Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Anschlag auf Spion: Moskau will in Ermittlung­en eingebunde­n werden

Außenminis­terium bestreitet Vergiftung des Ex-Doppelagen­ten Sergej Skripal mit russischem Kampfstoff

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ist. Bei dem Fall in Großbritan­nien sei dies aber nicht eingetrete­n, erklärte er am Mittwoch in Moskau.

Die russische Regierung will Einsicht in die Proben vom Tatort bekommen. „Laden Sie Russland ein, legen Sie alle Fakten offen. Wir versichern Ihnen, die Wahrheit herauszufi­nden.“Sein Land werde die Ergebnisse weiterer Experten-Untersuchu­ngen des in Salisbury gefundenen Kampfstoff­s nicht vorbehaltl­os anerkennen. Nach Angaben von Jermakow gebe es nur zwei Möglichkei­ten. Entweder seien die britischen Behörden unfähig, ihr Territoriu­m gegen Terrorakte zu schützen. Oder sie seien an der Regie des Anschlags beteiligt gewesen.

Der russische Ex-Agent Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos aufgefunde­n worden. Ihr Zustand soll kritisch sein. Die britische Regierung macht Russland für den Anschlag verantwort­lich. Angeblich wurden die beiden mit dem in der Sowjetunio­n entwickelt­en chemischen Kampfstoff „Nowitschok“vergiftet.

Die russische Seite gab zumindest indirekt zu, dass das Giftgas „Nowitschok“existiere. Igor Kirillow, der Kommandeur der russischen Streitkräf­te für radioaktiv­e, chemische und biologisch­e Abwehr, verwies auf ein Buch des russischen Chemikers Wil Mirsajanow über Moskaus Chemiewaff­en-Programm. Darin sei die chemische Formel von „Nowitschok“enthalten, die Synthese sei genau beschriebe­n. Jeder Chemiker könne den Kampfstoff mit der nötigen Ausrüstung herstellen.

Zuvor hatten der stellvertr­etende Außenminis­ter Sergei Rjabkow sowie Russlands UNBotschaf­ter Wasili Nebensja nahezu wortgleich erklärt, in Russland sei niemals eine chemische Waffe unter der Bezeichnun­g „Nowitschok“entwickelt worden. Dagegen betonte außer Mirsajanow auch der russische Chemiker Wladimir Ugljew, zur Gruppe „Nowitschok“gehörten vier Stoffe. Sie seien zwischen 1960 und 1980 in Schichany an der Wolga entwickelt worden. Ugljews früherer Kollege Leonid Rink sprach von einem „Chemiewaff­ensystem“, das unter dem Namen „Nowitschok-5“an die russischen Streitkräf­te geliefert worden sei. (mit dpa)

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