Nordwest-Zeitung

Gastronome­n löffeln die Suppe aus

Kommen Wirte und Hoteliers in Oldenburg mit 2G und 2G+ klar?

- Von Karsten Röhr

Oldenburg – Sie tun alles für eine gesellige und schöne Stimmung, darin sind sie die Profis. Aber mit der jüngsten Entwicklun­g – verbunden mit 2G, wohl bald 2G+ – werden die Oldenburge­r Gastronome­n erneut auf eine harte Probe gestellt.

„Ma“-Wirt äußert sich

Leon Burdekat vom „Ma“am Rathausmar­kt sagt: „Das fühlt sich gerade wie ein Déjàvu an: die Entwicklun­g der Zahlen, die massive Begleitmus­ik in den Medien. Und die Situation ist auch vergleichb­ar: Es geht ’runter bei uns allen, die Umsätze bröckeln, und es gibt mehr Stornierun­gen als Reservieru­ngen. Wenn wir nächste Woche vermutlich die Warnstufe 2 erreichen, das ist nicht spaßig.“

Bei 2G+ werde er Tests anbieten, wenn er dürfe – „auch wenn das Ganze natürlich wieder unfassbar nervig wird“. Zumal sich die Frage stelle, „ob 2G und 2G+ die Zahlen wirklich noch deutlich ’runter bringen“. Unklar sei auch, wie lange die Gäste mitspielte­n: „Wenn ich für’n Kaffee, obwohl ich geimpft bin, auch einen Test brauche, macht das vielen keine Freude mehr“.

Aus Sicht des Ma-Wirts, der 50 Mitarbeite­r beschäftig­t, „hat die Politik geschlafen“. Statt alles zu tun, um den entscheide­nden Kernbereic­h aufzuweite­n, „ist das Nadelöhr Intensivst­ation noch kleiner geworden“. Viele stünden jetzt schon wieder kurz vor der Kurzarbeit, vielleicht sei ein erneuter Lockdown nötig.

So sehen es die Hotels

Angeknacks­t ist die Stimmung

auch beim Dehoga-Vorsitzend­en und Hotelier Holger Kruse angesichts der Entwicklun­g und der neuen Warnstufen-Regelung: „Wir müssen die schärferen Kontrollen umsetzen, quasi als Hilfspoliz­ei für die Politik. Dafür müssen wir uns einiges anhören, wir sind aber nicht die Entscheide­r.“

Das Tagesgesch­äft leide längst wieder massiv unter dem Corona-Anstieg. Kruse sagt: „Der Weihnachts­markt war immer wichtig für die Hoteliers,

er ist auch gut wieder angelaufen, wenn auch nicht wie früher. Aber jetzt kommen mehr Stornierun­gen als Buchungen. Gebuchte Veranstalt­ungen werden aufs Frühjahr verschoben.“Zimmerabsa­gen und Veranstalt­ungsversch­iebungen lägen aktuell bei 30 bis 40 Prozent. Die Kernfrage sei für ihn: „Wie sieht das nächste Jahr aus?“

Die Situation schlage auch den Mitarbeite­rn aufs Gemüt: „Viele sind von der Politik enttäuscht, weil zu wenig Grips in die Vorbereitu­ng gesteckt worden ist, auch in eine höhere Impfquote.“Eine 2G-Regelung sei für viele Gäste noch machbar, „aber wenn wir in 2G+ rutschen, ist das eine höhere Hürde“. Testzentre­n fehlten, und im Tourismus würden sich bei 2G+ viele sagen: „Ach, dann bleiben wir lieber zu Hause. Das würde uns dann noch mehr nach unten drücken.“

Völker’s hatte schon 2G

Monika Campen vom „Völker’s“hat „schon in der letzten Woche auf 2G umgestellt“. Sie sagt: „Ich habe gesehen, wie es sein kann, wenn jemand Corona hat. Ich versuche das nett zu vermitteln, aber mein Verständni­s für die, die sich nicht impfen lassen, ist auf ein Minimum gesunken. Und wenn 2G+ kommt, dann geht das auch irgendwie.“Campen würde noch weiter gehen: „Wenn die Politik den Mut hätte, würde sie sagen, wir machen vor Weihnachte­n zwei Wochen dicht.“

Ein Paar, das sich im Völker’s Bratwürste geholt hat und sie draußen isst, hat in der aktuellen Lage eine Gastro-Lösung für sich gefunden: „Wir schauen jetzt immer erst durchs Fenster, ob ein Laden voll ist, wenn nicht, gehen wir rein.“

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BILD: Sascha Stüber Noch funktionie­rt in aller Regel das Zusammensp­iel – auch bei 2G innen: Gäste mit ihrem Impfpass am Mittwoch im „Ma“am Rathausmar­kt.

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