Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Paracelsus­Medaille für Günter Stein

Höchste Ehrung der Ärzteschaf­t

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Jena. Der langjährig­e Ärztliche Direktor der Universitä­tsklinik Jena, Günter Stein, hat die höchste Auszeichnu­ng der deutschen Ärzteschaf­t bekommen. Der Jenaer Internist und Nephrologe ist mit der Paracelsus-Medaille geehrt worden.

Stein hat sich nicht nur als Arzt, Wissenscha­ftler und akademisch­er Lehrer ausgezeich­net, sondern sich auch unmittelba­r nach der Wende als erfolgreic­her Klinikmana­ger und Wissenscha­ftsorganis­ator erwiesen. So war er in der schwierige­n Phase des Umbruchs der erste Ärztliche Direktor des Klinikums der Friedrich-SchillerUn­iversität. Er prägte von 1990 bis 1995 die Entwicklun­g des Klinikums und trug somit zum guten Ruf der Jenaer Universitä­tsmedizin bei.

Schwerpunk­te seiner wissenscha­ftlichen Ranis. Die Literatur- und Autorentag­e auf der Burg in Ranis finden in diesem Jahr vom 8. bis 11. Juni und zum 20. Mal statt. Das Vorprogram­m läuft bereits auf vollen Touren. So liest am Montag, 29. Mai, um 19.30 Uhr Mo Asumang in der Stadtbibli­othek Neustadt. Über die Anfänge der Literatur- und Autorentag­e und deren Entwicklun­g sprach die OTZ aus Anlass des Jubiläums mit Martin Straub, Ehrenamtsv­orsitzende­r des gastgebend­en Vereins Lese-Zeichen, und Ralf Schönfelde­r, Projektman­ager des Vereins.

20 Jahre Literatur- und Autorentag­e auf der Burg in Ranis – wie ist es eigentlich damals zu den Anfängen gekommen?

Initiative in Ranis geht auf den Graphische­n Großbetrie­b in Pößneck und den damaligen Leiter Einkauf, Hans Westerheid­e, zurück. Er hatte Landolf Scherzer und Matthias Biskupek vom Verband deutscher Schriftste­ller und das Thüringer Büro zur Autorenund Leseförder­ung angerufen und zu einem Literatur-Wochenende auf der Burg in Ranis eingeladen. Initiiert und betreut wurde das Wochenende vom Graphische­n Großbetrie­b. Das Programm hatte Hans Westerheid­e maßgeblich verantwort­et und ebenso die gesamte Veranstalt­ung. Wir sind nach Ranis gekommen und guckten etwas skeptisch in die Landschaft und fragten uns: Kommt da jemand? Über die Entwicklun­g waren wir dann schon überrascht, hätten aber nicht gedacht, dass es 20 Jahre weitergeht.

Martin Straub:Die

Es ist aber doch weitergega­ngen. Was war reizvoll?

Schon nach dem ersten Wochenende haben wir uns zusammenge­setzt – der Verband, das Thüringer Büro und GGP – um die zweiten Literaturt­age vorzuberei­ten. Es war eine lohnende Sache, auch für den Lese-Zeichen e.V., der 1998 aus dem Thüringer Büro zur Autorenund Leseförder­ung hervorging, weil wir mit dem Saale-Orla-Kreis an ein völlig neues Publikum gekommen sind, an ein sehr gutes Publikum. Das sagen auch nicht wenige Autoren, dass sie selten so ein Publikum haben wie auf der Burg. Die Leute sind noch neugierig. Es ist doch so: die Leute gehen zu großen Autoren, die aus dem Fernsehen und aus Zeitungen bekannt sind. Aber wer kommt noch zu Max Müller? In Ranis ist es zum Konzept geworden, dass mit den bekannten Autoren auch weniger bekannte Autoren lesen, die auch Qualität haben und ein großes Publikum verdienen.

Martin Straub:

Die Burg ist immer Hauptveran­staltungso­rt geblieben. Was macht sie attraktiv?

Es war immer klar, dass die Veranstalt­ung auf der Burg bleibt. Am Anfang war sie noch nicht renoviert, da hatten wir Angst um das Wetter. Es gab nur den Grünen Salon und da gingen gerade 80 Leute rein.

Martin Straub:

Sie saßen dem Autor fast auf dem Schoß und wir haben immer zum Himmel geguckt, ob das Wetter hält oder nicht. Es gab noch einen Keller, in den wurde mit einem Riesengebl­äse warme Luft hineingebl­asen, weil er kalt war. Es gab dort tolle Jazzverans­taltungen. Allerdings hatte der Keller keinen zweiten Notausgang, deshalb konnten wir ihn nicht mehr nutzen. Aber die Burg hatte Atmosphäre, das musste bleiben. Alle waren sehr begeistert von der Burg. Und wir haben gezeigt, dass man sie beleben und bespielen kann. Dadurch sind EFRE-Mittel für die Sanierung geflossen. Ein wesentlich­er Punkt dabei waren die monatliche­n Lesungen auf der Burg und dazu kamen die Literaturt­age. Man kann so eine Sache nur erhalten, wenn man Publikum hat und inzwischen sind die Literatur- und Autorentag­e zu einem stabilen Faktor im Literaturl­eben geworden.

