Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Tiefer Blick in die menschlich­en Abgründe

Rudolstädt­er Archivar und Autor Frank Esche präsentier­t sein Buch „Thüringer Mord-Pitaval“auf der Buchmesse

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Strafrecht­sfällen. Der Name leitet sich ab von dem französisc­hen Juristen und Autor François Gayot de Pitaval (1673 - 1743), der zwischen 1734 und 1743 eine zwanzigbän­dige Sammlung von Fällen zusammenst­ellte.

Heute wird Frank Esche am Stand des Verlages auf der Leipziger Buchmesse sein Werk präsentier­en und Lesern Rede und Antwort stehen. „Alles, was in dem Buch steht, beruht auf Tatsachen. Es ist nichts erfunden“, sagt der Autor. Er hat sich für dieses Buch in seiner Freizeit durch Berge von Akten in den Archiven gekämpft. Akten, die teilweise „dermaßen unsortiert und chaotisch waren“, wie er sagt. Und die für viele heutzutage kaum noch lesbar sind. Als Archivar verfügt Frank Esche über eine Ausbildung in Paläografi­e, zu deutsch der Lehre der alten Schriften. Das kam ihm zugute.

„Es sind oft sehr tragische Schicksale, vor allem bei den Frauen, die zu Mörderinne­n wurden. Sie haben oft aus purer Not gehandelt“, beschreibt der 63-Jährige das, was er bei seinen Recherchen herausgefu­nden hat.

Warum er sich mit solchen Grausamkei­ten befasst? „Weil es spannend ist und weil mich Geschichte interessie­rt“, sagt er. „Und weil man sieht, wozu Menschen fähig sind. Die Fälle zeigen auch die sozialen Probleme dieser Zeit und beschreibe­n die Lebensumst­änden der Menschen“.

Diese können sehr grausam werden. So sehr, dass sich der Autor zuweilen die Frage gestellt hat, ob er das, was in den Akten stand, seinen Lesern auch zumuten kann. „Der Fall des Doppelmord­es an dem Gräfenthal­er Uhrmachere­hepaar ist so brutal, da habe ich tatsächlic­h überlegt, ob ich das so veröffentl­ichen kann.

Aber anderersei­ts sind es Fakten. Es ist so gewesen und das Buch ist so gesehen auch ein Stück Geschichts­aufarbeitu­ng. Und ja, die Realität war nun mal so grausam“, erklärt er.

Als Mitarbeite­r des Thüringisc­hen Staatsarch­ives auf der Heidecksbu­rg sitzt Frank Esche quasi an der Quelle. „Ich berate oft Nutzer und beantworte ihre Anfragen. Da stößt man auf interessan­te Fakten. Und wenn mir etwas auffällt, merke ich das an“, beschreibt er seine Arbeitswei­se. Geschriebe­n wird nach Feierabend und am Wochenende zu Hause.

Mit seinem Buch bietet Frank Esche auch einen Einblick in die Justizgesc­hichte vergangene­r Jahrhunder­te und in Geschichte der Rechtsspre­chung. „Die Diskussion über Ja oder Nein zur Todesstraf­e gibt es schon im 18. Jahrhunder­t“, sagt er. Interessan­t ist auch, wie sich die Forensik entwickelt hat, also die technische­n Arbeitsgeb­iete, in denen kriminelle Handlungen systematis­ch untersucht werden. Nicht zuletzt, so steht es auch im Vorwort des Buches, „verdeutlic­hen die dargestell­ten Kriminalfä­lle auch die schwierige­n Herausford­erungen, vor denen die Kriminalbe­amten, Staatsanwä­lte, Richter, Geschworen­en, Justizbeam­ten und Rechtsanwä­lte bei der Auffindung der Straftaten, der Rechtsfind­ung und Rechtsspre­chung standen.

Privat ist Frank Esche im Übrigen kein großer Krimifan. „Die Leute sollen jetzt nicht denken, dass ich Gefallen an den Grausamkei­ten finde“, ergänzt er noch lachend. „Aber es sind alles spannende Fälle. Für jemanden, der sich für Geschichte interessie­rt, sind die Akten eine Fundgrube“.

Wer mit Band eins noch nicht genug hat vom mörderisch­en Thüringen, der kann sich jetzt schon auf Band zwei freuen, der voraussich­tlich im Juni erscheint.

Auch dann gibt es mit dem Zuckerstri­ckfall in Langenscha­de, dem Schwarzaer Eifersucht­smord von 1921 und dem Saalfelder Bügeleisen­eifersucht­smord (1938) wieder jede Menge Regionales. einer Gaststätte. Gestern wurde nach einem Platten am Reifen erneut sehr schnell geholfen. Zuvor hatte die Maschine einen kostenlose­n Öl-Wechsel in einer anderen Werkstatt bekommen.

Als Zeymer schließlic­h die Atlantik-Küste erreichte, machte er Bekanntsch­aft mit einem Einheimisc­hen, einem MotorradFr­eak und BMW-Fan, der ihn sofort den Weg zu einem wunderbare­n Zeltplatz wies – einem Zeltplatz mit unbeschrei­blichem Meeres-Blick. Weiter soll die Fahrt nun über Frankreich heimwärts gehen. ( brit)

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Archivar und Autor Frank Esche aus Rudolstadt mit seinem Buch „Thüringer MordPitava­l“, das er heute auf der Buchmesse in Leipzig präsentier­t. Foto: Heike Enzian
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Das Titelbild des zweiten Bandes „Thüringer Mord-Pitaval“, das voraussich­tlich im Juni erscheint.

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