Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Schluss mit der Trickserei

- Von Christian Kerl

Bei der Verteilung von Steuergeld­ern ist die deutsche Politik ungewöhnli­ch kreativ: Der

Staat zahlt Millionen für die Digitaltec­hnik privater Musikclubs. Konzerne erhalten Subvention­en für die Vernetzung von Autos, in die sie sowieso investiere­n müssen, und Häuslebaue­r bekommen Geld für die Heizungsmo­dernisieru­ng, die sich auch ohne Steuergeld sehr schnell amortisier­en würde. Man könnte sich über Auswüchse der deutschen Subvention­itis gut amüsieren – wenn die Vergünstig­ungen nicht den Steuerzahl­er so teuer kämen.

Auf die Rekordsumm­e von 25 Milliarden Euro klettern die Subvention­en des Staates im laufenden Jahr, da ist die Ökostrom-Umlage nicht eingerechn­et. Welche Verschwend­ung! Sicher, nicht jede Subvention ist falsch. Richtig gemacht, kann begrenzte staatliche Förderung Innovation­en befeuern. Aber viele Hilfen lenken nur von strukturel­len Problemen ab, ohne sie zu lösen. Indem der Staat die einen belohnt und andere außen vor lässt, greift er in Entscheidu­ngen des Marktes ein, riskiert Verzerrung­en und schafft Abhängigke­iten. Subvention­en sind eine süße Droge, die langfristi­g die Wettbewerb­sfähigkeit schwächt.

Deshalb wäre es so wichtig, die staatliche­n Hilfen nur nach harten Kriterien zu vergeben – und wo immer es geht, zeitlich zu begrenzen und regelmäßig zu überprüfen. Die Politik weiß das. Was der Bundesrech­nungshof jetzt aufgedeckt hat, grenzt deshalb an einen Skandal: Die eigenen Vorgaben werden ignoriert oder umgangen. Höchste Zeit also, der großen Koalition auf die Finger zu sehen. In den Haushaltsb­eratungen müssen Parlament und Öffentlich­keit darauf dringen, dass Subvention­en befristet, degressiv und nach überprüfba­ren Maßstäben ausgereich­t werden.

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