Zverev krönt überragendes Jahr
Olympiasieger aus Hamburg zum zweiten Mal inoffizieller Weltmeister
Von Kristina Puck
Turin
Olympiasieger Alexander Zverev hat sein glänzendes Tennis-Jahr mit dem zweiten Titel beim ATP-Saisonabschluss gekrönt. Der 24-Jährige imponierte am Sonntag in Turin mit einem ungefährdeten 6:4, 6:4 gegen den russischen Titelverteidiger Daniil Medwedew und triumphierte wie 2018 bei den prestigeträchtigen ATP Finals. Knapp vier Monate nach der Goldmedaille von Tokio ist Zverev beim Jahresabschluss der Besten der Beste. Dass das Endspiel in nur 75 Minuten so souverän an Zverev ging, überraschte. „Es war großartig. Ich war gegen jemanden im Finale, gegen den ich fünfmal
– nacheinander verloren habe. Ich musste eines meiner besten Matches spielen. Ich bin glücklich darüber“, sagte Zverev.
Abgesehen von den GrandSlam-Turnieren und den Olympischen Spielen sind die ATP Finals das bedeutsamste Event, das es im Tennis zu gewinnen gibt. Der Hamburger gilt jetzt als inoffizieller Tennis-Weltmeister. Im Halbfinale hatte die Nummer drei der Welt wie bei den Sommerspielen in Japan gegen den serbischen Tennis-Topstar Novak Djokovic für eine Überraschung gesorgt.
Gegen den US-Open-Titelträger Medwedew knüpfte Zverev an diese Leistung vom Samstag an und gewann völlig verdient. Das Preisgeld von 2,143 Millionen US-Dollar dürfte ihm den Urlaub versüßen, mehr zählen dürfte für ihn aber der sechste Titel in den vergangenen elf Monaten. So viele Turniersiege hat der vielversprechendeste deutsche Tennisspieler seit Boris Becker noch nie in einem Jahr abgeräumt. So viele hat kein anderer in diesem Jahr geschafft. Zverev aber fehlt weiter der Grand-Slam-Triumph und 2021 auch der Einzug in ein Finale bei einem der vier wichtigsten Turniere.
17 Stunden nach seinem 7:6 (7:4), 4:6, 6:3-Erfolg im Halbfinale über Ausnahmeathlet Djokovic musste Zverev in Turin wieder ran. Zum Lied „Man On A Mission“betrat er die mit rund 7000 Zuschauern gefüllte Halle. Von Müdigkeit war ihm nach dem intensiven Match gegen den Topgesetzten nichts anzumerken. Wie schon gegen Djokovic war der Aufschlag der Schlüssel.
Mit seinem insgesamt 19. Turniersieg hängt der Hamburger schon mit 24 Jahren den früheren Wimbledonsieger Michael Stich ab. Nur Boris Becker hat in der Geschichte des deutschen Männer-Tennis mehr. Die Kritiker, die bemängeln, dass er noch keinen Grand-Slam-Titel gewonnen hat, besänftigt er damit aber nicht. „Er ist ein großartiger Typ, ein fantastischer Tennisspieler. Ich bin sicher, bald wird er ein Grand-Slam-Champion sein“, sagte Djokovic.