Nordwest-Zeitung

Paris will berühmte Bücherstän­de retten

Viele „Bouquinist­es“an der Seine stehen leer – Flut billiger Souvenirs

- Von Michael Evers

Nach mehrjährig­er Pause hat sich der Komiker Hape Kerkeling

mit einer soliden Einschaltq­uote auf dem Bildschirm zurückgeme­ldet. Seine neue Vox-Dokureihe „Hape und die 7 Zwergstaat­en“erreichte mit dem Auftakt über die Insel Malta am Sonntag ab 19.10 Uhr 1,63 Millionen Zuschauer und 5,7 Prozent Marktantei­l. Kerkeling war ziemlich pünktlich zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2014 fast vollständi­g von der Bildfläche verschwund­en. Im März war sein Comeback bekannt geworden.

Paris – Sie sind eine Attraktion für Paris-Touristen und Liebhaber alter Bücher: die „Bouquinist­es“mit ihren Ständen entlang der Seine im Herzen der französisc­hen Hauptstadt. Aber das Gestöber der Literaturf­reunde und Gäste aus aller Welt in den grünen Bücherkist­en auf den Quais hat einen Dämpfer bekommen.

Die Corona-Krise hat den Andrang gebremst, und der Verkauf billiger Souvenirs und Poster, anstelle der französisc­hen Literatur Klassiker zerstört das ursprüngli­che Flair. Stände stehen leer, die Stadt hat die Bevölkerun­g zur Unterstütz­ung der „Bouquinist­es“aufgerufen, selbst eine Petition wurde gestartet.

Kleine Revolution

„Rettet die Buchhändle­r, das ist eine Herausford­erung

Grüne Kisten mit literarisc­hen Schätzen: Die „Bouquinist­es“an der Seine locken viele Bücherfreu­nde an.

für die Zivilisati­on!“ist die Petition mit bereits Tausenden Online-Unterstütz­ern überschrie­ben. Seit fast fünf Jahrhunder­ten ständen sie an der Seine und seien seit 2019 auch als Weltkultur­erbe anerkannt, ihnen drohe aber der leise Tod.

Dabei hatten die „Bouquinist­es“mitten in der CoronaKris­e bereits selbst eine kleine Revolution vollzogen und richteten, als Stände und Einwohner

im Lockdown waren, eine Internetpl­attform zur Bestellung von Büchern ein.

Übernahmen möglich

Bis Februar werden Bewerbunge­n für die leer stehenden Stände entgegenge­nommen. Dabei gibt es für die Händler klare Auflagen. Es dürfen alte Bücher, alte Papiere und Gravuren in den Kisten angeboten werden, auch Souvenirs, sofern sie von künstleris­cher oder kulturelle­r Natur sind.

„Die Leute, die Bücher lieben, kommen auf die Quais“, meint eine ältere Händlerin. Zu den Kunden zählten ausländisc­he Literaturl­iebhaber, die Bücher suchten, die sie bei sich zu Hause nicht erhielten. Auch Studenten seien darunter, die von ihren Professore­n eine Liste mit lesenswert­en Werken dabei hätten. Als sie in der Corona-Krise wieder öffnen konnte, habe das Interesse der Menschen an Büchern eher zugenommen, berichtet die Frau.

Die Bücherkist­en in ihrer heutigen Form gibt es nach Informatio­n der Stadt seit 1891. Seit 1900 haben die Kisten ihre grüne Farbe in der Tongebung der damaligen MetroZüge. Auf einer Länge von drei Kilometern gibt es gegenwärti­g 900 Kisten mit rund 200 000 Büchern im Angebot.

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Dpa-BILD: Evers

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