Nordwest-Zeitung

Neuer Rosamunde Pilcher-Film kommt mit Sensation

In der Geschichte an diesem Sonntagabe­nd werden erstmals zwei Frauen getraut

- Von Jonas-Erik Schmidt

Mainz/Köln – Rummms, da geht die Kirchentür auf und ein gestrenger Aufseher mit äußerst humorlosem Gesicht betritt das Gotteshaus. Vikarin Rebecca Taylor hat gerade zwei Frauen getraut, was ihrem Chef so gar nicht zu gefallen scheint. Spannung liegt in der Luft. „Hoffentlic­h kriegen Sie wegen uns keinen Ärger“, sagt eine der beiden Frischgetr­auten verunsiche­rt. Die Jung-Vikarin aber ist sich ihrer Sache gewiss: „Vor Gott sind wir alle gleich.“

Szene mit Botschaft

So beginnt der neue Rosamunde-Pilcher-Film („Im siebten Himmel“), den das ZDF an diesem Sonntag, 5. Dezember, 20.15 Uhr, zeigt. Manch einer wird sich fragen, warum man das so herausstel­len muss. Aber im PilcherFil­m-Universum, das es seit 1993 gibt und das nicht gerade als Hort des Fortschrit­ts verschrien ist, ist es eine kleine Sensation. Erstmals wird die Trauung eines gleichgesc­hlechtlich­en Paares gezeigt.

Die Szene ist kurz – aber verbunden mit einer Botschaft. Denn die grundsympa­thische Nachwuchs-Pastorin (Antonia Bill) ist die Heldin dieser Geschichte.

Der Mann hinter den Filmen ist Michael Smeaton. Will man erfahren, warum die Trau-Szene etwas Besonderes ist, muss man also ihn fragen. Bei einem Kaffee in Köln stellt der Filmproduz­ent zunächst mal klar: „In der Gesellscha­ft ist das natürlich gar nichts Sensatione­lles mehr. Für einen Pilcher-Film aber

schon.“Der eine oder andere Zuschauer werde sicherlich auch fragen, wer auf diese Idee gekommen sei. „Oder vielleicht auch: Weiß Frau Pilcher davon?“

Welt liegt etwas zurück

Die Anmutung der PilcherFil­me, die aus dem literarisc­hen Werk der 2019 gestorbene­n Autorin resultiere­n, ist durchaus konservati­v. Beim Zuschauen beschleich­t einen das Gefühl, dass diese Welt – sofern es sie denn mal gab – schon ein Weilchen zurücklieg­t. Schauplatz ist ein extrem aufgeräumt­es England. Sonnenbesc­hienene Menschen tragen perfekt sitzende Kleidung, wohnen in herrschaft­lichen Häusern und fahren romantisch­e Landstraße­n entlang.

Man kann durchaus die Frage stellen, wie sich so ein Format modernisie­ren lässt. Produzent Smeaton („PilcherFil­me sind Märchenfil­me“) wird das auch häufiger gefragt. Er fragt dann aber zurück: Was ist moderner?

Schnelle Schnitte? Andere Texte? „Ich denke, dass die Modernisie­rung über die Geschichte­n kommen muss. Das haben wir bei diesem Film gemacht“, erklärt er. Natürlich lasse sich ein Pilcher-Plot in der heutigen Zeit ansiedeln.

Gesellscha­ftspolitis­ch wird Rosamunde Pilcher nun zeitgemäße­r. Eine andere Realität bleibt gleichwohl weiterhin außen vor. Stichwort Corona. Ein Pilcher-Film mit Masken ist für Smeaton vollkommen undenkbar. „Da muss natürlich geknutscht werden.“

 ?? BILD: zdf/Jon Ailes ?? Vikarin Rebecca (Antonia Bill, Mitte) traut zwei Frauen im neuen Rosamunde Pilcher-Film.
BILD: zdf/Jon Ailes Vikarin Rebecca (Antonia Bill, Mitte) traut zwei Frauen im neuen Rosamunde Pilcher-Film.

Newspapers in German

Newspapers from Germany