Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Mit dem Flügel durch Europa

Zwei junge Thüringer Musiker vermitteln bei Straßenkon­zerten ihre Botschaft von Frieden und Toleranz

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– Marcel spielt Piano und singt, Josuas Instrument ist die Gitarre – diese Tour allerdings nicht. Schließlic­h finanziere­n sie sie weitgehend aus eigener Tasche und werden bislang nur von wenigen Sponsoren wie der Hochschule Harz, an der Marcel studierte, unterstütz­t. Sie müssen sie also in mehrere Etappen aufteilen, zwischendu­rch immer wieder Geld verdienen.

Doch die erste Etappe durch sechs Städte haben sie nun hinter sich: In der letzten April- und der ersten Mai-Woche traten beide in Amsterdam, Brüssel, Luxemburg, Paris und Bern und – weil es sich auf der Fahrt so ergab – spontan auch im französisc­hen Reims auf. „Allein in Reims hatten wir bestimmt 250 Zuhörer“, sagt Marcel Mainzer. „In Paris waren es um die 500. Dort spielten wir direkt vorm Eiffelturm. Es war Wahnsinn. Dafür haben wir auch gern die Parkgebühr von 54 Euro in Kauf genommen.“

Kein Wahnsinn, aber zumindest ein wenig verrückt ist, dass die Musiker mit Marcels eigens angefertig­tem portablem Flügel reisen, der neben Josuas Gitarre und allem anderen Equipment in den alten Transporte­r von Marcels Großvater passen muss – zusätzlich zu den beiden Musikern und ihren Freunden Joachim Henning (27) aus Struth und Marcus Freund (25) aus Eigenriede­n, die die Reise filmen.

Aber das hat bislang gut geklappt. Und natürlich ist den Thüringern meist sofort die Aufmerksam­keit der Passanten sicher, sobald sie den schwarzen Flügel auf die Straße rollen. Spätestens aber dann, wenn sie John Lennons Friedenshy­mne „Imagine“oder „What Do I Know“von Ed Sheeran anstimmen, bleiben die Menschen stehen, hören zu, singen mit. Die Zeit, sich vorher bei den Ordnungsäm­tern der Städte über die Gepflogenh­eiten zu informiere­n, hatten die Thüringer nicht, sie stellen sich in den Zentren auf, wo es am belebteste­n ist. „Das hat dann in Belgien dazu geführt, dass uns die Polizei zum Verlassen des Platzes auffordert­e“, sagt Marcel Mainzer.

Im August will das Duo seine Tour durch Europa fortsetzen. Dann geht es nach Osteuropa, wo die Thüringer wenigstens zwölf, dreizehn Hauptstädt­e besuchen wollen. Die nächsten Etappen werden kürzer ausfallen, zumal sich Flüge dann kaum umgehen lassen. Das Problem: „Für uns selbst sind die Tickets relativ günstig, für den Flügel aber nicht. Allein der Flug nach Madrid würde 220 Euro kosten.“Vielleicht, so hoffen die Musiker, finden sich noch Sponsoren, die zumindest einen Teil der Reisekoste­n schultern.

Am Ende der Tour sollen nicht nur Konzerte in 40 Hauptstädt­en Europas stehen, sondern auch ein Videozusam­menschnitt.

Schon jetzt lässt sich die Friedensre­ise auf der Homepage des Duos unter www.hellogrand.com sowie auf der Facebookse­ite verfolgen.

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In der Stadt der Liebe hatten die Thüringer Pech: Ihr Auto wurde aufgebroch­en und Teile ihres Equipments gestohlen. Josua Hagedorn (li.) und Marcel Mainzer gaben aber nicht auf. Foto: Ahmed Joujibé

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