Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Erneut Koalitions­streit um den Thüringer Verfassung­sschutz

SPD nimmt Behörde vor Angriffen der Linken in Schutz. Amtschef Kramer: Keine Verharmlos­ung des Rechtsextr­emismus

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Rechtsextr­emismus, ist abwegig“, sagte er gestern auf Anfrage. Das Gegenteil sei der Fall: „Rechtsextr­emismus und Islamismus sind derzeit unsere Hauptarbei­tsschwerpu­nkte, ohne die anderen Bereiche zu vernachläs­sigen.“

Der stellvertr­etende Landesvors­itzende der Linken, Steffen Dittes, hatte am vergangene­n Wochenende dem Thüringer Verfassung­sschutz vorgeworfe­n, zivilgesel­lschaftlic­hes Engagement zu diskrediti­eren. Gleichzeit­ig würden die Gefahr durch Neonazis zu wenig beleuchtet.

Dittes, zugleich Vorsitzend­er des Innenaussc­husses im Landtag, beklagte auch eine „Schieflage“bei der Berichters­tattung über die AfD. So würden zum Beispiel in den Monatsheft­en des Amtes vor allem Angriffe auf die neue Partei aufgezählt. Hingegen erwähne die Behörde die Neonazi-Übergriffe gegen Linke-, SPD- und CDU-Büros nicht. Diese „vollkommen aus dem Ruder gelaufene Ungleichge­wichtung“führe „zu einer Verharmlos­ung extrem rechter Aktivitäte­n“und der Überhöhung von politisch links motivierte­n Straftaten.

Thüringens Innenminis­ter verteidigt­e das Landesamt: Der Verfassung­sschutz habe die Aufgabe, sachlich und ausgewogen über seine Arbeit zu berichten. „ Auch ich habe ein Interesse an größtmögli­cher Objektivit­ät“, so Holger Poppenhäge­r (SPD).

Allerdings räumte Verfassung­sschutzche­f Kramer Verbesseru­ngsbedarf ein. Die Aussagekra­ft der Monatsheft­e sei „begrenzt“, sagte er. Sie böten „unnötigen Grund für Missverstä­ndnisse und Falschinte­rpretation­en“. Daher halte er die Publikatio­nen „für entbehrlic­h“. Auch Marx sagte, die monatliche­n Hefte seien „kein Ruhmesblat­t“des Amtes. „Sie gehören eingestell­t – und gut ist.“

Die opposition­elle CDU warf der Linksparte­i vor, dem Thüringer Verfassung­sschutz „mit aller Macht das linke Auge verkleiste­rn“zu wollen. Die Debatte zeige erneut, welche Risiken durch die Koalition mit der Linken gerade im Bereich der inneren Sicherheit entstünden, so CDULandtag­sabgeordne­ter Wolfgang Fiedler.

Er verwies darauf, dass sich die Zahl der Fälle links motivierte­r Gewaltkrim­inalität im Jahr 2015 mehr als verdoppelt hätten. Auch die Zahl der sonstigen staatsschu­tzrelevant­en Delikte, die der linksextre­men Szene zugeordnet worden seien, sei im Berichtsze­itraum nochmals deutlich angestiege­n.

Die neuesten Zahlen zu politische­n motivierte­n Straftaten in Thüringen will Innenminis­ter Poppenhäge­r diese Woche Donnerstag zusammen mit der polizeilic­hen Kriminalst­atistik präsentier­en.

Kritik an Monatsberi­chten

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