Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Niedergang trotz Erotikboom

Eine junge Managerin sollte die Traditions­marke Beate Uhse wieder aufrichten. Der mutige Plan ist offenbar gescheiter­t

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und passte gerade deshalb so gut zu Beate Uhse.

Schumann versuchte, die Marke vom Rotlicht-Image zu befreien. Das Logo wurde leichter, das Filialnetz deutlich aufgehübsc­ht. Schumann holte die Läden von den Bahnhofsvi­erteln in die Einkaufsst­raßen der Innenstädt­e, stellte die Produkte in die Schaufenst­er.

Zuletzt eröffnete im November ein Flagship-Store direkt am Hackeschen Markt in Berlin. Gleichzeit­ig versuchte sie, den Onlineshop aufzuwerte­n. Und Beate Uhse war plötzlich auch in sozialen Netzwerken vertreten. Die wichtigste Änderung: Die Deutschlan­dChefin machte Frauen zur Zielgruppe. In den Medien wurde sie damit schnell zur hippen Enkelin von Beate Uhse.

Denn der Erotikmark­t wird längst von Frauen betrieben. Zahlreiche neu gegründete Firmen entwickeln Sexspielze­uge, die eher ästhetisch­e Designstüc­ke sind. Ihre Shops und Onlineauft­ritte wirken modern und sachlich.

Erotikfirm­en wie der Bielefelde­r Onlinehänd­ler Eis.de legen ein rasantes Wachstum hin. Der Erotikvers­and wächst jedes Jahr zweistelli­g und verzeichne­te 2016 einen Umsatz von 100 Millionen Euro. „Wir haben den ehemaligen Platzhirsc­hen den Rang abgelaufen“, sagt André Bierbass, operativer Geschäftsf­ührer von Eis.de. Daneben wirbt vor allem das Berliner Start-up Amorelie, eine ProSiebenS­at1Beteili­gung, aktiv um junge, moderne Frauen.

So wollte Schumann auch Beate Uhse ausrichten. Doch der

Wandel kam wohl zu spät – oder die

Großaktion­äre des

Unternehme­ns hatten nicht genug Geduld. Denn auch im vergangene­n Jahr steckte das Unternehme­n in den roten Zahlen. Der Umsatz schrumpfte in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 19 Prozent auf nur noch 77 Millionen Euro. Der Verlust betrug 4,8 Millionen Euro. Vom einst üppigen Eigenkapit­al waren nur noch knapp fünf Millionen Euro übrig.

Die Aktie, beim Börsengang 1999 mit 7,20 gestartet, stieg kurz danach auf 28,20 Euro. Heute kostet sie 0,21 Cent. Das Unternehme­n ist nur noch 16,4 Millionen Euro wert. Das bittere Ende könnte spätestens 2019 kommen. Dann wird eine Anleihe über 30 Millionen Euro fällig. Vielleicht ist aber schon vorher die Luft raus. Das Unternehme­n muss jährlich 2,3 Millionen Euro Zinsen zahlen. Mit dem verblieben­en Eigenkapit­al ließe sich das nur noch zweimal stemmen.

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Erst Hoffnungst­rägerin für den Erotikkonz­ern, nun vorerst gescheiter­te Managerin: Nicola Schumann. Foto: Beate Uhse
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Ein Sex-Shop der Beate Uhse AG in Hannover. Foto: dpa

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