Nordwest-Zeitung

Spannende Thrillerse­rie mit Schockmome­nten

„Westwall“über Rechtsextr­eme und den Verfassung­sschutz ab sofort in der ZDF-Mediathek

- Von Thomas Bremser

Köln/Berlin – Es ist ein Bauwerk, das den Größenwahn der Nazis in erschrecke­nder Weise widerspieg­elt: Der Westwall war eine mehr als 600 Kilometer lange Verteidigu­ngslinie mit Tausenden Bunkern, Stollen und Gräben. Noch heute sind Überreste sichtbar, etwa in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Hochglanz-Thrillerse­rie „Westwall“, die ab sofort in der ZDF-Mediathek zu sehen ist, spielt zwar zwischen den alten Bunkerruin­en – ist thematisch aber hochaktuel­l. Am 27. November werden die ersten zwei Folgen auch im klassische­n ZDF-Fernsehen gezeigt. Alle Episoden laufen dann später bei ZDFneo.

Die untergetau­chte Rechtsextr­emistin Ira Tetzel (böse und zugleich charismati­sch: Jeanette Hain) rekrutiert obdachlose Jugendlich­e und trainiert sie in einem Waldgebiet am früheren Westwall für einen Terroransc­hlag. Der Verfassung­sschutz ist ihr auf der Spur, auch dank des Aussteiger­s Nick (Jannik Schümann, „Tribes of Europa“) und der Polizeisch­ülerin Julia (Emma Bading, „Play“), die zum Spielball einer Verschwöru­ng und ihrer familiären Vergangenh­eit wird.

Gut und Böse

Im Laufe der sechs Folgen, die mit spannenden Wendungen und Schockmome­nten aufwarten, verschwimm­en Gut und Böse immer wieder. Die Zerrissenh­eit der Charaktere ist deutlich spürbar.

Da wäre Verfassung­sschüt

Julia (Emma Bading) will endlich die Wahrheit von Nick (Jannik Schümann) erfahren.

Florian Keppler (Devid Striesow, „8 Tage“), der den heimatlose­n Nick als V-Mann auf Julia ansetzt, in Lebensgefa­hr bringt und dennoch wie seinen eigenen Sohn umsorgt. Nick wiederum, der noch immer ein großes Hakenkreuz­Tattoo auf dem Rücken hat,

verliebt sich in die selbstbewu­sst-bockige Polizeisch­ülerin und muss sie dennoch hintergehe­n.

„Türkisch für Anfänger“-Autor Benedikt Gollhardt, der nun auch das Drehbuch für die Serie schrieb, feierte 2019 mit dem Roman „Westzer wall“sein Thriller-Debüt. Inspiriert wurde er von den NSUMorden ebenso wie von der Unterwande­rung der rechten Szene durch den Verfassung­sschutz.

Prominent besetzt

In der ZDF-Serie, die in Köln spielt und vor einem Jahr im polnischen Krakau gedreht wurde, sind Nachrichte­ndienste und Rechtsterr­oristen eng vernetzt. Im Zentrum steht allerdings die Geschichte zweier Außenseite­r und die Frage, warum junge Menschen in die rechtsextr­eme Szene abrutschen.

„Westwall“ist prominent besetzt (in weiteren Rollen: Suzanne von Borsody und Kostja Ullmann), rasant und stellenwei­se erschrecke­nd realistisc­h.

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BILD: Krzysztof Wiktor/zdf

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