Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Politik nach Art der Linksparte­i

- Von Jörg Riebartsch

Mutmaßlich kann die Landesregi­erung in Thüringen zur selbst geplanten Gebietsref­orm vorschlage­n, was sie will – irgendwelc­he Gegnerscha­ften finden sich immer. Nach den zur Mitte dieser Woche verkündete­n Änderungen geschah das Erwartete: Die CDU-Opposition und kommunale Vertreter wollen weiter klagen. Richtig sauer sind aber Abgeordnet­e der Linksparte­i, die den neuen Vorschläge­n „nicht bedingungs­los“zustimmen wollen. Demokratie ist ohne Kritik am Regierungs­handeln nicht denkbar. Es ist nur die Frage, wie redlich diese ist.

Besonders gut lässt sich dieser Frage bei einigen Abgeordnet­en der Linksparte­i nachspüren, die den Status der Kreisfreih­eit für Gera verhindern wollen. Volksvertr­eter Steffen Harzer bemängelt etwa, die Stadt Gera bekomme keinen Haushalt hin, habe die eigenen Stadtwerke in Insolvenz geführt und wolle auch noch vom Land 17 Millionen Euro. Um die Sinnfrage dieser Äußerung zu beantworte­n, muss man sich einige Fakten zu Gemüte führen.

Seit der Wende ist Gera die Hochburg der Linksparte­i in Thüringen. Die beiden Abgeordnet­en dieser Partei aus Ostthüring­ens Oberzentru­m, Margit Jung und Dieter Hausold, sind direkt gewählt. Hausold ist außerdem Vorsitzend­er des Stadtrates in Gera. Der Fraktionsv­orsitzende der Linksparte­i im Geraer Stadtrat, Andreas Schubert, ist wiederum als abhängig Beschäftig­ter Büroleiter von Hausold. Seit 2004 ist die Linksparte­i durchgehen­d die stärkste Partei in Gera. Sie hat auch maßgeblich verhindert, dass die von Insolvenz bedrohten Stadtwerke zur Rettung ihren Anteil an einer Wohnungsba­ugesellsch­aft auf dem freien Markt veräußern durfte. Kaufen sollte die bereits verschulde­te Stadt Gera – dafür wäre ein zusätzlich­er Kredit in Höhe von 30 Millionen Euro notwendig geworden.

Wer trägt mithin maßgeblich die politische Verantwort­ung für die Verschuldu­ng Geras und trat für noch höhere Verbindlic­hkeiten ein? Die Linksparte­i wirft sich nun also das eigene Scheitern vor. Gut, dass das jetzt auch mal geklärt wäre.

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