Paris will berühmte Bücherstände retten
Viele „Bouquinistes“an der Seine stehen leer – Flut billiger Souvenirs
Nach mehrjähriger Pause hat sich der Komiker Hape Kerkeling
mit einer soliden Einschaltquote auf dem Bildschirm zurückgemeldet. Seine neue Vox-Dokureihe „Hape und die 7 Zwergstaaten“erreichte mit dem Auftakt über die Insel Malta am Sonntag ab 19.10 Uhr 1,63 Millionen Zuschauer und 5,7 Prozent Marktanteil. Kerkeling war ziemlich pünktlich zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2014 fast vollständig von der Bildfläche verschwunden. Im März war sein Comeback bekannt geworden.
Paris – Sie sind eine Attraktion für Paris-Touristen und Liebhaber alter Bücher: die „Bouquinistes“mit ihren Ständen entlang der Seine im Herzen der französischen Hauptstadt. Aber das Gestöber der Literaturfreunde und Gäste aus aller Welt in den grünen Bücherkisten auf den Quais hat einen Dämpfer bekommen.
Die Corona-Krise hat den Andrang gebremst, und der Verkauf billiger Souvenirs und Poster, anstelle der französischen Literatur Klassiker zerstört das ursprüngliche Flair. Stände stehen leer, die Stadt hat die Bevölkerung zur Unterstützung der „Bouquinistes“aufgerufen, selbst eine Petition wurde gestartet.
Kleine Revolution
„Rettet die Buchhändler, das ist eine Herausforderung
Grüne Kisten mit literarischen Schätzen: Die „Bouquinistes“an der Seine locken viele Bücherfreunde an.
für die Zivilisation!“ist die Petition mit bereits Tausenden Online-Unterstützern überschrieben. Seit fast fünf Jahrhunderten ständen sie an der Seine und seien seit 2019 auch als Weltkulturerbe anerkannt, ihnen drohe aber der leise Tod.
Dabei hatten die „Bouquinistes“mitten in der CoronaKrise bereits selbst eine kleine Revolution vollzogen und richteten, als Stände und Einwohner
im Lockdown waren, eine Internetplattform zur Bestellung von Büchern ein.
Übernahmen möglich
Bis Februar werden Bewerbungen für die leer stehenden Stände entgegengenommen. Dabei gibt es für die Händler klare Auflagen. Es dürfen alte Bücher, alte Papiere und Gravuren in den Kisten angeboten werden, auch Souvenirs, sofern sie von künstlerischer oder kultureller Natur sind.
„Die Leute, die Bücher lieben, kommen auf die Quais“, meint eine ältere Händlerin. Zu den Kunden zählten ausländische Literaturliebhaber, die Bücher suchten, die sie bei sich zu Hause nicht erhielten. Auch Studenten seien darunter, die von ihren Professoren eine Liste mit lesenswerten Werken dabei hätten. Als sie in der Corona-Krise wieder öffnen konnte, habe das Interesse der Menschen an Büchern eher zugenommen, berichtet die Frau.
Die Bücherkisten in ihrer heutigen Form gibt es nach Information der Stadt seit 1891. Seit 1900 haben die Kisten ihre grüne Farbe in der Tongebung der damaligen MetroZüge. Auf einer Länge von drei Kilometern gibt es gegenwärtig 900 Kisten mit rund 200 000 Büchern im Angebot.