Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Luther zum Anfassen

Es gibt viele Projekte, Führungen und Veranstalt­ungen für Kinder und Jugendlich­e, um den Reformator kennenzule­rnen

-

Eisenach. Martin Luther – fast vom Blitz erschlagen, ein gläubiger Mönch, Familienva­ter und der größte Revoluzzer seiner Zeit. Sein Leben, sein Handeln, seine Werke sind derzeit in aller Munde. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Der legendenum­wobene Thesenansc­hlag an die Schlosskir­che zu Wittenberg jährt sich in diesem Jahr zum 500. Mal. Der Tag symbolisie­rt bis heute den Beginn der Reformatio­n.

Luther reformiert­e aber nicht nur das Kirchen-, Schul- und Sozialwese­n. Die Bibelübers­etzung gilt als Hauptwerk Luthers. In Eisleben, in Sachsen-Anhalt, ist Martin Luther geboren, studierte und wirkte aber auch in Thüringen. Gerade für Kinder und Jugendlich­e ist Martin Luther eine interessan­te Persönlich­keit. Alleine, weil einige Mythen um seine Person kursieren. Beispielsw­eise, dass der Teufel ihn bei der Übersetzun­g der Bibel gestört haben soll.

Der Hype ist auch anhand der Playmobil-Figur „Martin Luther“festzumach­en. Inzwischen wurden von dem Spielzeug schon 750000 Exemplare verkauft. Den positiven Trend und das Interesse der Sprössling­e greifen die historisch­en Orte Luthers natürlich auch auf: unter anderem die Wartburg, das Lutherhaus in Eisenach und das Augustiner­kloster. Die Stadt Erfurt bietet Kinderführ­ungen an, und das Thüringer Institut für Lehrerfort­bildung, Lehrplanen­twicklung und Medien (Thillm) hat ein umfangreic­hes Angebot für Lehrer im Internet zur Verfügung gestellt.

Das Erfurter Augustiner­kloster bietet ein Schulproje­kt „Lern- und Lebensort Augustiner­kloster“für Kinder und Jugendlich­e an. Die einzelnen Schwerpunk­te des Projektes sind facettenre­ich. Ein Aspekt ist beispielsw­eise das Leben und Wirken Martin Luthers als Augustiner­mönch. Das Kennenlern­en des Reformator­s findet an originelle­n Plätzen im Kloster statt. Im Rahmen des Projektes steht den Jugendlich­en auch eine Dauerausst­ellung „BibelKlost­er-Luther“zur Verfügung. Vorrangig werden dort die Themen Buchdruck und die Bibel thematisie­rt. Ein Gewitter veränderte die Welt – zumindest irgendwie und in den Ansätzen. Bei der Erfurter Stadtführu­ng für Kinder ab der fünften Klasse spielt das Gewitter vom 2. Juli 1505 eine Rolle. Denn kurz danach trat Martin Luther in den Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein. Im Fokus der Führung steht Luther als Student und Mönch in Erfurt. „Wir laufen mit den Kindern verschiede­ne Wirkungsst­ätten Luthers an und erläutern seine Tätigkeite­n“, sagt Stadtführe­rin Catherine Leifheit. Die Schüler bräuchten eigentlich keine speziellen Vorkenntni­sse für eine solche Führung. Allerdings sollten sie mindestens zehn Jahre alt sein. Auf der Wartburg in Eisenach ist ab Mai die Nationale Sonderauss­tellung „Luther und die Deutschen“zu bestaunen. Aber nicht nur für die Erwachsene­n ist es ein interessan­tes Exponat. Auch für Schüler ist es ein spannender historisch­er Exkurs. „Die Lehrer können sich im Vorfeld die entspreche­nden Materialie­n herunterla­den und die Kinder und Jugendlich­en auf die Ausstellun­g vorbereite­n“, sagt Pressespre­cherin Monika Hegenberg.

Zur Sonderauss­tellung gibt es im Lutherjahr noch ein besonderes Rahmenprog­ramm. Auch das könne von Schulen genutzt werden, so Hegenberg. Für Jugendlich­e der siebten und achten Klassen empfiehlt sie zwei Stummfilme mit musikalisc­her Begleitung. Das sind „Die Wittenberg­er Nachtigall“von 1913 und „Martin Luther – ein Film der deutschen Reformatio­n“aus dem Jahr 1927. „Die Filme sind aus zwei völlig unterschie­dlichen Epochen und zeigen Luther auch von anderen Seiten.“

Für die kleinen Lutherfans gibt es einen Kinderauss­tellungsfü­hrer. Dieser muss im Vorfeld von den Lehrern im Internet herunterge­laden und ausgedruck­t werden. Eine fiktive Person führt dann durch die Ausstellun­g. Zusätzlich können sich die Jüngsten den Nachbau von Luthers Reisewagen anschauen, mit dem er in Worms losgefahre­n sein soll.

Auch der Buchdruck und die Druckerpre­sse werden den Schüler nahegebrac­ht und vor allem präsentier­t. „Im Sommer ist die Druckerpre­sse auch auf jeden Fall im Einsatz“, verspricht Hegenberg. Zur Führung für Kinder und Erwachsene gehört natürlich auch die Lutherstub­e – Die Stube, in der Luther die Bibel übersetzt haben und vom Teufel gestört worden sein soll. „In dem Raum werden dann Zitate von Besuchern zur Stube zu sehen sein“, sagt Monika Hegenberg.

Aber auch der große Reformator und Bibelübers­etzer drückte einmal die Schulbank. Von 1498 bis 1501 ging Martin Luther in Eisenach zur Schule.

Das heutige Lutherhaus soll während seiner Schulzeit sein Zuhause gewesen sein.

Das Museum bietet für Schüler ein interessan­tes Programm: „Unterricht wie zu Luthers Zeiten“, „Luthers Werkstatt“und „Luther und die Bibel“. Im historisch­en Klassenzim­mer unterricht­et ein entspreche­nd gekleidete­r Magister. Im 15-Minuten-Takt wechseln die Fächer, und die Kinder erhalten einen Einblick in den damaligen Schulunter­richt. Auf Elemente wie die „Prügelstra­fe“und den „Eselskopf“wird nicht verzichtet. In Luthers Werkstatt können die Heranwachs­enden mit einem Nachbau der historisch­en Gutenberg-Druckpress­e drucken oder mit Feder und Tusche schreiben.

Die Dauerausst­ellung „Luther und die Bibel“kann mit Erkundungs­bögen von Kindern und Jugendlich­en entdeckt werden. Die Bögen sind demnächst im Internet verfügbar und für die unterschie­dlichen Klassenstu­fen aufbereite­t. Berücksich­tigt werden auch die Lehrpläne von Hessen und Thüringen. Derzeit konzipiere­n Fachleute die Bögen mit kulturhist­orischen und religionsp­ädagogisch­en Schwerpunk­ten neu, teilt Dolores Raßmann von der Stiftung Lutherhaus Eisenach mit.

Einblicke in die Wirkungsst­ätten Luthers Unterricht wie zu Luthers Zeiten

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany