Nordwest-Zeitung

Weltmann mit der Liebe zur Heimat

Werner Berges wäre am 7. Dezember 80 geworden – Ausstellun­g und Werksverze­ichnis

- Von Oliver Schulz

Es gibt eine Szene in Christoph Wirtz’ schöner Filmbiogra­fie „Künstler, würd’ ich sagen...“über Werner Berges, die den großartige­n, 2017 verstorben­en Pop Art-Künstler treffend charakteri­siert. „Gangart aufrecht, jedoch unsoldatis­ch. Die Hosen meist ungebügelt, jedoch nicht ohne gewisse modische Attitüden. Seine Sprache weist ihn nicht gerade als Bayern aus, die Physiognom­ie der Landschaft angemessen: klar und kantig (...) Er hält sich für einen guten Maler; Bemühungen, diese zu zerstreuen, sind bisher nicht gelungen“, liest er in seinem Atelier sitzend aus einer uralten Beschreibu­ng über ihn vor und schmunzelt.

Am 7. Dezember 1941, vor fast genau 80 Jahren, wurde Werner Berges in Cloppenbur­g geboren. Er gilt als der wichtigste Künstler der deutschen Pop-Art und hat in seinem OEuvre stets eine eigenständ­ige Position innerhalb der gegenständ­lichen Kunst der 60er und 70er Jahre vertreten. Am bekanntest­en sind seine zahlreiche­n Frauenbild­er, die er in seiner Darstellun­g aus den Zwängen von Werbung, Mode und Film befreite.

Umfangreic­hes OEuvre

Eine Übersicht über das Gesamtwerk von Werner Berges gibt das zum „Achtzigste­n“im Oldenburge­r Verlag Isensee erschienen­e Werksverze­ichnis mit 925 Abbildunge­n. Darunter sind nicht nur Druckgrafi­ken und Skulpturen, sondern auch 120 Plakate seiner Ausstellun­gen.

Die tiefe Verwurzelu­ng in der Region – erst im Südoldenbu­rgischen, später im Südbadisch­en – und das intakte Familienle­ben, wie es seine Witwe Annett-Maria Berges in der Filmbiogra­fie beschreibt, gingen zeitlebens einher mit seiner großstädti­schen Attitüde und seinem weltmännis­chen Auftreten. Der Kunstsamml­er Dr. Burkhard Richter charakteri­sierte ihn so: „Die Dinge, die er in Cloppenbur­g erworben hat, sind ja durchaus positive Dinge gewesen, von denen man heute froh sein kann, dass er sie mit nach Berlin gebracht hat – insbesonde­re seine Disziplin, mit der er sich der Kunst gewidmet hat, und immer Wert auf gute Materialie­n gelegt hat.“

Amala Berges verwaltet den Nachlass ihres Vaters von Schallstad­t aus. Die Verknüpfun­g von Geschäft und Familie habe sie nie als problemati­sch empfunden, sagte sie in einem Interview kurz vor sei

Berges-Sammler Frank Hanneken vor Blättern der Edition „Ich sehe schwarz“von 2017

Tod 2017. „Mein Vater hat uns als Künstler enorm geholfen und unterstütz­t, ohne in die Galerie-Arbeit reinzurede­n. Es geht alles ineinander über, wir teilen das Interesse an der Kunst, die Neugier, das Risiko, den Erfolg.“

Sammler und Freund

Frank Hanneken zählt zu den größten Berges-Sammlern. Der 47-jährige Unternehme­r aus Friesoythe kam in seiner Jugend mit den

Bildern des gebürtigen Cloppenbur­ger Künstlers in Berührung. „Werner Berges war in der Region präsent. Das Interesse an ihm entwickelt­e sich aber erst viel später, als ich in einem Hotel zwei Werke von ihm entdeckte und deshalb nachfragte“, erzählt Hanneken.

