Mit Licht und Leckerlis gegen Bisswunden im Stall
Millionenförderung für Projekt der Uni Vechta zur Verbesserung der Schweinehaltung
Vechta – Den Schweinen Beschäftigungsmöglichkeiten geben, ihren Erkundungstrieb befriedigen und beißende Schweine schnell erkennen und herausnehmen. Darum geht es beim Projekt „Smart Pig Home“, das vom Verbund Transformationsforschung Agrar Niedersachsen bei der Universität Vechta koordiniert wird. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt dies im Rahmen des Bundesprogramms „Nutztierhaltung“jetzt mit 1,6 Millionen Euro.
Tiere beißen sich
„Als Tierärztin habe ich oft mit den Problemen in der Schweinehaltung zu tun. Keiner kann Tiere derzeit halten und verlässlich sagen, dass sich die Schweine nicht gegenseitig die Schwänze anbeißen“, berichtet Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka, Leiterin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Das Beißen sei ein Problem, weil Keime in die Bisswunde eindringen können.
Um das Beißen zu unterbinden, wird an Beschäftigungsmöglichkeiten gearbeitet: „Ein erster Ansatz ist, mithilfe einer Lichtregie die Buchten so zu strukturieren, dass es festgelegte Bereiche gibt. Für die Futteraufnahme, Ruhebereich, Aktivitätsbereich, ein Bereich, wo sie hinkoten können“, erklärt Hennig-Pauka.
Belohnungen für die Tiere
Möglich sind auch Belohnungssysteme: „Ein Schwein reagiert auf Geruch und Geschmack. Ziel ist, dass sich die Tiere mehr mit ihrer Umgebung beschäftigen als miteinander und das angeborene Erkundungsverhalten bedient wird“, sagt Hennig-Pauka im Gespräch mit unserer Redaktion. Nach einer bestimmten Aktion des Schweines in der Umgebung, wie z.B. nach Berühren eines projizierten Lichtfleckes an der Wand oder auf dem Boden, könnte es beispielsweise ein Leckerli geben.
Während der Forschung werden alle messbaren Umge
Die Schweine werden in diesem Projekt durch Menschen intensiv beobachtet, während gleichzeitig die Haltungsbedingungen per Computer überwacht werden. Die Menschen geben ihre Beobachtungen in den Computer ein.
bungsbedingungen wie Luftqualität, Temperatur und Lichtverhältnisse erfasst. Auch die Aktivität der Tiere, ihre Laute und ihre Liegemuster werden von Kameras aufgenommen. Ein automatischer Algorithmus verknüpft die Daten und steuert die Umgebung im Stall. Werden auffällige Muster erkannt, startet ein Bewegungsspiel, das auf den Stallboden projiziert wird, tei
len die Forscher mit.
„Wenn dies zur Beschäftigung der Schweine führt, hat es auch einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Schweine und vermindert Stress, wodurch auch das Immunsystem gestärkt wird“, erklärt Hennig-Pauka.
Das Verbundprojekt wird vom Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen bei der Universität
Vechta (Dr. Steffi Retz, Dr. Barbara Grabkowsky) koordiniert. Weitere Projektpartner sind die Peter Kenkel GmbH (Peter Kenkel), die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka und Prof. Dr. Christian Visscher), das Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (Dr. Sarah Fischer) und das Start Up VetVise GmbH (Johannes Schmidt-Mosig).