Gastronomen löffeln die Suppe aus
Kommen Wirte und Hoteliers in Oldenburg mit 2G und 2G+ klar?
Oldenburg – Sie tun alles für eine gesellige und schöne Stimmung, darin sind sie die Profis. Aber mit der jüngsten Entwicklung – verbunden mit 2G, wohl bald 2G+ – werden die Oldenburger Gastronomen erneut auf eine harte Probe gestellt.
„Ma“-Wirt äußert sich
Leon Burdekat vom „Ma“am Rathausmarkt sagt: „Das fühlt sich gerade wie ein Déjàvu an: die Entwicklung der Zahlen, die massive Begleitmusik in den Medien. Und die Situation ist auch vergleichbar: Es geht ’runter bei uns allen, die Umsätze bröckeln, und es gibt mehr Stornierungen als Reservierungen. Wenn wir nächste Woche vermutlich die Warnstufe 2 erreichen, das ist nicht spaßig.“
Bei 2G+ werde er Tests anbieten, wenn er dürfe – „auch wenn das Ganze natürlich wieder unfassbar nervig wird“. Zumal sich die Frage stelle, „ob 2G und 2G+ die Zahlen wirklich noch deutlich ’runter bringen“. Unklar sei auch, wie lange die Gäste mitspielten: „Wenn ich für’n Kaffee, obwohl ich geimpft bin, auch einen Test brauche, macht das vielen keine Freude mehr“.
Aus Sicht des Ma-Wirts, der 50 Mitarbeiter beschäftigt, „hat die Politik geschlafen“. Statt alles zu tun, um den entscheidenden Kernbereich aufzuweiten, „ist das Nadelöhr Intensivstation noch kleiner geworden“. Viele stünden jetzt schon wieder kurz vor der Kurzarbeit, vielleicht sei ein erneuter Lockdown nötig.
So sehen es die Hotels
Angeknackst ist die Stimmung
auch beim Dehoga-Vorsitzenden und Hotelier Holger Kruse angesichts der Entwicklung und der neuen Warnstufen-Regelung: „Wir müssen die schärferen Kontrollen umsetzen, quasi als Hilfspolizei für die Politik. Dafür müssen wir uns einiges anhören, wir sind aber nicht die Entscheider.“
Das Tagesgeschäft leide längst wieder massiv unter dem Corona-Anstieg. Kruse sagt: „Der Weihnachtsmarkt war immer wichtig für die Hoteliers,
er ist auch gut wieder angelaufen, wenn auch nicht wie früher. Aber jetzt kommen mehr Stornierungen als Buchungen. Gebuchte Veranstaltungen werden aufs Frühjahr verschoben.“Zimmerabsagen und Veranstaltungsverschiebungen lägen aktuell bei 30 bis 40 Prozent. Die Kernfrage sei für ihn: „Wie sieht das nächste Jahr aus?“
Die Situation schlage auch den Mitarbeitern aufs Gemüt: „Viele sind von der Politik enttäuscht, weil zu wenig Grips in die Vorbereitung gesteckt worden ist, auch in eine höhere Impfquote.“Eine 2G-Regelung sei für viele Gäste noch machbar, „aber wenn wir in 2G+ rutschen, ist das eine höhere Hürde“. Testzentren fehlten, und im Tourismus würden sich bei 2G+ viele sagen: „Ach, dann bleiben wir lieber zu Hause. Das würde uns dann noch mehr nach unten drücken.“
Völker’s hatte schon 2G
Monika Campen vom „Völker’s“hat „schon in der letzten Woche auf 2G umgestellt“. Sie sagt: „Ich habe gesehen, wie es sein kann, wenn jemand Corona hat. Ich versuche das nett zu vermitteln, aber mein Verständnis für die, die sich nicht impfen lassen, ist auf ein Minimum gesunken. Und wenn 2G+ kommt, dann geht das auch irgendwie.“Campen würde noch weiter gehen: „Wenn die Politik den Mut hätte, würde sie sagen, wir machen vor Weihnachten zwei Wochen dicht.“
Ein Paar, das sich im Völker’s Bratwürste geholt hat und sie draußen isst, hat in der aktuellen Lage eine Gastro-Lösung für sich gefunden: „Wir schauen jetzt immer erst durchs Fenster, ob ein Laden voll ist, wenn nicht, gehen wir rein.“