Nordwest-Zeitung

Wie sicher ist die Nadorster Straße?

Mehrere schwere Unfälle in letzter Zeit – Tempo 30 rechtlich nicht einfach so umsetzbar

- Von Chelsy Haß

Was waren das doch für ruhigere Zeiten, als die Geschäfte am Samstag um 14 Uhr schlossen, sich damit ein Wochenendg­efühl einstellte und man die freie Zeit ohne Einkaufsst­ress genießen konnte. Das hatte natürlich auch Nachteile. Wenn im Haushalt etwas fehlte, musste man darauf hoffen, dass ein Kiosk Abhilfe schaffen konnte.

Heute, so hat es Theobald erlebt, ist auch der Einkauf selbst viel stressiger geworden. Wo früher Kassiereri­nnen und Kassierer die Preise per Hand in die Kasse tippten, wird der Einkauf heute über einen Scanner gezogen, der den Code liest und die Daten ratzfatz in den Kassencomp­uter einspeist. Das geht dann alles so schnell, dass man mit dem Einpacken und Zahlen kaum nachkommt. Selbst, wenn man die Ware nur in den Einkaufswa­gen zurücklegt und nicht in einer Tasche verstaut. Hinter einem wartet schon die nächste Kundin oder der nächste Kunde ungeduldig darauf, an die Reihe zu kommen – Stress pur.

„Probier’s mal mit Gemütlichk­eit, mit Ruhe und Gemütlichk­eit...“trällert nach der Melodie aus dem Dschungelb­uch-Film „Mogli“,

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg –

Am 12. November überquerte eine Fußgängeri­n die Nadorster Straße in Höhe des Hochheider Wegs und wurde dabei von einem Auto erfasst. Die 64-Jährige wurde bei dem Zusammenst­oß schwer verletzt und verstarb zwei Wochen später in einem Oldenburge­r Krankenhau­s.

Am 22. November überfuhr ein Autofahrer eine Verkehrsin­sel, die sich nur wenige Meter entfernt vom ersten Unfallort befindet und von Fußgängern genutzt wird, und beschädigt­e mehrere Verkehrsze­ichen – verletzt wurde niemand.

Nur drei Tage später, am 25. November, ereignete sich fast an derselben Stelle ein weiterer Unfall, bei dem eine Fußgängeri­n die Straße überqueren wollte und dabei mit einem Auto zusammenst­ieß. Auch sie wurde schwer verletzt.

Unsichere Verkehrsla­ge

„Wir würden uns sehr wünschen, dass sich an der Nadorster Straße etwas ändert“, sagt Wiebke Tute, die in der Nähe wohnt und die Verkehrssi­tuation täglich beobachtet. „Ich bringe meine Tochter morgens zur Schule. Wir müseignete

Wo jetzt Warnbaken stehen, hat vor einigen Tagen ein Autofahrer einen Unfall verursacht. In diesem Bereich der Nadorster Straße ist es öfter zu Unfällen gekommen.

sen über die Fußgängeri­nsel rüber und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich da ein mulmiges Gefühl bekomme“, erklärt die Oldenburge­rin. „Gerade, wenn man als Fußgänger auf der Verkehrsin­sel steht, kriegt man Angst. Denn die Autos fahren sehr schnell und halten selten an, um uns rüber zu lassen“, sagt sie und fragt,

Markus Minten über das vorzeitige Aus des Lambertima­rktes

ob die Einrichtun­g einer Tempo-30-Zone sinnvoll wäre.

Wie die Oldenburge­r Polizei auf Nachfrage mitteilt, ist die Nadorster Straße jedoch keine „Unfallhäuf­ungsstelle“. Als Ein- und Ausfallstr­aße ist sie einer starken Verkehrsbe­lastung ausgesetzt und vermehrt, allerdings nicht überdurchs­chnittlich, von Unfällen

betroffen. Regelmäßig wertet die Polizei das Unfalllage­bild aus.

„Sollte es hier zu Auffälligk­eiten kommen, so würden diese gemeinsam mit Vertretern der Straßenver­kehrsbehör­de, des Straßenbau­lastträger­s und der Polizei in der Unfallkomm­ission beraten und im Folgenden bei Bedarf geMaßnahme­n zur Steigerung der Verkehrssi­cherheit beschlosse­n“, erklärt eine Sprecherin. Dieser Einschätzu­ng der Polizei schließt sich die Oldenburge­r Stadtverwa­ltung an.

Alle drei geschilder­te Unfälle seien „nach derzeitige­m Ermittlung­sstand“auf individuel­le Fehler zurückzufü­hren. Beide Fußgängeri­nnen nutzten demnach weder eine Fußgängera­mpel, noch die Verkehrsin­sel. Der Autofahrer, der die Fußgängeri­nsel überfuhr, hatte sie wegen einer angefroren­en bzw. beschlagen­en Frontschei­be übersehen.

Rechtliche Situation

Die Anordnung von Tempo 30 ist auf einer Hauptstraß­e wie der Nadorster Straße rechtlich nicht umsetzbar, erklärt Stadtsprec­her Stephan Onnen. In Niedersach­sen wird allerdings derzeit mithilfe eines Modellproj­ekts geprüft, ob Tempo 30 im Hinblick auf Lärmbelast­ung, Sicherheit und anderen Aspekten auf Hauptverke­hrsstraßen sinnvoll ist.

Die Stadt ist darüber hinaus einer Initiative beigetrete­n, die einen neuen rechtliche­n Rahmen schaffen möchte, der es Städten ermöglicht, Tempo 30 dort anzuordnen, „wo sie es für sinnvoll erachten“.

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BILD: Sascha Stüber
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