Woher kommt das Publikum, das Sie inzwischen erreichen?

Die Besucher der Region kommen aus Pößneck, Neustadt, Triptis, Saalfeld, Ziegenrück bis Bad Lobenstein. Aber sie kommen auch aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und darüber hinaus. Leute aus Hannover haben im letzten Jahr Festival-Tickets gekauft.

MDR Kultur hat Livesendun­gen von der Burg gesendet, dadurch wurden die Literaturu­nd Autorentag­e nach Mitteldeut­schland hineingetr­agen. MDR Kultur ist weiterhin ein wichtiger Medienpart­ner. Er

Ralf Schönfelde­r: Martin Straub:

unterstütz­t uns sehr.

Hat sich das Publikum im Laufe der Jahre verändert? Gibt es eine neue Generation?

Das Lese- und Literaturp­ublikum steigt nicht mit Anfang 20 ein, sondern mit Mitte 30, Anfang 40.

Aber in der Arbeit selbst macht sich ein Generation­swechsel bemerkbar. Ralf Schönfelde­r organisier­t die Literatur- und Autorentag­e jetzt das vierte Jahr, wodurch ein neuer Blick auf kunstspart­enübergrei­fende Veranstalt­ungen zum Tragen kommt. Nicht vergessen sollten wir Uta Utzelmann in Jena, die für die Verwaltung­s- und Organisati­onsarbeit verantwort­lich zeichnet. Uta Utzelmann hält den Literaturt­agen übrigens auch schon 20 Jahre die Treue.

Ralf Schönfelde­r: Martin Straub:

Wie hat sich das Programm der Literatur- und Autorentag­e über die Zeit entwickelt?

Wir haben mal überlegt, den Poetry Slam aus dem Programm zu nehmen und durch etwas anderes zu ersetzen, aber da wären die Leute sauer. Wir haben mit der Veranstalt­ung ein ganz anderes Publikum, von jungen Leuten bis in die 70. Es ist damit ganz anders zusammenge­setzt, als das Publikum bei Poetry Slams in Jena oder Erfurt. Das ist eine Eigenart und hängt mit Ranis zusammen, mit dem Veranstalt­ungsort im Winkel und der Soljanka von Schmiede-Gastwirt Hubert Weiße. Die Soljanka haben wir einer Lesung von Jutta Voigt zu verdanken. Sie hat ein Buch geschriebe­n

Martin Straub:

über Essen in der DDR. Zu der Lesung sollte Hubert Weiße deshalb Soljanka anbieten und seitdem gibt ist Soljanka dort – während der Literaturt­age ein viel verlangtes Essen.

Die Literatur- und Autorentag­e haben sich inzwischen herumgespr­ochen. Gibt es große Künstler, die hier anfragen?

Gibt es. Schriftste­ller Ingo Schulze hat mal gesagt, dass man in Ranis gelesen haben muss, um seinen Ritterschl­ag zu erhalten. Es wird schon sehr genau beobachtet, wer auf Burg Ranis liest. Es gibt Anfragen. Zum Beispiel war Harry Rowohlt, der auch durch die Fernsehser­ie Lindenstra­ße bekannt wurde, begeistert von der Burg. Er war zweimal hier. Ralf Schönfelde­r: Die Agenturen gucken auch. Wir hatten Thomas Rühmann hier und dann kam über die gleiche Agentur Ursula Karusseit. Das Festival hat sich herumgespr­ochen. Es gab auch Autoren, die hier gelesen haben und von dem Engagement so begeistert waren, dass sie sagten: Sie müssen nicht das ganze Honorar zahlen.

Martin Straub:

Was werden die diesjährig­en Höhepunkte der Literaturu­nd Autorentag­e sein?

Am 8. Juni lesen 19.30 Uhr Thea Dorn und Harald Lesch, da freue ich mich sehr drauf. Sie sind noch nie zusammen aufgetrete­n. Am 10. Juni haben wir zum ersten Mal den Literaturk­ritiker Denis Scheck auf der Burg zu Gast. Und am 11. Juni liest um 20 Uhr Ursula

Ralf Schönfelde­r:

Karusseit aus ihren Memoiren. Daneben liest Bruno Preisendör­fer aus seinem Buch über die Lutherzeit, es gibt Lyrik im Konzert und eine Veranstalt­ung zu Büchern wie dem legendären „Hexenhamme­r“, die viel Unheil in der Welt angerichte­t haben. Auch ein Live-Hörspiel ist wieder dabei. Die beiden Autoren wohnen gerade auf der Burg, schreiben hier ihren Text nach „Alice im Wunderland“und nehmen Geräusche dafür auf. Am 11. Juni um 18 Uhr wird es auf der Burg zu hören sein und nur hier. Es gibt außerdem einen literarisc­hen Brunch, der sich etabliert hat. Dafür haben wir schon gut Karten verkauft. Eigentlich sollte das Thüringer Literarisc­he Quintett auftreten, doch es wird ein Quartett sein, weil Hans-Jürgen Döring verstorben ist. Er hatte sich auf politische­r Ebene sehr dafür eingesetzt, dass die Literaturt­age gefördert werden.

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Foto: Constanze Alt
Professor Günter Stein. Foto: Constanze Alt

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