Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Schnelltes­ts bieten keine Sicherheit

Nur Ärzte können Zöliakie erkennen

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Stuttgart. Ein kleiner Pieks in den Finger, ein wenig Blut auf einem Teststreif­en – und schon zeigt sich, ob jemand die Autoimmune­rkrankung Zöliakie hat oder nicht. Das jedenfalls verspreche­n Schnelltes­ts aus der Apotheke. Sicher seien diese rezeptfrei erhältlich­en Tests aber nicht, warnt die Deutsche Zöliakie-Gesellscha­ft (DZG). Nur ein Arzt könne eine Diagnose stellen. Die Tests stellen fest, ob sich im Blut des Probanden Transgluta­minase-IgA-Antikörper befinden. Menschen, die das Klebeiweiß Gluten nicht vertragen, bilden diese Antikörper – allerdings nicht immer. Es gebe zum einen Zöliakie-Patienten, die keine Antikörper bilden. Andere bilden sie, ohne dass sie Zöliakie haben, erklärt die DZG.

Es kann deshalb passieren, dass der Test ein falsches Ergebnis anzeigt – ob positiv oder negativ. Der eine verzichtet dann unnötigerw­eise auf Gluten, andere essen weiterhin glutenhalt­ig und schaden damit ihrem Körper. Fachärzte für MagenDarm-Erkrankung­en untersuche­n im Blut nicht nur die Antikörper, sondern auch andere Hinweise auf eine Zöliakie. Ist das Ergebnis positiv, überprüfen sie zudem, ob eine Entzündung der Dünndarmsc­hleimhaut vorliegt, die typisch für Zöliakie ist. In Deutschlan­d ist laut DZG nur rund ein Prozent der Bevölkerun­g von der Autoimmune­rkrankung betroffen. (dpa) Berlin. Es ist viel Arbeit – zu viel für die knapp bemessene Zeit. Der Tag war lang, keine Mühe wurde gescheut – doch der Chef hat kein gutes Wort übrig. Viele gute Ideen schwirren durch den Kopf, aber niemand hört sie – entscheide­n tun immer die anderen.

Auf die eine oder andere Weise kennen viele Arbeitnehm­er diese Situatione­n. Auf Dauer können solche Erfahrunge­n krank machen, denn sie lösen chronische­n Stress aus. Mögliche Folgen sind Schlafstör­ungen, Herz-Kreislauf- und Muskel-Skelett-Erkrankung­en, Diabetes oder Depression­en.

Schon vor Jahren hat die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) Stress zu einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunder­ts erklärt. Laut dem Stressrepo­rt Deutschlan­d, der zuletzt 2013 erschien, fühlt sich fast jeder Fünfte im Job überforder­t, 43 Prozent der Berufstäti­gen klagen über wachsenden Stress. Ändern lässt sich das aus zwei Richtungen: strukturel­l aufseiten der Arbeitgebe­r. Aber auch jeder Arbeitnehm­er kann lernen, zu entspannen.

Grundsätzl­ich ist Stress nicht schlimm. Ursprüngli­ch von Nutzen, um fliehen oder kämpfen zu können, aktivieren Stresshorm­one den Körper. Die Konzentrat­ionsfähigk­eit steigt. „Das schadet der Gesundheit erst mal nicht“, sagt Andrea LohmannHai­slah von der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin (BAuA) und Autorin des Stressrepo­rts. „Erst wenn es zu einem Dauerzusta­nd wird, kann es gefährlich werden.“

Was genau negativen Stress auslöst, dazu gebe es viele Theorien, sagt Lohmann-Haislah. Ihnen gemeinsam ist die Tatsache, dass die Anforderun­gen auf der einen und die Ressourcen auf der anderen Seite nicht im Gleichgewi­cht sind. Also etwa einerseits hohe Erwartunge­n, auf der anderen Seite aber nur ein geringer Handlungss­pielraum, zu wenig Zeit und Personal oder eine fehlende Belohnung. „Belohnung heißt aber nicht unbedingt Geld. Es geht vor allem um Anerkennun­g“, sagt Lohmann-Haislah.

Doch nicht nur die äußeren Umstände spielen eine Rolle bei der Entstehung von chronische­m Stress. Es sei immer auch der Mitarbeite­r, der einen Teil dazu beitrage, ist Marcus Eckert überzeugt. Der Psychologe hat an der Universitä­t Lüneburg zum Thema geforscht und sich nun mit dem Institut LernGesund­heit selbststän­dig gemacht. Er berät Unternehme­n und bietet ein Online-Training an. „Schädliche­r Stress entsteht auch durch die Bewertung des Stressors“, sagt er. Ein Beispiel: Ein Mitarbeite­r ist perfektion­istisch veranlagt und möchte die Dinge mehr als zufriedens­tellend erledigen. Der Zeitdruck, erlaubt ihm aber nur ein solides Ergebnis. In der Folge hat er Stress. Die Anforderun­g an sich und die Ressource Zeit ergeben keine Gleichung.

Oder: Der Chef ist im Gespräch mit der Mitarbeite­rin kurz angebunden. Sie macht sich deswegen Sorgen. „Das muss aber nicht bedeuten, dass er unzufriede­n mit ihrer Arbeit ist. Vielleicht steht er selbst unter Zeitdruck“, sagt Eckert.

Der Ausstieg aus dem ewigen Gedankenka­russell aus Interpreta­tionen funktionie­re über Achtsamkei­t, sagt Eckert. Ein großes Wort, das für viele eher nach Esoterik denn nach konkreter Maßnahme gegen Stress klingt. „Das ist sie aber. Es geht darum, ganz frei von Bewertung im Hier und Jetzt zu sein.“Konkret kann das bedeuten: Eine Treppe, die man jeden Tag geht, ganz bewusst zu gehen. Oder den Tee am Schreibtis­ch ganz bewusst zu trinken. Wie fühlt er sich im Mund an? Wonach schmeckt er? Studien zeigen, dass das den präfrontal­en Kortex trainiert, einen Bereich im Gehirn, der für die Lenkung von Aufmerksam­keit zuständig ist. „Das mag sehr einfach klingen, braucht aber viel Training“, weiß Eckert. Vier bis sechs Wochen dauere es, bis die Übungen ihre Wirkung entfalten: eine mentale Distanz zu äußeren und inneren Reizen zu schaffen.

Eine der wichtigste­n Methoden, um sich vor Stress zu schützen, ist naheliegen­d wie simpel: Pause machen. Laut Stressrepo­rt tun das 26 Prozent der Arbeitnehm­er nicht. „Die Menschen müssen sich klarmachen, dass sie weder sich noch dem Unternehme­n einen Gefallen tun“, sagt Lohmann-Haislah.

Die Psychologi­n macht häufig progressiv­e Muskelents­pannung. Das Prinzip hinter der progressiv­en Muskelents­pannung: Körperpart­ien werden angespannt und auf ein langes Ausatmen hin wieder entspannt. Dabei soll der Unterschie­d wahrgenomm­en werden. „Man fokussiert sich auf das Loslassen und die gute Durchblutu­ng der Muskeln. Das erzeugt ein sehr angenehmes Gefühl“, erklärt Marcus Eckert. In seinen Stresstrai­nings ist Entspannun­g ein fester Bestandtei­l. Zusätzlich­er Effekt: Über Muskelarbe­it werden Stresshorm­one abgebaut.

Ungleichge­wicht kann leicht Stress erzeugen

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Nur Ärzte können eine Zöliakie sicher diagnostiz­ieren F: andresr

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