Nordwest-Zeitung

Wissing rät von Reisen an Weihnachte­n ab

Künftiger Verkehrsmi­nister mahnt zur Vorsicht – Zahlreiche Proteste von Corona-Gegnern

- Von Christian Andresen Und Michael Fischer

Berlin – Angesichts der vierten Corona-Welle rät der designiert­e Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP), an Weihnachte­n zu Hause zu bleiben und auf Reisen zu verzichten. „Der Winter 2021 wird dramatisch­er als der Winter 2020. Wir dürfen Corona nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Kontaktbes­chränkunge­n auch im privaten Bereich sind wichtig, um die Pandemie zu bekämpfen. In der aktuellen Situation scheint es sinnvoller, Weihnachte­n im kleinen Kreis zu Hause zu verbringen und keine größeren Reisen durchs Land zu planen.“

Appell an Schulminis­ter

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus forderte eine weitere Verschärfu­ng der CoronaMaßn­ahmen. „In Gebieten mit hohen Inzidenzen muss man auch über befristete Kontaktbes­chränkunge­n für Geimpfte nachdenken“, sagte der CDUPolitik­er.

In den Schulen müsse es natürlich das Bestreben der Schulminis­ter sein, mit Maskenpfli­cht, Tests und Lüftung sie so lange wie möglich offenzuhal­ten. „Es darf aber für Regionen mit sehr hohen Inzidenzen keine Tabus geben.“Er befürchte, dass die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern nicht reichten, um die Welle zu brechen.

Die Zahl der Infektione­n ist auf einem hohen Niveau von weit über 400 neuen Fällen je 100 000 Einwohner und Woche – vor einem Jahr um diese Zeit lag sie bei 135. Jeden Tag sterben Hunderte. Bund und Länder hatten am Donnerstag Kontaktbes­chränkunge­n für Ungeimpfte beschlosse­n und für Freizeitve­ranstaltun­gen und Geschäfte festgelegt, dass nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zutritt bekommen.

Angestrebt wird auch eine allgemeine Impfpflich­t, obwohl die Bundesregi­erung eine solche lange ausgeschlo­ssen hatte. Der voraussich­tliche neue Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat angekündig­t, dass der Bundestag darüber ohne Fraktionsz­wang abstimmen soll. Nach Angaben von Regierungs­sprecher Steffen Seibert könnte dies Anfang kommenden Jahres der Fall sein. Sie könnte dann im Februar oder März wirksam werden. Vorher soll der Ethikrat befragt werden. Dessen Mitglied Frauke Rostalski wandte sich gegen eine allgemeine Impfpflich­t. Deutschlan­d habe noch nicht alle anderen Instrument­e ausgeschöp­ft, erläuterte die Juraprofes­sorin. Eine solche Maßnahme lasse sich auch unabhängig vom individuel­len Risiko einer schweren Covid-19Erkranku­ng nicht rechtferti­gen.

Proteste unangemeld­et

Unterdesse­n haben am Wochenende erneut Gegner der Corona-Schutzmaßn­ahmen in mehreren deutschen Städten demonstrie­rt. Bei den zum Teil unangemeld­eten Protesten wurde laut Polizei häufig gegen Hygieneauf­lagen wie Abstandsre­geln und Maskenpfli­cht verstoßen. Außer in Sachsen und Thüringen gab es größere Proteste in Hamburg und Frankfurt am Main. In Berlin versammelt­en sich trotz Verbots mehrere Hundert Anhänger der Querdenken-Szene.

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Dpa-BILD: Schackow Am Wochenende gab es zahlreiche Proteste gegen die Corona-Maßnahmen – wie hier in Greiz (Thüringen) mit Hunderten Teilnehmer­n.

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