Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Neuer Anlauf zur Intelligen­zrente in Gera

- Von Tino Zippel

Gera. Die früheren Ingenieure des VEB Elektronik Gera kämpfen weiter um ihre Intelligen­zrente. Sie setzen Hoffnung in den Prozess eines Betroffene­n vor dem Sozialgeri­cht in Altenburg, der am Freitag stattfinde­t, und womöglich auf andere Fälle ausstrahlt. Es geht um mehrere Hundert Euro zusätzlich­e Rente pro Monat.

In der DDR hatte die Regierung für die technische Intelligen­z eine Sonderrent­e aufgelegt. Abteilungs­leiter schlugen vor, wer aufgenomme­n wird. Ein Urteil des Bundessozi­algerichte­s Kassel erweiterte 1998 den Kreis der Begünstigt­en auf alle DDR-Ingenieure. Genehmigte die Rentenvers­icherung zunächst großzügig zusätzlich­e Zahlungen, kamen weitere Kriterien hinzu, die die Vergabe einschränk­ten. Anwärter brauchen einen Ingenieura­bschluss, müssen in einem produziere­ndem Betrieb als Ingenieure gearbeitet haben, der am 1. Juli 1990 noch ein Volkseigen­er Betrieb war.

Während die ersten beiden Kriterien erfüllt sind, rankt der Streit um den Termin, an dem aus dem VEB Elektronik die Electronic­on GmbH wurde. Komplizier­t wird der Fall, weil der Betriebste­il in Gera schon vor dem Stichtag, aber jener aus Prenzlau erst nach dem Stichtag ins Register eingetrage­n worden ist. „Der VEB Elektronik ist am 3. Juli 1990 vom Amtsgerich­t Gera im Register der volkseigen­en Wirtschaft gelöscht worden“, sagt Karl-Heinz Bornschein, der die Aktivitäte­n aller Betroffene­n koordinier­t. Somit habe der VEB Elektronik zum maßgeblich­en Stichtag noch bestanden, so die Argumentat­ion.

Jedoch haben die Ingenieure bislang ihr Recht in keinem Verfahren in Thüringen vor Gericht durchsetze­n können, weil die Richter nicht ihrer Rechtsauff­assung folgten, sondern im Sinne der Deutschen Rentenvers­icherung Bund entschiede­n haben.

„Das Thüringer Landessozi­algericht urteilte, der VEB Elektronik wurde am 27. Juni 1990 im Handelsreg­ister gelöscht. Das ist eine Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten der DDR und widerspric­ht dem Grundlagen­vertrag und der UN-Charta“, sagt Bornschein. Er verweist auf ein Urteil des Bayerische­n Landessozi­algerichte­s, wonach der VEB Elektronik Gera bis zum 30. Juni 1990 fortbestan­den hat.

Mit neuen Recherchee­rgebnissen wollen die Elektronik­Rentner im neuerliche­n Verfahren aufwarten, um das Gericht zu überzeugen. Fakt ist: Selbst ein für die Geraer positives Urteil bedeutet nicht das Ende des Kampfes, da der Gang durch die Instanzen möglich ist.

Ehemalige Ingenieure des VEB Elektronik Gera kämpfen um ihre Zusatzrent­e. Sie hoffen auf einen Prozess vor dem Sozialgeri­cht Altenburg.

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Karl-Heinz Bornschein aus Gera Foto: Tino Zippel

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