Verbrecher tauchen oft in digitale Welt ab
Verschlüsselte Kommunikation große Herausforderung für Polizei und Justiz
Hannover – Die Zahl der Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK) in Niedersachsen ist von 64 auf 68 gestiegen. In 58 Fällen ermittelte Niedersachsens Polizei, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag bei der Vorstellung des Lagebildes 2020. Insgesamt wurde gegen 520 Tatverdächtige aus 40 verschiedenen Staaten ermittelt. Der Gesamtschaden durch OK lag bei etwa 132 Millionen Euro (2019: 32,4 Mio. Euro). Allein bei einem Verfahren betrage die Schadenssumme rund 103 Mio. Euro; ein Großteil davon sei im Ausland entstanden.
33 Strafverfahren wurden abgeschlossen, berichtete Justizministerin Barbara Havliza (CDU). 105 Angeklagte wurden verurteilt, 24 mehr als 2019. Der Durchschnittswert der verhängten Freiheitsstrafen betrug 3,24 Jahre. Insgesamt konnten Vermögenswerte von etwa 7,8 Mio. Euro vorläufig gesichert werden, etwas weniger als im Vorjahr.
Die Schwerpunkte sind:
■ Drogen-Kriminalität
Mit 29 Verfahren bildete die Rauschgiftkriminalität erneut den Schwerpunkt. Insgesamt wurde gegen 230 Tatverdächtige ermittelt, so Landespolizeipräsident Axel Brockmann. Bei den Drogenarten stünden Kokain und Cannabis-Produkte im Vordergrund. Pistorius wie Havliza stehen einer teilweisen Legalisierung des Canabis-Konsums, wie sie aktuell bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin diskutiert wird,
skeptisch gegenüber. Es müsse sichergestellt werden, dass die Droge nicht in die Hände von Jugendlichen gelange.
■ Eigentums-Delikte
Die Bandbreite der Delikte reicht von organisierten AutoDiebstählen bis zu Sprengungen von Geldautomaten. Die Zahl der Verfahren stieg von 15 auf 18 an. In Niedersachsen gab es im Vorjahr 45 Fälle von Geldautomaten-Sprengungen; davon 19 vollendet. Die öffentliche Wirkung sei fatal, sagte Pistorius. Er forderte die Banken auf, ihre Automaten baulich besser zu schützen.
■ Clan-Kriminalität
Im Vorjahr wurden sechs OKKomplexe gemeldet, bei denen die Tatverdächtigen in Clan-Strukturen eingebunden waren (2019: zehn). Im Bereich der Rocker-Kriminalität gab es fünf Verfahren mit 43 Verdächtigen (2019: 21).
■ „Cyber-Crime“
2020 wurden vier CybercrimeVerfahren der OK zugeordnet. Dabei spielte Ransomware, also Schadprogrammen, die den Zugriff auf Daten und Systeme verhindern, eine Schlüsselrolle. Die Täter fordern dann „Lösegeld“. Der Gesamtschaden
lag bei 104,5 Millionen Euro, teilte Thomas Hackner, Abteilungsleiter im Justizministerium, mit.
■ Trends
In sechs Verfahren zum Nachteil älterer Menschen spielten „falsche Polizeibeamte“und internationale „Call-Center“’ eine zentrale Rolle. In einem Ermittlungskomplex agierten die Täter mittels manipulierter Rufnummern aus der Türkei. 39 Tatverdächtige wurden hier ermittelt. Der Gesamtschaden lag bei 2,5 Mio. Euro.
Zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität spielten