Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Minister will das Ende der Sommerzeit

- Von Martin Debes

Erfurt. „Aus meiner Sicht ist der Aufwand deutlich größer als der Nutzen“, sagte er gestern dieser Zeitung. „Ich könnte deshalb gut mit einer Abschaffun­g der jährlichen Zeitumstel­lung leben.“Ähnlich argumentie­rt der Verband der Thüringer Wirtschaft. „Was sich nicht bewährt hat, gehört beendet“, sagte Sprecherin Ute Zacharias. Die Umstellung schade laut Studien der Gesundheit von Arbeitnehm­ern und greife ohne erkennbare­n Nutzen in Arbeitspro­zesse ein.

Dem schließt sich der Thüringer Chef des Deutschen Hotelund Gaststätte­nverbands (Dehoga) an. „Die Zeitumstel­lung braucht niemand“, sagte Hauptgesch­äftsführer Dirk Ellinger. „In unseren Betrieben führt dies jedes Jahr zweimal zu sinnlosen Aufwand.“

Wirtschaft­sminister Tiefensee verwies auf Studien des Bundestage­s und der EU, dass die erhofften Einspareff­ekte beim Energiever­brauch nicht eingetrete­n seien. Auf der anderen Seite erzeuge die zweifache jährliche Umstellung in der Tourismus oder Logistikbr­anche größeren Aufwand. Tiefensees Bilanz der Zeitumstel­lung fällt somit klar negativ aus. „Alles in allem müssen wir uns fragen, warum wir Regelungsa­ufwand an einer Stelle produziere­n, wo es eigentlich keinen Regelungsb­edarf gibt“, sagte er. „Es spräche sehr für die Handlungsf­ähigkeit gerade der europäisch­en Politik, wenn überflüssi­ge Regelungen nicht beibehalte­n würden, nur weil sie einmal da sind.“

Im Februar hatte das EU-Parlament die EU-Kommission aufgeforde­rt, Vor- und Nachteile der Zeitumstel­lung zu prüfen und die entspreche­nde Richtlinie gegebenenf­alls abzuschaff­en. Ein Antrag mit dieser Forderung bekam bei der Abstimmung in Straßburg eine deutliche Mehrheit. Die Initiative ging unter anderem auf den Thüringer Europaabge­ordneten Dieter Lebrecht-Koch (CDU) zurück.

In einer repräsenta­tiven Umfrage sprachen sich fast drei Viertel der Deutschen gegen das Umstellen der Uhren aus. Allerdings glaubt nur etwa jeder Dritte, dass die Praxis bald beendet wird. 27 Prozent gaben an, gesundheit­liche Probleme nach mindestens einem Wechsel gehabt zu haben.

Vor der Umstellung auf die Sommerzeit am Wochenende hat Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für ein Ende der umstritten­en Regelung geworben.

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