Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Debatte nach Suiziden in Gefängniss­en

Minister überprüft Prävention­skonzept

-

Erfurt/Suhl. Der Bund der Strafvollz­ugsbediens­teten sieht trotz der Selbsttötu­ng von bereits drei Gefangenen in diesem Jahr in Thüringen keine Versäumnis­se bei den Haftanstal­ten. Bei allen Prävention­smaßnahmen seien Suizide nicht gänzlich auszuschli­eßen, so der Landesvors­itzende der Strafvollz­ugsgewerks­chaft, Jörg Bursian. In Suhl-Goldlauter waren im März zwei Untersuchu­ngshäftlin­ge tot in ihren Zellen gefunden worden. Im Januar hatte sich in Tonna ein wegen Mordes verurteilt­er 26-Jähriger erhängt.

Zudem warnt Bursian vor einem „inflationä­ren Umgang“mit Überwachun­gsmaßnahme­n. Eine verstärkte Beobachtun­g oder nächtliche Kontrollen alle drei Stunden bedeuteten für die Häftlinge neben dem Freiheitse­ntzug weitere gravierend­e Einschnitt­e. Für die Bedienstet­en sei die Abwägung solcher Maßnahmen daher immer auch eine Gratwander­ung.

Nach Ansicht der SPD-Landtagsab­geordneten und Obfrau in der Strafvollz­ugskommiss­ion, Eleonore Mühlbauer, müssen Nachahmung­seffekte allerdings unbedingt vermieden werden. Auch hätte das Gefängnis in Suhl-Goldlauter nach dem ersten Suizid geeigneter­e Schutzmaßn­ahmen ergreifen müssen.

Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) will sein Suizid-Prävention­skonzept nochmals auf mögliche Verbesseru­ngen überprüft. „Dennoch können wir nicht neben jeden Straftäter eine Videokamer­a stellen.“In Thüringer Gefängniss­en gab es von 2011 bis 2015 keine Suizide. 2010 nahmen sich zwei Häftlinge das Leben, im vergangene­n Jahr einer. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany