Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Zwanzig Fäuste gegen das Altwerden
Dass Sport ein wahrer Jungbrunnen sein kann, beweisen diese Ü-Faustballer aus Jena
nicht in Frage. „Das stand auch nie zur Debatte“, sagt Heinrich Sebastian und fügt hinzu: „Wir haben fast alle eine sportliche Vergangenheit.“Der 76-jährige Dieter Müller war früher Volleyballspieler, Rainer Kasper (73) und Dieter Schwarz (78) spielten jahrelang Fußball. „Und ich habe zusammen mit Günther Machmerth von Kindheit an Faustball gespielt“, berichtet Heinrich Sebastian.
Wenn dann alle zehn Faustballmitglieder zum Training zusammenkommen, dann stehen auf dem Spielfeld insgesamt unglaubliche 760 Jahre, die dem Alter frohlockend ihre Fäuste entgegenstrecken.
Der jüngste Mitspieler bringt es hier auf 73 und der älteste auf 81 Jahre. Doch, dass man dem Alter keine allzu große Bedeutung schenkt, wird spätestens dann klar, wenn die lebenserfahrenden Füße in bunten Turnschuhen stecken. Dann scheint die biologische Uhr für eine kurze Zeit stehen zubleiben.
Man sieht Rainer Kasper wie ein junges Reh von einer Ecke in die andere flitzen, um die Bälle in Punkte zu verwandeln. Man sieht Dieter Schwarz, der von seinen Teamkameraden liebevoll „Blacky“genannt wird, zum Ball hechten.
Man sieht aber auch den 75jährigen Heinrich Sebastian, der den Ball mit den Augen verfolgend auf der Ersatzbank sitzt. „Ja, vor etwa fünf Jahren habe ich auch noch mitgespielt.“Aber dann hatte er einen Hörsturz und seitdem Gleichgewichtsstörungen, die das Spiel, was er so liebt, unmöglich machten. Für ihn ist das allerdings kein Grund, nicht auch weiterhin seine Mannschaft zu unterstützen, wenn auch nur anfeuernd vom Spielfeldrand. „Ihr müsst laufen“, ruft er.
Doch die Männer laufen nicht nur: Sie sprinten, springen und haben vor allem eines – jede Menge Spaß am Sport. Und das jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr in der Sporthalle des Fitness& Sporttherapie-Zentrums TuS in Jena. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir neue Mitglieder für den Sport begeistern könnten.“
Ein Mindest- oder Maximalalter gibt es nicht. „Sportlich aktiv kann man in jedem Alter sein. Außerdem spielen wir ab und zu sogar zusammen mit Studenten“, verrät Heinrich Sebastian. „Und die können einen ganz schön ins Schwitzen bringen“, weiß Günther Machmerth.