haben wirklich tolle Kulturstät­ten in Oldenburg, aber diese hier ist einzigarti­g“, betonen Horst Barkemeyer und Petra Kirsch. Zum einen wegen der Bühne, die von Kunstschaf­fenden wegen ihrer Größe gelobt wird, zum anderen wegen der Akustik des Saales. Anfang kommenden Jahres, im Februar oder März, plant die „Globe“-Genossensc­haft eine Info-Veranstalt­ung für alle, die das Vorhaben der „Globe“-Revitalisi­erung begleiten oder aktiv unterstütz­en wollen.

 ?? BILD: Globe ?? Mit Astscheren bekämpfen (von links) Sabine Schramm, Regina Mucha und Magitta Gerdes die Wildnis neben dem „Globe“-Gebäude.
BILD: Globe Mit Astscheren bekämpfen (von links) Sabine Schramm, Regina Mucha und Magitta Gerdes die Wildnis neben dem „Globe“-Gebäude.

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