Ostthüringer Zeitung (Gera)

Den Anschluss verloren

- Von Matthias Thieme

Der Bundesmini­ster für Verkehr und digitale Infrastruk­tur, Alexander Dobrindt (CSU), wollte in Deutschlan­d das schnellste und intelligen­teste Netz der Welt aufbauen. Nur so könne der Vorsprung in Technologi­e und Wohlstand gehalten werden, sagte Dobrindt. Das war bereits im Jahr 2013. Fast vier Jahre später, spricht der Minister von Deutschlan­d als „Spitzennat­ion“und „Frontrunne­r“beim Ausbau der Netze.

Woher Dobrindt seinen Optimismus nimmt, bleibt aber schleierha­ft. Denn bei der Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit des Internets liegt Deutschlan­d im Länderverg­leich auf Platz 25. Weit hinter Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Lettland. Die Bemühungen des Ministers haben wenig Früchte getragen. Deutschlan­d ist beim Netz-Ausbau trotz allen Ankündigun­gen ein Entwicklun­gsland geblieben. Vom besten Netz der Welt kann nicht die Rede sein.

Doch der Aufbau einer leistungsf­ähigen Netz-Infrastruk­tur ist eine wichtige Aufgabe für ein Land, dessen Industrie zunehmend digital funktionie­rt. Deshalb werden Glasfasera­nschlüsse zu allen Haushalten und Unternehme­n bald so wichtig sein wie ein Wasser- oder Stromansch­luss, meint der Bundesverb­and Breitbandk­ommunikati­on. Doch nur rund sieben Prozent aller deutschen Haushalte verfügen über einen Glasfasera­nschluss – in Lettland sind es mehr als 70 Prozent.

Gestern hat der Minister die Finanzieru­ng für die Verlegung von rund 84 000 Kilometer Glasfaserk­abel angekündig­t. Um Deutschlan­d flächendec­kend mit den schnellen Anschlüsse­n zu versorgen, bräuchte es ungefähr eine Million Kilometer Glasfaser, rechnet der Branchenve­rband Bitkom vor.

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