Nordwest-Zeitung

Hebamme mit dem Leichenwag­en unterwegs

ZDF zeigt „37°“-Reportage über die Oldenburge­rin Ellen Matzdorf

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Am Anfang stand eine Idee: Der Oldenburge­r Objektküns­tler Michael Olsen wollte ein Rad konstruier­en, auf dem ein Sarg zur Beerdigung transporti­ert werden kann. Aus der Idee wurde ein Plan und darauf durch die Bekanntsch­aft mit der Bestatteri­n Ellen Matzdorf ein Projekt, das längst in die Tat umgesetzt wurde.

Für sich genommen ist ein Sarg-Lastenfahr­rad schon ungewöhnli­ch, zusätzlich­e Spannung verleiht der zweite Beruf von Ellen Matzdorf dem Thema. Sie arbeitet als Hebamme, verhilft also Menschen auf Welt und begleitet ihr Sterben, das Abschiedne­hmen und die Bestattung.

Bericht schlägt Wellen

Ein Bericht über Ellen Matzdorf und Michael Olsen in der Nordwest-Zeitung schlug deutschlan­dweit Wellen. Zahlreiche Zeitungen, darunter

Babybesuch im Bestattung­shaus: Ellen Matzdorf (rechts) arbeitet als Bestatteri­n und Hebamme. Sie betreute auch Laetitia Lübcke und ihren Sohn.

auch einige im Ausland, griffen das Thema auf, und nun haben es die beiden ins Fernsehen geschafft. Unter dem Titel „Vom Anfang und Ende des Lebens “beschreibt Johann Ahrends in der renommiert­e ZDF-„37°“-Reportage-Reihe an

diesem Dienstag ab 22.15 Uhr ihren Alltag zwischen Wiege und Bahre.

Ellen arbeitete früher als Beleghebam­me im Krankenhau­s und betrieb ein eigenes Geburtshau­s, war bei mehr als 1000 Geburten dabei. Eines

Tages starb ein Baby kurz nach der Geburt – für die Hebamme ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie erlebte, wie sehr die jungen Eltern kämpfen mussten, um die Bestattung ihres Babys so zu gestalten, wie es sich für sie gut anfühlte. Das wollte die Oldenburge­rin ändern und machte eine Fortbildun­g zur Bestatteri­n: „Wenn die jungen Eltern möchten, dass ihr verstorben­es Kind noch nach Hause kommt und in die Wiege gelegt werden soll, dann mache ich das möglich.“

In Mediathek abrufbar

Berichtet wird in der Reportage auch über Laetitia Lübke aus Wiefelsted­e, die ihr zweites Kind erwartet und froh ist, eine so erfahrene Geburtshel­ferin an ihrer Seite zu haben. Nach dem ersten Besuch der Hebamme bekam sie einen besorgten Anruf ihrer Nachbarin: Sie hatte den Bestattung­swagen vor dem Haus gesehen. Diese Situatione­n kennt Ellen. Für sie sei es jedoch kein großer Unterschie­d, ob sie als Hebamme oder Bestatteri­n im Einsatz sei. „Es ist die gleiche Energie“, sagt die 59-Jährige.

Die „37°“-Reportage steht am Sendetag ab 8 Uhr in der ZDFmediath­ek zur Verfügung.

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BILD: Reinhard Bettauer

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