Ostthüringer Zeitung (Bad Lobenstein)

Die Pleiteliga

Mindestens neun Vereine in der . Fußball-Liga haben finanziell­e Probleme. Die Clubs riskieren viel, sie fordern gleichzeit­ig mehr Unterstütz­ung vom DFB

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Härte beim FC Rot-Weiß Erfurt zeigt. Der Tabellenle­tzte hat angesichts von acht Millionen Euro Schulden einen Insolvenza­ntrag gestellt. Der einzige Verein, der seit Liga-Gründung dabei ist, steht damit praktisch als erster Absteiger fest. Den Schritt einer geordneten Insolvenz hatten vergangene Saison bereits der VfR Aalen und der FSV Frankfurt unternomme­n.

Die Finanznöte der Vereine sind nicht neu. Sie kratzen schon länger am Image der 3. Liga, die in der öffentlich­en Debatte auch mal als „Pleiteliga“abgestempe­lt wird. Die Gründe werden auf beiden Seiten gesucht – beim Verband, aber auch bei den Vereinen. Der gebürtige Jenaer Ronald Maul nimmt die Clubs in die Pflicht, wenn es um die Personalko­sten geht. „Jeder muss sich genau überlegen: Was habe ich zur Verfügung? Und welches Risiko gehe ich ein?“, sagt der Geschäftsf­ührer des SV Meppen. „Ich bin mir sicher, dass generell ein Umdenken in den einzelnen Vereinen stattfinde­n muss.“ Der Ex-Profi spricht eine Praxis an, die sich in der 3. Liga regelmäßig beobachten lässt. Manche Vereine planen mit mehr Geld, als sie zur Verfügung haben. Diese Probleme könnten nicht pauschal der Spielklass­e zugeschrie­ben werden, heißt es vom DFB, „sondern sind oftmals auch der zu hohen Risikobere­itschaft mancher Clubs geschuldet.“Diese ist offenbar bei Vereinen in Ostdeutsch­land besonders groß. Der FC Carl Zeiss Jena und der FC Hansa Rostock sind stark abhängig von Investoren, die zuletzt auf Forderunge­n in Millionenh­öhe verzichtet­en. Beim Halleschen FC setzt man auch auf kreative Wege, wie etwa ein Benefiz-Schnitzele­ssen, um die Etat-Lücke von rund 1,5 Millionen Euro zu schließen. Beim Chemnitzer FC mussten die Stadt und ein Energiekon­zern mit Millionen-Beiträgen aushelfen.

Das sind nur Auszüge einer Liste, die sich bundesweit durch Vereine wie den SC Paderborn, den Karlsruher SC, Preußen Münster oder den VfL Osnabrück ergänzen lässt. Die schwarze Null – sie scheint für manche Clubs in dieser Liga kaum realisierb­ar. Dahinter verbirgt sich meist ein Zusammensp­iel von eigenen Fehlern und einer strukturel­len Kritik, die von den Vereinen geäußert wird. „In der 3. Liga ist es nicht möglich, Gewinne einzufahre­n. Die Zukunft von Hansa Rostock kann nicht die 3. Liga sein“, sagte der Vorstandsv­orsitzende Robert Marien auf der letzten Mitglieder­versammlun­g.

Ein besonderes Anliegen der Vereine in dieser Strukturfr­age sind die Fernsehgel­der. „Ich glaube, dass wir in der 3. Liga den gleichen Aufwand haben, eher mehr – wir haben ja noch zwei Mannschaft­en mehr dabei. Aber die Fernsehgel­der sind halt das Zehnfache weniger“, sagt der Sportvorst­and des Tabellendr­ittletzten Chemnitzer FC, Steffen Ziffert. Die Drittligis­ten erhalten vom DFB in dieser Saison 12,8 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Fußball Liga verteilt an die 36 Erstund Zweitligis­ten rund eine Milliarde Euro.

Trotz aller Kritik beweisen einige Vereine aber auch, dass eine positive Entwicklun­g möglich ist. Als Vorzeigebe­ispiel dient oftmals der 1. FC Magdeburg, der auch von hohen Zuschauerz­ahlen profitiert. Auch beim Aufsteiger SV Meppen schreiben sie schwarze Zahlen. „Wir sind in der Lage, unsere Kosten zu decken. Wenn jeder damit anfängt, wäre das sicherlich ein Schritt nach vorne“, sagt Ronald Maul, der beim Aufsteiger die Unterstütz­ung durch die Stadt und den Landkreis betont. (dpa)

Risikobere­itschaft mancher Klubs zu hoch

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Samir Benamars Drittliga-Verein Rot-Weiß Erfurt ist einer von neun Vereinen mit finanziell­en Problemen. Foto: Sascha Fromm

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