Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Endlich Klartext, Herr Schulz
Die Wahl im Saarland bietet den parteiinternen Kritikern von Angela Merkel keinen Raum; im Land fiel der Wechsel aus. Und doch hat sich auf Bundesebene viel verändert: der Blick auf den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, die Sicht auf rot-rot-grüne Experimente, der Glaube der Union an ihre Stärke.
Die Angst vor Rot-Rot-Grün zu schüren, ist eine Karte, von der die CDU nicht wusste, ob sie noch sticht. Nun stellte sie im Saarland fest: Sie verfängt bei ihren Anhängern. Was im Kleinen geklappt hat, das könnte auch im größeren Maßstab funktionieren.
Martin Schulz ist ein Profi. Der SPD-Chef hat den Hype um seine Person in den letzten Wochen wahrscheinlich nüchtern analysiert und gewusst, dass Stimmungen keine Stimmen sind. Was ihn wirklich beunruhigen muss, ist die Sache mit der Linkspartei.
Bei der Suche nach den Gründen für den Erfolg der CDU an der Saar, kommt das linke Spektrum ins Spiel. SPD, Grüne und Linke – jede Partei hat einzeln und als Block zusammen verloren. Definitiv hat die Warnung vor einem Linksbündnis politisiert und mobilisiert.
Schulz hat die Linkspartei weder hofiert noch dämonisiert. Er war vorsichtig. Wenn er eine Koalition mit der Linkspartei ausschließt, gibt er eine Machtperspektive auf – ein Nachteil.
Schulz kann natürlich noch einige Wochen herumeiern, aber womöglich ist er dann nicht mehr Herr des Verfahrens. Die Grünen und die Linke würden gern wissen, woran sie sind. Seine eigene Partei vermutlich auch.