Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Immobiles „LeerGut“als Quell für Neues
Die Projekte der Internationalen Bauausstellung (Iba) Thüringen bekommen dieses Jahr Konturen
Werkstatt für Baukultur und Landschaftsnutzung von übermorgen. Ein „modernes Instrument der Stadt- und Regionalentwicklung“, sagte Infrastrukturministerin Birgit Keller (Linke) gestern zur IbaJahrespressekonferenz in Weimar. Sie habe zum Beispiel schon 82 000 Euro zur Unterstützung des Vorhabens „Geras Neue Mitte“bewilligen können.
Die innerstädtische Freifläche ist nur eines von vielleicht 30 konkreten Teilprojekten, die von derzeit 19 nominierten IbaKandidaten umgesetzt werden sollen. Schwieriger dürften jene Projekte sein, die als Bauhülle mehr oder weniger ausgedient haben und ganz neue Nutzungsansätze verlangen. In der IbaSprache LeerGut, das es als Ressource zu begreifen gilt.
Zum Beispiel rund 2000 meist ländliche Gotteshäuser, die neben ihrer starken Sanierungsbedürftigkeit eines gemeinsam haben: Die Gemeinden der Gläubigen schrumpfen immer mehr. Mit der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland wurde deshalb der Ideenwettbewerb „Stadtland: Kirche – Querdenker für 2017“ausgerufen. Kirchen als Herbergen, als Sozialkaufhäuser, als Leihbüchereien und „Gesundheitskirche“? 500 Ideen, in Anlehnung an das 500. Reformationsjubiläum, sollen vom 13. Mai bis 19. November in der Erfurter Kaufmannskirche effektvoll präsentiert werden.
Ein kaum minder aufwendiges Iba-Projekt ist der „Denkort der Demokratie“im Schwarzatal (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt). Wieder spielt LeerGut die entscheidende Rolle, mit Schloss Schwarzburg im Zentrum. Bis 2019 soll es ein Projekt der politischen Bildung, aber kein Museum werden. Zum Tag der „Sommerfrische“am 27. August lenkt die Iba die Aufmerksamkeit im Schwarzatal auf historische Sommerfrische-Architektur. Im Bahnhof Rottenbach als Tor ins Schwarzatal entsteht ein genossenschaftlich organisierter Regionalladen.
In Kannawurf (Landkreis Sömmerda) will die Iba zusammen mit dem Künstlerhaus Thüringen e.V. die herkömmliche Landnutzung neu denken. In Apolda geht es um die Frage, wie große, vor sich hin rottende Betriebsanlagen geöffnet und für neue Investoren gewonnen werden können. Das Bahnhofsgebäude ist nicht mehr Sehnsuchtsort der Iba-Geschäftsstelle. Der teilsanierte Eiermannbau, wo Apoldaer früher Feuerlöscher produzierten, dagegen schon. Hier will die IbaLeitung diesen Sommer erneut Quartier nehmen.