Advent: Zeit für Schwangerschaftsimpfungen
In knapp drei Wochen feiert die Christenheit das Fest von Jesu Geburt. Maria wäre damit jetzt in der 38. Schwangerschaftswoche. Schwangerschaft und Geburt gingen vor 2000 Jahren mit vielfältigen Risiken für das ungeborene Kind und die Mutter einher – die Sterblichkeit Neugeborener und ihrer Mütter war hoch. Es gab noch keine Impfungen während der Schwangerschaft, durch die Schwangere und ihr Kind geschützt werden konnten.
Auch heute sind Schwangere, Ungeborene und Neugeborene aufgrund von Besonderheiten ihres Immunsystems besonders anfällig für Infektionskrankheiten mit hoher Krankheitslast und Sterblichkeit. Das Immunsystem einer
Prof. Dr. Christoph Korenke Klinikdirektor am Elisabeth-Kinderkrankenhaus Oldenburg und Ärztlicher Direktor des Klinikums Oldenburg
Schwangeren muss die genetisch und immunologisch unterschiedlichen Eigenschaften des ungeborenen Kindes tolerieren. Im Ergebnis bildet die werdende Mutter zwar vermehrt Antikörper, hat jedoch einen abgeschwächten Schutz ihrer spezifischen T-Zellen gegen virusinfizierte Zellen. So ist schon lange bekannt, dass Schwangere sehr viel häufiger schwere Verläufe zum Beispiel einer Grippe-Erkrankung (Influenza) haben. Ungeimpfte Schwangere haben zum Ende der Schwangerschaft ein über vierfach höheres Risiko als ungeimpfte Frauen für einen Grippe-bedingten stationären Krankenhausaufenthalt. Das Risiko für eine Früh- oder Totgeburt ist erhöht. Alle Schwangeren sollten daher ab dem vierten Schwangerschaftsmonat eine Influenza-Schutzimpfung erhalten. Die STIKO empfiehlt seit März 2020 auch die Keuchhustenimpfung in jeder Schwangerschaft, da viele Schwangere keinen ausreichenden Impfschutz haben. Die Keuchhustenimpfung sollte in der 28. bis 32. Schwangerschaftswoche mit einem Kombinationsimpfstoff auch gegen Tetanus und Diphtherie durchgeführt werden. All diese Impfungen sind effektiv, sicher und gut verträglich.
Das Immunsystem des Neugeborenen ist noch unreif. Das Neugeborene erhält von seiner Mutter einen Nestschutz, indem in der Schwangerschaft über die Plazenta Antikörper zum Schutz vor Infektionen übertragen werden. Die Impfung der Mutter ist eine sichere und wirksame Strategie, um dem Neugeborenen durch die Übertragung mütterlicher Antikörper einen passiven Immunschutz vor lebensbedrohlichen Infektionen zu vermitteln, bis es eine Immunität aufbauen kann.
Schwangere Frauen haben auch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19 Infektion. Wiederholt mussten Schwangere mit einer COVID-19 Infektion auf den Intensivstationen Oldenburger Kliniken invasiv beatmet werden. Seit dem 17. September 2021 empfiehlt daher die STIKO allen ungeimpften Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel die Impfung gegen COVID-19, um schwere COVID-19-Verläufe und Todesfälle bei Schwangeren und Stillenden zu verhindern, Schwangerschaftskomplikationen durch eine SARSCoV-2-Infektionen zu reduzieren und infektionsbedingte Folgen für das ungeborene und neugeborene Kind zu vermeiden. Nutzen Sie daher die Möglichkeit einer Impfung während der Schwangerschaft noch vor Weihnachten! Maria hätte diese Chance, sich und ihr Kind zu schützen, sicher nicht leichtfertig vertan.