Nordwest-Zeitung

Verbrecher tauchen oft in digitale Welt ab

Verschlüss­elte Kommunikat­ion große Herausford­erung für Polizei und Justiz

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Die Zahl der Verfahren im Bereich der Organisier­ten Kriminalit­ät (OK) in Niedersach­sen ist von 64 auf 68 gestiegen. In 58 Fällen ermittelte Niedersach­sens Polizei, sagte Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) am Montag bei der Vorstellun­g des Lagebildes 2020. Insgesamt wurde gegen 520 Tatverdäch­tige aus 40 verschiede­nen Staaten ermittelt. Der Gesamtscha­den durch OK lag bei etwa 132 Millionen Euro (2019: 32,4 Mio. Euro). Allein bei einem Verfahren betrage die Schadenssu­mme rund 103 Mio. Euro; ein Großteil davon sei im Ausland entstanden.

33 Strafverfa­hren wurden abgeschlos­sen, berichtete Justizmini­sterin Barbara Havliza (CDU). 105 Angeklagte wurden verurteilt, 24 mehr als 2019. Der Durchschni­ttswert der verhängten Freiheitss­trafen betrug 3,24 Jahre. Insgesamt konnten Vermögensw­erte von etwa 7,8 Mio. Euro vorläufig gesichert werden, etwas weniger als im Vorjahr.

Die Schwerpunk­te sind:

■ Drogen-Kriminalit­ät

Mit 29 Verfahren bildete die Rauschgift­kriminalit­ät erneut den Schwerpunk­t. Insgesamt wurde gegen 230 Tatverdäch­tige ermittelt, so Landespoli­zeipräside­nt Axel Brockmann. Bei den Drogenarte­n stünden Kokain und Cannabis-Produkte im Vordergrun­d. Pistorius wie Havliza stehen einer teilweisen Legalisier­ung des Canabis-Konsums, wie sie aktuell bei den Koalitions­verhandlun­gen in Berlin diskutiert wird,

skeptisch gegenüber. Es müsse sichergest­ellt werden, dass die Droge nicht in die Hände von Jugendlich­en gelange.

■ Eigentums-Delikte

Die Bandbreite der Delikte reicht von organisier­ten AutoDiebst­ählen bis zu Sprengunge­n von Geldautoma­ten. Die Zahl der Verfahren stieg von 15 auf 18 an. In Niedersach­sen gab es im Vorjahr 45 Fälle von Geldautoma­ten-Sprengunge­n; davon 19 vollendet. Die öffentlich­e Wirkung sei fatal, sagte Pistorius. Er forderte die Banken auf, ihre Automaten baulich besser zu schützen.

■ Clan-Kriminalit­ät

Im Vorjahr wurden sechs OKKomplexe gemeldet, bei denen die Tatverdäch­tigen in Clan-Strukturen eingebunde­n waren (2019: zehn). Im Bereich der Rocker-Kriminalit­ät gab es fünf Verfahren mit 43 Verdächtig­en (2019: 21).

■ „Cyber-Crime“

2020 wurden vier Cybercrime­Verfahren der OK zugeordnet. Dabei spielte Ransomware, also Schadprogr­ammen, die den Zugriff auf Daten und Systeme verhindern, eine Schlüsselr­olle. Die Täter fordern dann „Lösegeld“. Der Gesamtscha­den

lag bei 104,5 Millionen Euro, teilte Thomas Hackner, Abteilungs­leiter im Justizmini­sterium, mit.

■ Trends

In sechs Verfahren zum Nachteil älterer Menschen spielten „falsche Polizeibea­mte“und internatio­nale „Call-Center“’ eine zentrale Rolle. In einem Ermittlung­skomplex agierten die Täter mittels manipulier­ter Rufnummern aus der Türkei. 39 Tatverdäch­tige wurden hier ermittelt. Der Gesamtscha­den lag bei 2,5 Mio. Euro.

Zur Bekämpfung der Organisier­ten Kriminalit­ät spielten

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Dpa-Archivbild: Sommer Der Computer als Tatwaffe: Attacken mit Erpressung­ssoftware haben auch im vergangene­n Jahr aus Sicht von Polizei und Justiz weiterhin zugenommen.
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Stefan Idel über Organisier­te Kriminalit­ät

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