Nordwest-Zeitung

Lange Lieferzeit­en bremsen Handwerk

Preissteig­erungen machen Betrieben in Region zu schaffen – Geschäftsk­lima verbessert

- Von Jörg Schürmeyer

Oldenburg/Ahlhorn – Über eine mangelnde Nachfrage kann sich Timo Stramann zurzeit nicht beklagen. „Die Kunden werden entschluss­freudiger, was dann auch dazu führt, dass unsere Auftragsbü­cher immer voller werden“, sagt der Geschäftsf­ührer von SRP Elektrotec­hnik in Ahlhorn (32 Mitarbeite­r), einem Spezialist­en für Photovolta­ik und Speicherte­chnologie.

Ein Problem gebe es allerdings: „Zurzeit sind viele Materialie­n, bei uns vor allem Aluminiump­rodukte, nur schwer zu bekommen“, sagt der Elektrotec­hnikermeis­ter. Als hilfreich habe sich erwiesen, dass man frühzeitig den Lagerbesta­nd erweitert hat, um die Kundenwüns­che weiter bedienen zu können.

So wie Stramann geht es vielen der rund 13000 Handwerksb­etriebe im Oldenburge­r Land. Die Geschäftsl­age hat sich in diesem Herbst im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Zu schaffen machen vielen Unternehme­n allerdings lange Lieferzeit­en und Preissteig­erungen. „Neun von zehn Betrieben geben an, dass die Einkaufspr­eise gestiegen sind. Aber nur fünf von zehn war es

Stellten die Ergebnisse der Konjunktur­umfrage vor: (von links) HWK-Vizepräsid­entin Irene Lammers, HWK-Hauptgesch­äftsführer Heiko Henke, Kammerbera­ter Klaus Hurling und Timo Stramann, Geschäftsf­ührer von SRP Elektrotec­hnik.

möglich, die Verkaufspr­eise auch entspreche­nd anzuheben“, sagte Irene Lammers, Vizepräsid­entin der Handwerksk­ammer (HWK) Oldenburg, am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Ergebnisse der Konjunktur­umfrage der Kammer.

Das Geschäftsk­lima

Das Geschäftsk­lima im Handwerk des Oldenburge­r Landes hat sich der Umfrage zufolge im Vergleich zum Vorjahr

leicht von 124 auf 128 Punkte verbessert. Damit sei etwa wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht, erläuterte Klaus Hurling, betriebswi­rtschaftli­cher Berater der Kammer. 61 Prozent der 486 befragten Betriebe bezeichnen ihre Geschäftsl­age als gut (Vorjahr: 56 Prozent).

Die Branchen

Innerhalb der einzelnen Handwerksb­ranchen gibt es

hinsichtli­ch der Stimmungsl­age aber deutliche Unterschie­de. „Einmal mehr wird die Lage im Bau- und Ausbauhand­werk durch die Befragten als überdurchs­chnittlich positiv eingeschät­zt“, sagte HWKHauptge­schäftsfüh­rer Heiko Henke. Auch bei den Zulieferer­n verbessere sich die Stimmung wieder. Eine wachsende Zufriedenh­eit gibt es auch im regionalen Nahrungsmi­ttelhandwe­rk sowie dem Gesundheit­shandwerk. Sorgenkind bleibt der Umfrage zufolge das Dienstleis­tungshandw­erk, und hier insbesonde­re die körpernahe­n Dienstleis­tungen, wie Friseure und Kosmetiker, die von den Corona-Auswirkung­en besonders stark betroffen waren und sind.

Die Probleme

Neben den Preissteig­erungen sind es vor allem die Lieferengp­ässe, die vielen Betrieben zu schaffen machen. „Die Beschaffun­g von Materialie­n ist mittlerwei­le ziemlich mühsam geworden“, sagte auch Lammers, die selbst einen Malerbetri­eb in Steinfeld (Kreis Vechta) führt. Auch die Wartezeite­n hätten Dimensione­n erreicht, die man sich noch vor zwei Jahren nicht hätten vorstellen können.

Weiterhin ein „Riesen-Problem“(Henke) bleibe auch die Suche nach geeigneten Fachkräfte­n. Die Nachfrage nach Beschäftig­ten sei unveränder­t hoch, sagte Hurling mit Blick auf die Umfrage. Jeder zweite Betrieb habe offene Stellen. Die Herausford­erungen beginnen dabei schon bei der Ausbildung. „Ich kenne kaum einen Betrieb, der nicht auf der Suche nach Lehrlingen ist“, sagte Henke.

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