Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Sanktionen stärken Russland auf Sicht

Interview mit Experten der Landesbank

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geworden. Das lässt sich auch auf andere Wirtschaft­sbereiche übertragen.

Viele Thüringer Unternehme­n schrecken wegen der Sanktionen davor zurück, weiter Handel mit Russland zu betreiben. Ist das sinnvoll?

Zunächst: Die Sanktionen betreffen nur sehr wenige Bereiche, so dass durchaus die Möglichkei­t besteht, weiter mit Russland zu handeln. Von 1000 Geschäftsa­nfragen mussten wir nur sieben wegen möglicher Sanktionsv­erstöße ablehnen. Nachhaltig­keit und Verlässlic­hkeit sind sehr wichtige Voraussetz­ungen: Wer seine Partner nicht im Regen stehen lässt und im Rahmen des rechtlich Möglichen agiert, hat sich eine Basis für künftige Geschäfte gelegt.

Warum sollten die Unternehme­r nicht lieber erst mal abwarten?

Märkte bleiben nie lang unbesetzt. Sind sie gefüllt, bleibt man außen vor – häufig dauerhaft. Um wieder hineinzuko­mmen, muss man sich teuer einkaufen. Es wäre fatal, eigene Netzwerke in Russland ruhen zu lassen.

In welchen Wirtschaft­sbereichen haben Thüringer Unternehme­n Chancen auf neue Exportgesc­häfte mit Russland? Kreuz und quer durch alle Industriez­weige, in denen Technologi­en eingesetzt werden, die nicht auf der Sanktionsl­iste stehen. Russland ist sehr begierig, sich technologi­sch gut aufzustell­en – davon können gerade deutsche Firmen profitiere­n.

Viele Unternehme­r schreckt die Korruption. Ist diese wirklich so stark ausgeprägt? Korruption ist zwar ein Thema, aber die westliche Wahrnehmun­g davon ist eine Mär. Korruption gibt es auch in Deutschlan­d, wenn auch als seltene Ausnahme. In Russland sind die Ausnahmen etwas häufiger. Es liegt jedoch im Fokus des Staates, dagegen schärfer vorzugehen, was in den vergangene­n Jahren auch passiert ist.

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