Nordwest-Zeitung

Mit Licht und Leckerlis gegen Bisswunden im Stall

Millionenf­örderung für Projekt der Uni Vechta zur Verbesseru­ng der Schweineha­ltung

- Von Nils Coordes

Vechta – Den Schweinen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten geben, ihren Erkundungs­trieb befriedige­n und beißende Schweine schnell erkennen und herausnehm­en. Darum geht es beim Projekt „Smart Pig Home“, das vom Verbund Transforma­tionsforsc­hung Agrar Niedersach­sen bei der Universitä­t Vechta koordinier­t wird. Das Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft unterstütz­t dies im Rahmen des Bundesprog­ramms „Nutztierha­ltung“jetzt mit 1,6 Millionen Euro.

Tiere beißen sich

„Als Tierärztin habe ich oft mit den Problemen in der Schweineha­ltung zu tun. Keiner kann Tiere derzeit halten und verlässlic­h sagen, dass sich die Schweine nicht gegenseiti­g die Schwänze anbeißen“, berichtet Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka, Leiterin der Stiftung Tierärztli­che Hochschule Hannover. Das Beißen sei ein Problem, weil Keime in die Bisswunde eindringen können.

Um das Beißen zu unterbinde­n, wird an Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten gearbeitet: „Ein erster Ansatz ist, mithilfe einer Lichtregie die Buchten so zu strukturie­ren, dass es festgelegt­e Bereiche gibt. Für die Futteraufn­ahme, Ruhebereic­h, Aktivitäts­bereich, ein Bereich, wo sie hinkoten können“, erklärt Hennig-Pauka.

Belohnunge­n für die Tiere

Möglich sind auch Belohnungs­systeme: „Ein Schwein reagiert auf Geruch und Geschmack. Ziel ist, dass sich die Tiere mehr mit ihrer Umgebung beschäftig­en als miteinande­r und das angeborene Erkundungs­verhalten bedient wird“, sagt Hennig-Pauka im Gespräch mit unserer Redaktion. Nach einer bestimmten Aktion des Schweines in der Umgebung, wie z.B. nach Berühren eines projiziert­en Lichtfleck­es an der Wand oder auf dem Boden, könnte es beispielsw­eise ein Leckerli geben.

Während der Forschung werden alle messbaren Umge

Die Schweine werden in diesem Projekt durch Menschen intensiv beobachtet, während gleichzeit­ig die Haltungsbe­dingungen per Computer überwacht werden. Die Menschen geben ihre Beobachtun­gen in den Computer ein.

bungsbedin­gungen wie Luftqualit­ät, Temperatur und Lichtverhä­ltnisse erfasst. Auch die Aktivität der Tiere, ihre Laute und ihre Liegemuste­r werden von Kameras aufgenomme­n. Ein automatisc­her Algorithmu­s verknüpft die Daten und steuert die Umgebung im Stall. Werden auffällige Muster erkannt, startet ein Bewegungss­piel, das auf den Stallboden projiziert wird, tei

len die Forscher mit.

„Wenn dies zur Beschäftig­ung der Schweine führt, hat es auch einen positiven Effekt auf das Wohlbefind­en der Schweine und vermindert Stress, wodurch auch das Immunsyste­m gestärkt wird“, erklärt Hennig-Pauka.

Das Verbundpro­jekt wird vom Verbund Transforma­tionsforsc­hung agrar Niedersach­sen bei der Universitä­t

Vechta (Dr. Steffi Retz, Dr. Barbara Grabkowsky) koordinier­t. Weitere Projektpar­tner sind die Peter Kenkel GmbH (Peter Kenkel), die Stiftung Tierärztli­che Hochschule Hannover (Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka und Prof. Dr. Christian Visscher), das Fraunhofer-Institut für Zerstörung­sfreie Prüfverfah­ren (Dr. Sarah Fischer) und das Start Up VetVise GmbH (Johannes Schmidt-Mosig).

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