Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)
Papst Franziskus empfängt Trump
Bei der Audienz werden unterschiedliche Auffassungen deutlich
Rom. Monatelang pflegten Papst Franziskus und US-Präsident Donald Trump einen Schlagabtausch. Franziskus hatte mit Blick auf Trumps Pläne zum Mauerbau an der mexikanischen Grenze gesagt, wer über Mauern nachdenke, sei „nicht christlich“. Trump konterte, es sei „schändlich“, seinen Glauben in Zweifel zu ziehen. Nun bemühten sie sich bei einer Audienz um Harmonie.
Lange hatte es so ausgesehen, als werde Trump der erste USPräsident seit dem Zweiten Weltkrieg, der bei einem Italienbesuch nicht auch den Papst trifft. Um dem zu widersprechen, betonte Trump vor seiner Ankunft, er fühle sich geehrt durch die Einladung. Allerdings lädt der Vatikan niemanden ein. Jedes Staatsoberhaupt, das um eine Audienz bittet, werde empfangen, stellte Franziskus klar.
Der Empfang geriet anfangs entsprechend eisig. Ein wenig erfreuter Franziskus nahm gegenüber vom Präsidenten Platz. Trump ließ sein angespanntes breites Lächeln sehen, bevor sich die Türen schlossen.
Bei der Begegnung hätten beide die guten Beziehungen zwischen den USA und dem Heiligen Stuhl betont, hieß es anschließend in einer Vatikanerklärung. Franziskus und Trump hätten sich zum gemeinsamen Einsatz für den Schutz des Lebens, der Religions- und Gewissensfreiheit bekannt. Abweichend vom gewöhnlichen Sprachgebrauch war aber nicht von Einmütigkeit bei bestimmten Anliegen, sondern von einem „Meinungsaustausch“die Rede. Wie erwartet äußerten beide offenbar unterschiedliche Auffassungen.
Als Trump seine Familie vorstellte, schien sich die Spannung gelöst zu haben. Melania Trump gab dem Papst ganz in Schwarz und mit Schleier die Hand. Sogar einige scherzhafte Bemerkungen tauschte Franziskus mit seinen Gästen aus.
Als er dem US-Präsidenten eine Medaille mit Olivenbäumen als Zeichen des Friedens überreichte, sagte Trump: „Wir können Frieden gebrauchen“. Zudem übergab der Papst seine Umweltenzyklika, in der er für den Kampf gegen den Klimawandel plädiert. „Ich werde sie lesen“, versicherte Trump und überreichte dem Papst Schriften des Bürgerrechtlers Martin Luther King. (gab)