Wie Werders Trainersuche anläuft
In Bremen kursieren viele Gerüchte, aber einen klaren Favoriten gibt’s nicht
Bremen – Frank Baumann und Klaus Filbry haben Bremen verlassen. Nicht, weil die beiden Geschäftsführer des SV Werder nach dem ImpfpassDrama um den zurückgetretenen Trainer Markus Anfang das Weite gesucht haben. Vielmehr verfolgen sie außerhalb der Hansestadt in Gesprächen mit mehreren Kandidaten mit Hochdruck eine Aufgabe, von der sie vor wenigen Tagen noch nicht einmal im Ansatz geahnt hatten, dass sie auf sie zukommt: Schon wieder einen neuen Trainer für den FußballZweitligisten suchen. „Es ist wichtig, dass wir den Richtigen finden. Das kann ein paar Tage dauern“, hatte Baumann am Samstag etwas Zeitdruck aus dem Thema genommen.
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Kein Werner-Kontakt?
Und das nicht ohne Grund. Den klaren Favoriten, das wird sowohl aus den Bremer Aussagen
als auch aus Medienberichten deutlich, gibt es auf die Schnelle nicht. Ole Werner (33) wurde als Top-Favorit Nummer eins gehandelt, weil Werder bereits im Sommer über ihn nachgedacht hatte. Inzwischen ist klar: Bisher hat es bei Holstein Kiel, ausgerechnet Werders kommender Gegner an diesem Samstag (20.30 Uhr/Sport 1), noch keine Bremer Anfrage gegeben. „Ole Werner hat noch einen bestehenden Arbeitsvertrag bis zum 30. Juli 2022 bei Holstein Kiel. Stand heute gab es zu der Personalie keine Anfragen anderer Vereine, die uns dazu bewogen haben, uns damit zu beschäftigen“, sagte Kiel-Boss Uwe Stöver der „Bild“-Zeitung. Werner war im September nach einem Fehlstart in Liga zwei von sich aus zurückgetreten. Die Kieler lösten den Vertrag mit ihm jedoch nicht auf, sondern spekulieren auf eine Ablöse. Da Werder aber bereits
Markus Anfang aus seinem bis 2022 laufenden Vertrag bei Darmstadt 98 für etwa 500 000 Euro herausgekauft hatte, ist es schwer vorstellbar, dass der Club noch mal diesen Weg gehen wird.
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Viele Gerüchte
Neben Werner gibt es viele Namen in der Gerüchteküche: Daniel Thioune (zuletzt Hamburger SV), Daniel Farke (zuletzt Norwich City), Bruno Labbadia (zuletzt VfL Wolfsburg) und Miroslav Klose (zuletzt Co-Trainer Bayern München) fallen dabei immer wieder. Selbst Stefan Leitl, aktueller Trainer des ErstligaLetzten Greuther Fürth, wird genannt, weil Werder ihn ebenfalls im Sommer auf der Liste hatte. Die Kleeblätter haben den 44-Jährigen jedoch trotz nur einen Punktes aus zwölf Spielen bisher nicht freigestellt. Dass er nun selbst hinschmeißt, um direkt an der
Weser anzuheuern, erscheint ebenfalls ausschließbar.
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Interims-Duo auf Zeit
Er werde noch keine Einschätzung geben, wann der neue Mann auf der Bank sitze, betonte Baumann. Mit jedem Tag steigen die Chancen von Co-Trainer und Interimscoach Danijel Zenkovic (34), das Team in Kiel wie schon beim 1:1 gegen Schalke 04 anzuleiten. An seiner Seite wäre dann erneut der gebürtige Quakenbrücker und frühere VfB-Oldenburg-Spieler Christian Brand (49), der eigentlich die U 19 der Bremer trainiert. In den vergangenen Jahren waren in Viktor Skripnik, Alexander Nouri und Florian Kohfeldt immer wieder Trainer aus dem eigenen Verein unverhofft aufgestiegen – Zenkovic und Brand sollen dieses Mal jedoch nur eine Übergangslösung bleiben, bis Baumann und Filbry den neuen Mann gefunden haben.