Lange Lieferzeiten bremsen Handwerk
Preissteigerungen machen Betrieben in Region zu schaffen – Geschäftsklima verbessert
Oldenburg/Ahlhorn – Über eine mangelnde Nachfrage kann sich Timo Stramann zurzeit nicht beklagen. „Die Kunden werden entschlussfreudiger, was dann auch dazu führt, dass unsere Auftragsbücher immer voller werden“, sagt der Geschäftsführer von SRP Elektrotechnik in Ahlhorn (32 Mitarbeiter), einem Spezialisten für Photovoltaik und Speichertechnologie.
Ein Problem gebe es allerdings: „Zurzeit sind viele Materialien, bei uns vor allem Aluminiumprodukte, nur schwer zu bekommen“, sagt der Elektrotechnikermeister. Als hilfreich habe sich erwiesen, dass man frühzeitig den Lagerbestand erweitert hat, um die Kundenwünsche weiter bedienen zu können.
So wie Stramann geht es vielen der rund 13000 Handwerksbetriebe im Oldenburger Land. Die Geschäftslage hat sich in diesem Herbst im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Zu schaffen machen vielen Unternehmen allerdings lange Lieferzeiten und Preissteigerungen. „Neun von zehn Betrieben geben an, dass die Einkaufspreise gestiegen sind. Aber nur fünf von zehn war es
Stellten die Ergebnisse der Konjunkturumfrage vor: (von links) HWK-Vizepräsidentin Irene Lammers, HWK-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke, Kammerberater Klaus Hurling und Timo Stramann, Geschäftsführer von SRP Elektrotechnik.
möglich, die Verkaufspreise auch entsprechend anzuheben“, sagte Irene Lammers, Vizepräsidentin der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg, am Mittwoch bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Kammer.
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Das Geschäftsklima
Das Geschäftsklima im Handwerk des Oldenburger Landes hat sich der Umfrage zufolge im Vergleich zum Vorjahr
leicht von 124 auf 128 Punkte verbessert. Damit sei etwa wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht, erläuterte Klaus Hurling, betriebswirtschaftlicher Berater der Kammer. 61 Prozent der 486 befragten Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut (Vorjahr: 56 Prozent).
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Die Branchen
Innerhalb der einzelnen Handwerksbranchen gibt es
hinsichtlich der Stimmungslage aber deutliche Unterschiede. „Einmal mehr wird die Lage im Bau- und Ausbauhandwerk durch die Befragten als überdurchschnittlich positiv eingeschätzt“, sagte HWKHauptgeschäftsführer Heiko Henke. Auch bei den Zulieferern verbessere sich die Stimmung wieder. Eine wachsende Zufriedenheit gibt es auch im regionalen Nahrungsmittelhandwerk sowie dem Gesundheitshandwerk. Sorgenkind bleibt der Umfrage zufolge das Dienstleistungshandwerk, und hier insbesondere die körpernahen Dienstleistungen, wie Friseure und Kosmetiker, die von den Corona-Auswirkungen besonders stark betroffen waren und sind.
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Die Probleme
Neben den Preissteigerungen sind es vor allem die Lieferengpässe, die vielen Betrieben zu schaffen machen. „Die Beschaffung von Materialien ist mittlerweile ziemlich mühsam geworden“, sagte auch Lammers, die selbst einen Malerbetrieb in Steinfeld (Kreis Vechta) führt. Auch die Wartezeiten hätten Dimensionen erreicht, die man sich noch vor zwei Jahren nicht hätten vorstellen können.
Weiterhin ein „Riesen-Problem“(Henke) bleibe auch die Suche nach geeigneten Fachkräften. Die Nachfrage nach Beschäftigten sei unverändert hoch, sagte Hurling mit Blick auf die Umfrage. Jeder zweite Betrieb habe offene Stellen. Die Herausforderungen beginnen dabei schon bei der Ausbildung. „Ich kenne kaum einen Betrieb, der nicht auf der Suche nach Lehrlingen ist“, sagte Henke.