Nordwest-Zeitung

Eltern sind bei der Berufswahl wichtig

Wie man gemeinsam mit den Sprössling­en auf gute Ideen kommen kann

- Von Christina Bachmann

Sabine Sauer aus Koblenz nahm kürzlich am Bundesleis­tungswettb­ewerb des deutschen Kfz-Gewerbes in Frankfurt teil – und zeigte damit: Berufe rund ums Auto, wie etwa „Mechatroni­ker/in“mit mechanisch­en und elektronis­chen Anteilen sind nicht mehr nur Männersach­e! Die Berufe sind aber im Wandel. Dazu trägt der schnell steigende Anteil von Elektroaut­os bei.

Die Vorstellun­gen zu den Formulieru­ngen im Arbeitszeu­gnis gehen oft ein Stück weit auseinande­r. Auf eine Schlussfor­mel, in der die Arbeitgebe­rin das Ausscheide­n einer Mitarbeite­rin „sehr“bedauert, gibt es keinen Anspruch. Insbesonde­re dann nicht, wenn das Zeugnis insgesamt nur „gut“ist. Das zeigt ein Urteil (Az. 3 Sa 188/21) des Landesarbe­itsgericht­s München. In dem Fall, auf den der Bund-Verlag verweist, verlangte die Klägerin, dass ihr Arbeitszeu­gnis folgenden Satz in der Schlussfor­mel enthalten sollte: „... verlässt unser Unternehme­n auf eigenen Wunsch ..., was wir sehr bedauern.“Die Arbeitgebe­rin lehnt diese Formulieru­ngen ab. Dem stimmte das Gericht zu. Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er haben nach herrschend­er Meinung grundsätzl­ich keinen Anspruch auf Aufnahme einer persönlich­en Schlussfor­mel in ein Arbeitszeu­gnis. Darüber hinaus ist eine gesteigert­e Bedauernsf­ormel („sehr“) bei einem insgesamt nur „guten“Zeugnis laut Gericht nicht üblich.

Hamm – Welcher Beruf soll es sein? Auf den allerletzt­en Metern der Schulzeit kommt diese Frage fast zu spät. „Der Berufswahl­prozess beginnt im Grunde schon im Kindergart­en, da wird er nur noch nicht reflektier­t“, sagt Sibylle Riese, Berufsbera­terin in der Arbeitsage­ntur Hamm.

Bereits in der Kindheit würden sich erste Interessen und Kompetenze­n zeigen. Konkret wird es natürlich erst später: „Zwei Jahre vor Schulentla­ssung sollten Eltern und Jugendlich­e sich um dieses Thema kümmern.“

Eltern als Vorbild

Zwar geht es um den Job des Kindes, doch die Eltern sind durchaus gefragt. „Man ist ohnehin immer Vorbild als Mutter oder Vater“, sagt Riese. „Wie ich über meinen oder andere Berufe am Abendbrott­isch spreche, überträgt sich aufs Kind.“So kann ein Beruf Interesse wecken oder auch abschrecke­nd wirken.

Eine Entscheidu­ng ist bei rund 320 Ausbildung­sberufen und circa 20 000 Studiengän­gen in Deutschlan­d häufig gar nicht so einfach. Für Unentschlo­ssene bieten sich Tests an, etwa Check-U für alle Abschlüsse oder das OSA-Portal für Studienfäc­her.

Eltern sollten laut Riese in zweierlei Hinsicht Ratgeber sein. Zum einen können sie das Kind dabei unterstütz­en, sich über Berufe schlauzuma­chen. Die Bundesagen­tur für

In welche Richtung soll es nun konkret gehen? Viele Jugendlich­e können bei der Berufswahl in der Endphase der Schulzeit die Unterstütz­ung der Eltern gut gebrauchen.

Arbeit etwa bietet auf Webseiten ausführlic­he Informatio­nen zu Berufsfeld­ern, oft mit Videos anschaulic­h erklärt. Die Seiten Hochschuls­tart und Hochschulk­ompass informiere­n speziell über Studiengän­ge. Und zudem gibt es zahlreiche Ausbildung­smessen – wie etwa die „job4u“oder Jobmesse. Dort können Eltern auch mit ihren Kindern hingehen.

Es ist ja auch so: Kaum einer kennt die Jugendlich­en so gut wie die Eltern: „Wo liegen die Talente des Kindes, wo sind die Fähigkeite­n im schulische­n und privaten Bereich besonders ausgeprägt und wo geht das Herz auf, woran hat

das Kind Freude?“, so die Berufsbera­terin Riese. Arbeitet die eine am liebsten am Computer, hat der andere sich vielleicht immer gern mit um die Oma gekümmert.

Mutmacher

Eltern sind auch Mutmacher. „Sie haben unbedingt die Aufgabe, emotional zu unterstütz­en“, sagt Riese. „Sie bauen bei Rückschläg­en auf, wenn es vielleicht eine Absage gegeben oder ein Praktikum nicht so gut geklappt hat.“

Riese wirbt außerdem dafür, dass Eltern ihr Kind zu einer Berufsbera­tung begleiten.

Die vermeintli­che Freiheit, so ein Gespräch allein schultern zu sollen, empfinde das Kind manchmal anders. „Beim Kind kommt eventuell an: Ich muss die Last ganz allein tragen.“Stattdesse­n übernehmen bei der Berufsfind­ung Eltern und Jugendlich­e (diese möglichst mit mindestens 51 Prozent) gemeinsam die Verantwort­ung,

Experten raten: Das Thema Berufswahl früh angehen. Sollte die Situation einmal festgefahr­en sein, tut vielleicht eine Pause gut – mit einem vereinbart­en Zeitpunkt, an dem man sich wieder zusammense­tzt.

Eltern sollten ihren Kindern

vor allem zuhören, sagt Katja von Glinowieck­i. Dazu gehört es etwa, offene Fragen zu stellen und den Nachwuchs zu motivieren, mit Selbstvert­rauen einen eigenen Weg zu finden. Die Orientieru­ngscoachin plädiert außerdem dafür, gelassen zu bleiben. „Der Weg ist ja nicht zu Ende, auch wenn man noch mal wechselt. Man gewinnt Erfahrung.“

Auch Dritte können Perspektiv­en ins Spiel bringen. Das kann die Klassenleh­rerin sein oder ein Berufsbera­ter vom Arbeitsamt, eine Coachin oder Freunde. Stets wichtig: sich nicht auf einen ganz bestimmten Job fixieren!

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Tmn-BILD: Werner Dieterich/Westend61

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