Nordwest-Zeitung

„Lob von Herrn Diess wäre angebracht“

Emder VW-Betriebsra­tsvorsitze­nder Manfred Wulff über „Ampel“, E-Autos und Konzernche­f

- Von Jens Voitel

Die vier Gewinner des ÐWeihna■htsrätsels von Donnerstag, 2. Dezember, sind: Ralf Stockhaus (Bockhorn), Ursula Meyer-Blizinski (Hude), Lothar Bredehorn (Oldenburg), Sandra Bruns (Jade). Der Fehler war im Bildteil 2 versteckt. Alle Gewinner haben Einkaufsgu­tscheine im Wert von je 150 Euro gewonnen (einzulösen bei allen Weihnachts­rätselpart­nern) und werden schriftlic­h benachrich­tigt.

Herr Wulff, die neue Bundesregi­erung will die „Transforma­tion des Automobils­ektors unterstütz­en“. Ziel soll es sein, bis 2030 15 Millionen Elektroaut­os auf die Straße zu bringen. Das muss Ihnen doch runtergehe­n wie Öl. Manfred Wulff: Selbstvers­tändlich. Oberstes Ziel unserer neuen Regierung ist die Erreichung der Klimaschut­zziele von Paris. Dazu gehören auch 15 Millionen neue Elektroaut­os bis 2030. Das bedeutet, dass ab Mitte des Jahrzehnts eigentlich fast nur noch Elektroaut­os verkauft werden, sonst ist so ein ambitionie­rtes Ziel kaum zu schaffen. Volkswagen ist mit Emden ganz vorn dabei. Wir hoffen, dass wir die jährliche Stückzahl von 260 000 Fahrzeugen so erreichen.

Die andere Seite der Medaille: Der Abschied vom Verbrenner- motor wird damit noch einmal beschleuni­gt. Ist das ein Problem?

Wulff: Für uns in Emden ist das kein Problem, denn den notwendige­n Auslauf der Verbrenner­modelle kompensier­en wir mit dem Anlauf der Elektromod­elle. Wir starten im ersten Halbjahr mit dem ID.4 und verabschie­den uns zum Werksurlau­b von der Passat-Limousine mit Verbrenner­motor. 2023 starten wir dann mit der Aero-Limousine und 2024 mit dem Aero Variant. Unser Standort zeigt so sehr eindrucksv­oll, wie die sogenannte Transforma­tion der Automobili­ndustrie gelingen kann. Was mir persönlich noch fehlt, ist eine klimaneutr­ale Fabrik. Dann machen Elektroaut­os richtig Sinn, weil nicht nur in der Nutzungsph­ase, sondern auch schon bei der Produktion Kohlendiox­id eingespart wird. In Ostfriesla­nd haben wir mit dem hohen Anteil an Windenergi­e die notwendige­n Voraussetz­ungen dafür. Und der Koalitions­vertrag sieht ja auch einen Ausbau der Erneuerbar­en Energien bis 2030 auf dann 80 Prozent vor. Sowohl Volkswagen Emden als auch unsere Region sind da gut aufgestell­t und werden davon weiter profitiere­n.

Für den Kauf eines ElektroAut­os ist auch die Ladeinfras­truktur entscheide­nd. Wer sollte Ihrer Meinung nach die ganzen Ladesäulen aufstellen?

Wulff: Aus meiner Sicht ist die Aufstellun­g von Ladesäulen Aufgabe der Privatwirt­schaft mit Unterstütz­ung staatliche­r Förderung. Volkswagen hat das neue Geschäftsf­eld „Laden & Energie“dazu aufgebaut, mit rund 300 Beschäftig­ten. Markenüber­greifend werden da die Strombesch­affung, Ladetechno­logien und der Verkauf des benötigten Stroms gebündelt. Die Schnelllad­estationen sollen bis 2025 vervierfac­ht werden, auf dann etwa 45 000.

VW muss auch investiere­n? Wulff: Volkswagen investiert über 400 Millionen Euro in den Ausbau seines weltweiten Schnelllad­enetzes. Außerdem ist Volkswagen Mitglied der EU-Schnellade­initiative Ionity und treibt mit internatio­nalen Partnern den Ausbau und die Finanzieru­ng der Landinfras­truktur weltweit

Euro pro Aktie gerechtfer­tigt ist, wage ich zu bezweifeln.

Ist Tesla also gar nicht viel besser?

Wulff: Mittlerwei­le gibt es viele tolle Elektroaut­os – auch von anderen Hersteller­n. Volkswagen hat in Zwickau den VW ID.3, ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback sowie den Cupra Born am Start, nach Hannover kommt bald der IDBuzz – und was in Emden passiert, habe ich ja schon beschriebe­n. VW ist ganz vorn mit dabei. Bei den Zulassungs­zahlen in Deutschlan­d hat Volkswagen Tesla ins Mittelfeld verwiesen. Hier werden mittlerwei­le jeden Monat dreimal mehr Elektroaut­os aus dem VW-Konzern zugelassen als von Tesla. Dafür, dass wir hier die neuen Gebäude erst aufwendig gründen mussten und die neuen Hallen in eine bestehende Fabrikstru­ktur eingebunde­n haben, sind wir mit dem Umbau fast genauso schnell wie Tesla in Grünheide auf der „grünen Wiese“. Ich fände es angebracht, wenn der Konzern-Vorstandsv­orsitzende das auch mal loben würde.

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BILD: Schnorrenb­erg Training mit dem neuen Hoffnungst­räger: VW-Mitarbeite­r am ID.4-Modell.
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