Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Rockband wird Fall für die Wissenschaft
Die Rolling Stones kommen über eine umfangreiche Privatsammlung an der Freiburger Universität ins Archiv
Wohnhaus in Windhagen bei Bonn angelegt. Als 18-Jähriger kam er erstmals in Kontakt mit den Stones, sagt seine Tochter Annette Karpp. Die Musik und das revolutionäre Auftreten der 1962 gegründeten britischen Gruppe begeisterte ihn. Er sammelte alles über die Stones, kaufte weltweit bei Plattenbörsen und ging zu mehr als 130 Konzerten. „Es entstand eine Sammlung, die in dieser Form einmalig ist“, sagt die Tochter. Und die in einer Zeit geschaffen wurde, in der Digitalisierung oder Online-Handel noch Zukunftsmusik waren.
Die Zahlen: Mehr als 15 000 Tonträger, meist Vinylplatten, viele davon Unikate. Hinzu kommen mehrere zehntausend original Fan-Artikel, Bücher, Zeitungsausschnitte und Briefe. Sie stammen aus knapp fünf Jahrzehnten, von 1964 bis 2012. Konzerttickets sind dabei, Berichte in Zeitungen, Aufkleber und Autogrammkarten, Poster und T-Shirts mit Stones-Aufdruck. Und dazu ein Flipperautomat mit Stones-Motiven. Für den Sieger spielt der Automat am Ende ein Lied der Band.
„Die Sammlung dokumentiert nicht nur Musik-, sondern auch Zeitgeschichte“, sagt der geschäftsführende Direktor des Zentrums, Michael Fischer. So lasse sich an ihr ablesen, wie beispielsweise Marketing früher funktionierte und was sich verändert habe, wie Platten gehandelt und weltweit Konzerte organisiert wurden. Alle wissenschaftlichen Bereiche sollen die Sammlung künftig nutzen können. Neben dem 1914 gegründeten Volksliedarchiv, dem Deutschen Musicalarchiv und dem Popmusikarchiv wird das Stones-Archiv in dem Freiburger Zentrum nun eine tragende Rolle spielen.