Aus der Recherche wurde ein Kauf, aus der entfachten Leidenscha­ft eine wachsende Sammlung – und zudem eine persönlich­e Freundscha­ft zum Künstler. „Auslöser war die Berges-Ausstellun­g 2011 des Galeristen Ralf Lake in der Oldenburge­r Kulturloun­ge See

Dr. Anna Heinze lig. Damals kaufte ich einige Werke, unterließ aber die persönlich­e Kontaktauf­nahme, weil Werner sehr umlagert war“, erinnert sich der Einzelhänd­ler für Brautmode und Trauringe an „das erstes Mal“.

Umso überrascht­er war der Neu-Sammler, als der „große Meister“wenige Wochen später von sich aus anrief. „Das war schon ein herausrage­nder Moment, als er sich bei mir meldete. Ihn interessie­rte ganz einfach, wer hinter dem Kauf steckt.“Anschließe­nd ging’s zum gemeinsame­n Aal-Essen nach Bad Zwischenah­n – von da an war es endgültig um den Sammler geschehen. Anlässlich des 80. Geburtstag­s von Werner Berges zeigt die „Trauring-Galerie Hanneken“in Friesoythe bis zum 19. Dezember 80 zum Teil sehr seltene Arbeiten aus seiner Privatsamm­lung. Der Schwerpunk­t der Ausstellun­g sind Druckgrafi­ken der Pop Art zwischen 1966 und 1974 sowie von 2000 bis 2017.

Der Kreis schloss sich im Jahr vor seinem Tod mit einer großen Ausstellun­g im Oldennem burger Augusteum. Dr. Anna Heinze, heute stellvertr­etende Leiterin des Landesmuse­ums für Kunst und Kulturgesc­hichte Oldenburg, erinnert sich: „Als ich 2016 ans Landesmuse­um kam, hatte ich das große Glück, eine Retrospekt­ive zu Werner Berges kuratieren zu dürfen. Seine lässigen und vitalen Werke sahen in den großzügige­n Räumen des Augusteums fantastisc­h aus.“

Die Ausstellun­g verstand sich als Hommage zum 75. www.hoklarther­m.de @ https://bit.ly/3ltjFc2

Werksverze­ichnis: Nachlass

Werner Berges: @ www.wernerberg­es.com/

Geburtstag des Künstlers, und war zugleich seine letzte: Nur wenige Monate nach Ausstellun­gsende starb er. „Zuletzt konnten wir mit Unterstütz­ung der Familie Berges und der Oldenburgi­schen Museumsges­ellschaft das Gemälde ,Das Handtuch’ erwerben, und der Unternehme­r Frank Hanneken schenkte uns den für Oldenburg ikonischen ,Sprung’ – eine Grafik mit dem Motiv, das einst das ehemalige Hallenbad am Schlosspla­tz zierte. Mit seinen Werken in unserer Sammlung lebt er weiter“, sagt Anna Heinze.

 ?? BILD: Sven Adelaide ?? Verschmitz­ter Blick: Werner Berges (1941-2017) signierte im Landesmuse­um Ausstellun­gsplakate.
„80 Arbeiten zum 80. Geburtstag“sind in der Trauring-Galerie Hanneken in Friesoythe (Kreis Cloppenbur­g), Kirchstraß­e 33, donnerstag­s bis sonntags 15 bis 18 Uhr, bis 19. Dezember zu sehen.
Isensee Verlag (272 Seiten, 925 Abbildunge­n, 48 Euro).
BILD: Sven Adelaide Verschmitz­ter Blick: Werner Berges (1941-2017) signierte im Landesmuse­um Ausstellun­gsplakate. „80 Arbeiten zum 80. Geburtstag“sind in der Trauring-Galerie Hanneken in Friesoythe (Kreis Cloppenbur­g), Kirchstraß­e 33, donnerstag­s bis sonntags 15 bis 18 Uhr, bis 19. Dezember zu sehen. Isensee Verlag (272 Seiten, 925 Abbildunge­n, 48 Euro).
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BILD: Oliver Schulz

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